Warum ist Gegenwartsliteratur so viel schlechter?

7 Antworten

Ich weiß nicht wo ich das aufgeschnappt habe, ich glaube in Metaphysik der Sitten von Immanuel Kant.
Es ging darum, dass alles simplifiziert wird.

Lesen wird zum Zeitvertreib und nicht mehr als Mittel genutzt, um den Geist weiterzuentwickeln.

Als Beispiel, kauft man einen Roman, steigt in den Zug ein und wirft ihn dann am nächsten Bahnhof weg.

Man nimmt sich keine Zeit mehr zum lesen, alles muss simpel sein.

Das erkennen wir auch in Film und Musik.
https://youtu.be/nuGt-ZG39cU

https://youtu.be/oj8JK6c5x3M

wie viele filme und Lieder sehen und hören wir, die wir nächstes Jahr wieder vergessen?

Wir strengen unseren Geist nicht mehr an, um komplexe Stücke zu verstehen.

Alles wird ein Mittel, um der Welt zu entfliehen, die Probleme zu kompensieren und den Alltag zu überstehen.

Die Simplifizierung des Alltags, ist die Einschränkung unseres Geistes.
Wir werden zu dem, was wir konsumieren.

Schau wie beliebt TikTok, YouTube und Instagram Sind.
Diese Plattformen rauben unsere Individualität.

Wir werden zu einer Maschine.

Ein Algorithmus bestimmt unsere Laune, unser Wissen, unser Leben.

Ich schreibe selbst, ich mach ein Fernstudium für kreatives Schreiben und ich bin alles andere als ein Literaturkritiker.
Aber ich merke auch in meinem Studium, dass die anderen Studenten es sich teilweise sehr leicht machen.
Sie haben eine Idee und sind so davon überzeugt, aber es nicht ihre Idee.
Sie produzieren ein reines cliche.

Eine Arbeit, ein Buch, welches durch ihr Umfeld geformt wurde.

Die Glaubenssätze, die Geschichten, der Humor, alles basiert aus dem Mischmasch, den sie irgendwo aufgegriffen haben.

Es entsteht wenig Originalität.

Dadurch, dass dann solche cliches und einfachen Werke, so leicht aufzunehmen sind, sind sie wirtschaftlich betrachtet, für eine breitere Masse.

Das Niveau sinkt sukzessiv und niemand erträgt Originalität.

Ich hoffe, wenn ich Bücher veröffentlichen werde in den nächsten Jahren, dass ich eine gewisse Originalität zurück bringe, in die Welt der Literatur.

Nordwendekreis 
Fragesteller
 16.08.2022, 15:37

Ich hätte es auch so erklärt, hätte man mich genötigt. Gerade das Handy zerstört die Aufmerksamkeitsspanne. Es dauert doch ein wenig, die Fähigkeit zu entwickeln, hohe Lyrik lesen und erkennen zu können.

Danke!

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Marco79100  16.08.2022, 15:48
@Nordwendekreis

Unser Hirn ist einfach sehr damit überfordert, etwas mit so einem Überfluss von Informationen anzufangen.

Ich meine, unsere Jobs, unsereLeben bestehen aus einer Routine.

Wir stehen auf, essen, machen uns frisch, fahren zur Arbeit, kommen zurück, Vlt machen wir Sport, essen wieder, verbringen Vlt etwas Zeit mit Freunden, gehen schlafen und wiederholen das ganze, 5 Tage die Woche.

Der Geist langweilt sich, aber das ist keine gute langweile, wo wir einen neuen Weg finden müssen, um uns zu beschäftigen.
Sondern es ist die langweile der Überforderung.

Unser Körper wird so voll geballert, mit Dopamin und Zucker, dass wir gar keine Motivation mehr haben, auf Abenteuer zu gehen.

Deine Beispiele sind Klasse.
Vor allem die Leiden des jungen Werthers, mein absolutes Lieblingsbuch.

Man muss einen gewissen Wortschatz besitzen, um diese Bücher zu verstehen und nicht nur das, man muss die Philosophie verstehen, die verwendet wird.

Das macht den ganzen Prozess kompliziert.

Die meisten Menschen haben keine Ahnung von den Konzepten, die geschrieben wurden.

Das heißt, sie lesen ein Stück und verstehen schon nicht mehr, was passiert.

Wenn man sich Mühe gibt, dann setzt man sich mit allen Konzepten auseinander, Bilder sich weiter, liest das Buch erneut und versteht es.

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LottaKirsch  16.08.2022, 15:37

Deine Kommasetzung ist jedenfalls schon originell...

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Marco79100  16.08.2022, 15:43
@LottaKirsch

Darf ich fragen, welche Sätze sie explizit meinen, bei denen ich einen Haupt und Nebensatz fälschlicherweise mit einem Komma getrennt habe?

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LottaKirsch  16.08.2022, 16:06
@Marco79100

Aber klar und gerne! Ich korrigiere insgesamt auf Sprachrichtigkeit:

Ich weiß nicht, [Komma] wo ich das aufgeschnappt habe, ich glaube in Metaphysik der Sitten von Immanuel Kant.

Als Beispiel [kein Komma] kauft man einen Roman, steigt in den Zug ein und wirft ihn dann am nächsten Bahnhof weg. [Besser: Zum Beispiel kauft man ...]

Man nimmt sich keine Zeit mehr zum Lesen, alles muss simpel sein.

Wie viele Filme und Lieder sehen und hören wir, die wir nächstes Jahr wieder vergessen?

Die Simplifizierung des Alltags [kein Komma] ist die Einschränkung unseres Geistes.

Schau, [Komma] wie beliebt TikTok, YouTube und Instagram sind.

Sie produzieren ein reines Klischee.

Die Glaubenssätze, die Geschichten, der Humor, alles basiert auf dem Mischmasch, den sie irgendwo aufgegriffen haben.

Dadurch, dass dann solche Klischees und einfachen Werke [kein Komma] so leicht aufzunehmen sind, sind sie wirtschaftlich betrachtet [kein Komma] für eine breitere Masse. [Oder: ..., sind sie, wirtschaftlich betrachtet, für eine breitere Masse.]

Ich hoffe, wenn ich Bücher veröffentlichen werde in den nächsten Jahren, dass ich eine gewisse Originalität zurückbringe [kein Komma] in die Welt der Literatur.

Ich möchte dir – du darfst mich bitte auch duzen – auch gerne noch ein paar Schreibtipps mitgeben:

  • Verallgemeinere nicht. Du schreibst oft von "wir"; damit verprellst du Menschen, die das nicht so sehen. Die lesen "wir" und "uns", und wenn sie auch in nur einem Punkt nicht übereinstimmen, hast du eine Gegenseite, weil sie gegen das "Wir" protestieren. Gleiches gilt für "man" und "die anderen".
  • Achte darauf, welche Schlüsse du ziehst und ob diese überhaupt schlüssig sind.
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Nordwendekreis 
Fragesteller
 16.08.2022, 15:42

Ich freue mich darauf, was Sie schreiben werden!

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Alle hohe Literatur, die der Mensch braucht, findet er in der Bedienungsanleitung für seinen Rasenmäher, den Rest hau zum Teufel.

Wer hat so einen Wortschatz wie Goethe?

Ich wage zu behaupten, dass unser Wortschatz heute sehr viel größer ist. Wir kennen Unmengen von Gegenständen und Fachbegriffen, die es vor zweihundert Jahren noch nicht gab.

Ich schreibe einen Roman (ganz ohne den Ehrgeiz, große Gegenwartsliteratur zu schaffen) und musste feststellen, dass ich ohne Anglizismen leider nicht auskomme. Man könnte natürlich Mobiltelefon statt Smartphone schreiben (Goethe kannte beides nicht), aber aus der Computermaus kann ich keine Rechnermaus machen. Die Schönheit der Sprache muss sich der inhaltlichen Aussagekraft beugen.

... und dann tröste ich mich damit, dass der berühmte Sachse im Faust "neige" auf "Schmerzenreiche" reimte... ;-)

Nordwendekreis 
Fragesteller
 16.08.2022, 16:05
Die Schönheit der Sprache muss sich der inhaltlichen Aussagekraft beugen

Ja!,- und Gegenwartsliteratur hat meistens keinen Inhalt.

Ich wage zu behaupten, dass unser Wortschatz heute sehr viel größer ist. Wir kennen Unmengen von Gegenständen und Fachbegriffen, die es vor zweihundert Jahren noch nicht gab.

Ich dachte das auch mal! Gerade da wir ja auch mehr als nur Anglizismen haben, man schnappt auch jugo und türkisch und arabisch auf. Doch auch da können wir Goethe nicht das Wasser reichen: Goethe konnte freilich Latein, Griechisch und Hebräisch, als Bildungssprachen, hinzu noch Französisch, Italienisch, Englisch und "Judendeutsch". Dazu nutze Goethe auch Botanik und Philosophie Jargon. Ebenfalls waren ihm arabische Wörter bekannt und islamische Religionskonzepte nicht fremd.

Wobei man aber auch die Größe eines Autors nicht pur am Wortschatz messen kann; jedoch ist es bei Goethe schon interessant, weil er diese Wörter auch benutzt hat (er hat eine Abhandlung über Botanik geschrieben, usw.)

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LottaKirsch  16.08.2022, 16:18
@Nordwendekreis

Was überdauert denn die Jahrhunderte? Das Beste – oder die Besten, damals wie heute und das wird auch in Zukunft so bleiben. Was nicht gut ist, wird in der Versenkung verschwinden; was gut ist, wird bleiben und vertritt die Gegenwartsliteratur, die dann irgendwann vielleicht Literatur vom Ende des 20. bzw. vom Anfang des 21. Jahrhunderts genannt wird.

Was heute anders ist: (Fast) jeder Mensch kann schreiben (und lesen!!), (fast) jeder Mensch kann was auch immer veröffentlichen. Früher musste man lesen können und es sich auch leisten können zu lesen; heute muss man eben die Perlen zwischen all den Plastikkügelchen suchen – so hat jede Zeit ihre Herausforderungen. Dass es heute weniger qualitative Texte gibt oder die Texte keinen Inhalt hätten, wage ich doch aber arg zu bezweifeln!

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Corinna2015  16.08.2022, 16:40
@LottaKirsch

Ja, "Perlen zwischen Plastikkügelchen", das ist ein guter Vergleich.
Ich denke manchmal, dass es da draußen in der Flut von Veröffentlichungen bestimmt viele Werke geben müsste, die mir gefallen würden. Aber ich mag nicht auf einer Selfpublishing-Plattform in 1000 Bücher hineinlesen, die mir überhaupt nicht gefallen, um hoffentlich auf eines zu stoßen, das mir richtig gut gefiele.
Oder auf Youtube 50 Poetry-Slam-Werke anhören, die holprig sind und unter die Gürtellinie gehen, um hoffentlich auf ein schönes, sprachlich hochwertiges Werk zu stoßen.

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Nordwendekreis 
Fragesteller
 16.08.2022, 16:57
@LottaKirsch

Glaubst du nicht, dass auch dadurch das so viele lesen können, der Geist anfängt zu stinken?

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LottaKirsch  16.08.2022, 21:05
@Nordwendekreis

Was ist das denn für eine überhebliche Haltung, die du dir im Übrigen noch nicht einmal leisten kannst?!

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Vielleicht verläuft das ja in Wellen. Im 18. Jh. war in der Kultur
eine Menge los, vielleicht gibt es nicht jedes Jahrundert
einen Goethe. Übrigens würde ich Albernheiten wie Harry Potter
nicht in einem Satz mit dem "Faust" nennen.

Nordwendekreis 
Fragesteller
 16.08.2022, 16:09

Hoffentlich! Und ja, das ist gerade das, wo es sich zeigt, finde ich: zu Goethes Zeiten meinten sie ja auch alle, sie schreiben so viel schlechter als die Griechen. Doch sie wagten den Vergleich! Heute kann man einen Fitzek, Günter Grass, eine Juli Zeh und J.K. Rowling, garnicht mit Klassikern, dreimal nicht mit Griechen vergleichen, das ist total absurd.

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So das letzte, was ich aus dem vorigen Jahrzehnt las, war "Bleeding Edge" von Thomas Pynchon ~ da steckt viel tiefsinniges drin und ist umfangreich. Wie man das kürzen sollte, wüßte ich nicht ...