Warum gibt es in Europa mehr Menschen mit blauen Augen als anderswo auf der Welt?

6 Antworten

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Wie die anderen schon geschrieben haben trat die Mutation für blaue Augen wahrscheinlich so vor 6-10000 Jahren einmal auf und verbreitete sich dann in Europa.

Deine Frage lautet ja warum in Europa so viele blauäugige Menschen vorkommen. Die entsprechende Mutation trat, wie die meisten Mutationen zufällig auf. Sie bot aber unter bestimmten Bedingungen einen Evolutionsvorteil, sonst hätte sie sich nicht so verbreiten können.

Der evolutive Vorteil von blauen Augen ist der gleiche wie der von heller Haut. In Regionen, in denen die Sonneneinstrahlung nicht so hoch ist, beispielsweise in Nordeuropa, hilft die Pigmentarmut die Sonnenstrahlen besser für die lebenswichtige Vitamin D Produktion auszunutzen. Daher sieht man auch, je weiter man in Europa nach Norden geht immer mehr Blauäugige. Die Mutation scheint nur extrem selten (vielleicht bisher nur ein einziges Mal) vorzukommen und man vermutet, dass alle Menschen mit blauen Augen von einem ein und demselben Menschen abstammen. Daher sind die anderen nordischen Völker außerhalb Europas meist mit braunen Augen ausgestattet.

DringendeFragen 
Fragesteller
 13.09.2014, 07:59

Wenn ich die jeweiligen Mechanismen richtig verstehe, dann sind aber die auf Evolutionsvorteilen beruhende natürliche Selektion und der auf reinem Zufall basierende Gendrift gegenläufige Mechanismen, oder? Man muss sich für eine Erklärung Entscheiden und kann die beiden Ansätze nicht zu einer Erklärung zusammenführen?

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Takezo  13.09.2014, 08:12
@DringendeFragen

Das ist ganz einfach unter einen Hut zu bringen:

Erst kommt die zufällige Mutation, die sich auch phänotypisch auswirkt. In deinem Fall: blaue Augen.

Dann hat diese Mutation zumindest mal keinen wesentlichen Nachteil gehabt und der betroffene Mensch überlebt und kann sich fortpflanzen. Das Allel oder die Allele, die für blaue Augen zuständig sind können sich also weiter verbreiten. Die Allelhäufigkeit erhöht sich also (= Gendrift).

Zu diesen zufälligen Ereignissen kommt dann noch der Selektionsdruck, der dafür sorgt, dass die Mutation nicht nur nicht ausstirbt sondern sich in manchen Regionen sogar vorteilhaft auswirkt.

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DringendeFragen 
Fragesteller
 13.09.2014, 08:50
@Takezo

Ok. Das klingt wirklich sehr gut. Eine Antwort oben meinte ja, dass die blauen Augen selbst kein Fortpflanzungsvorteil seien, sondern lediglich die hellere Hautfarbe. Kann man das dann so sagen, dass der Selektionsdruck dazu geführt hat, dass Menschen mit hellerer Hautfarbe Fortpflanzungsvorteile hatten, die blauen Augen aber nur mutationsbedingtes "Nebenprodukt" waren (wg. benachbarter/gleicher Allele)?

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Takezo  13.09.2014, 08:55
@DringendeFragen

Es wird schon vermutet, dass wenn mehr Sonnenlicht durch das Auge strahlt, die Vitamin D Produktion erhöht wird. Das wäre der gleiche Effekt wie bei der Sonneneinstrahlung auf der Haut. Zumal die Augen ja auch, im Gegensatz zur Haut meist nicht durch Kleidung verdeckt ist. Ob das jetzt wissenschaftich erwiesen ist weiß ich aber nicht.

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DringendeFragen 
Fragesteller
 13.09.2014, 09:05
@Takezo

Verstehe. Wobei die Bekleidung des Körpers ja eine relativ neue Erscheinung ist und die unterschiedliche Pigmentierung ja wohl damit zusammenhängt, dass der Vormensch sein Fell abgelegt hat. Gibt es noch ein Erklärung weshalb die Mutation "blaue Augen" so extrem selten auftritt?

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Takezo  13.09.2014, 13:19
@DringendeFragen

Bisher sind 3 Gene bekannt, die an der Ausprägung der Augenfarbe beteiligt sind. Wahrscheinlich gibt es aber noch mehr. Es ist wahrscheinich, dass nicht nur eine bestimmte Mutation in diesen Genen für "Blau" verantwortlich ist sondern mehrere bis viele. Bei der Augenfarbe blau liegt wahrscheinich eine Kombination von mehreren ganz bestimmten Mutationen vor. Je mehr Mutationen an solch einem Phänotyp beteiigt sind, umso seltener tritt der Phänotyp auf. Man hat es bis jetzt aber nicht geschafft alle notwendigen Mutationen nachzuweisen.

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Hallo, DringendeFragen. Die Europeans sind mehr oder minder alle miteinander verwandt - Hauptlinie Kelten - Pikten, Bretonen, sog. Germanen = wieder Celtics usw. und so fort, lG.

DringendeFragen 
Fragesteller
 11.09.2014, 23:51

Heißt das des gab mal einen mit blauen Augen und das hat sich einfach so fortgesetzt weil alle mehr oder minder miteinander verwandt sind?

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Blaue Augen korrelieren mit allgemein geringerer Pigmentierung (auch in Haar und Haut). Das liegt daran, dass in Ländern mit höherer Sonneneinstrahlung mehr Melanin von Vorteil ist (besserer Sonnenschutz), in Ländern mit weniger Sonne braucht man hellere Haut, damit das Sonnenlicht nicht zu stark abgeschirmt wird (Vitamin D-Bildung).

DringendeFragen 
Fragesteller
 12.09.2014, 21:48

Danke für die Antwort. Aber müssten dann nicht in ähnlichen Breiten (Nordamerika, Asien, Südafrika, Südamerika, Australien) blaue Augen ähnlich verbreitet sie wie in Europa? Das ist ja nachweislich nicht der Fall.

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botanicus  12.09.2014, 21:52
@DringendeFragen

Nein. Die Pigmentierungsunterschiede wurden in Europa und Afrika evolviert, und mit dieser genetischen Ausstattung sind die Menschen dann um die Welt gezogen. Die Wanderungen waren weit schneller als die Entwicklung der genetischen Unterschiede vorher.

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DringendeFragen 
Fragesteller
 12.09.2014, 22:19
@botanicus

Ok. Verstehe. Ich weiß nicht ob du die Antwort von KarlVincent und dem Gendrift gelesen hast. Er meint ja, dass die blauen Augen keinen Vorteil mit sich bringen, die regionalen Unterschiede mit dem Gendrift quasi als perpetuiertes Zufallsprodukt entstanden sind. Kann man das mit dieser Erklärung irgendwie in Zusammenhang bringen? Also wenn ich deine Antwort richtig verstehe sind ja die blauen Augen selbst auch kein genetischer Vorteil, sondern nur die schwach pigmentierte Haut.

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botanicus  12.09.2014, 22:22
@DringendeFragen

Im Grunde ja, aber die Pigmentierungen von Haut, Haar und Augen korrelieren miteinander, da es im Wesentlichen die selben Gene sind.

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DringendeFragen 
Fragesteller
 12.09.2014, 22:33
@botanicus

Ich versuche nur eure Erklärungen zusammenzubekommen. Ich kann es mir irgendwie so erklären, dass es nacheinander erfolgte Emtwicklungen sind. Zunächst die grundsätzliche Anpassung der Pigmentierung als mittelbarer Fortpflanzungsvorteil aufgrund der besseren Vitamin-D-Aufnahme. Und als jüngere Entwicklung die Mutation (denn es scheint ja eine von vielen Mutationen zu sein, die sich eben regional in Europa ereignet hat) mit der blauen Augenfarbe und dem von KarlVincent beschriebenen Gendrift. Fügt sich das so?

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Blaue Augen sind nicht weiter von Vorteil. Menschen mit blauen Augen haben keine Pigmente in den Augen. Anscheinend entstand diese Mutation erst vor 6000 Jahren in Asien (am Schwarzen Meer) Mutationen, die weder von Vorteil noch von Nachteil sind, können sich zufällig durchsetzen. Das heißt Genetische Drift. Irgendwann sind die Völker dann Richtung Westen nach Europa eingewandert (und rein zufällig nicht nach Süden gewandert.)

Die Römer, also um Christi Geburt, kannten überhaupt keine blauen Augen, und als sie dann in Germanien solche Menschen sahen, haben sie einen Schreck bekommen.

Wikinger=Waräger waren wohl überwiegend blauäugig.

http://www.manfredhiebl.de/Anthropologie/Vererbung_der_Augenfarbe.pdf

(Das soll ein Link sein. Ich muss irgendwann mal lernen, wie man einen Link in den Text baut, aber nicht heute.)

KarlVincent  12.09.2014, 19:45

Ah, hat doch geklappt. Und der zweite Link heißt "Das Geheimnis der blauen Augen", findet man auf welt.de

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DringendeFragen 
Fragesteller
 12.09.2014, 20:21

Alles klar. Das beantwortet meine Frage ja ziemlich umfassend. Ich gehe mal davon aus, dass die Ausprägung der Haplotypen und Haplogruppen auch bloßer Zufall ist?

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Ich denke mal, dass das damals mal in Europa ne Mutation oder sowas war, und dort haben sich die Menschen dann halt gepaart, sodass heute eher Europäer blaue Augen haben..

DringendeFragen 
Fragesteller
 11.09.2014, 23:45

Aber in Asien/Afrika/Amerika wird es ja auch solche Mutationen gegeben haben. Warum gibt es dann in Europa so viele?

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german4rock  11.09.2014, 23:51
@DringendeFragen

Dass kann man so nicht sagen, nur weil es eine gegeben hat, muss es nicht überall eine geben...

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Popoh  11.09.2014, 23:54
@DringendeFragen

Na weil es in europa nachweislich einen kleineren genpool gibt! Eine mutation unter weniger geschlechtspartnern bedingt zwangsläufig eine höhere wahrscheunlichlichkeit, dass eine zufälllige mutation (wir blaue augen) sich weitervererbt.

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DringendeFragen 
Fragesteller
 11.09.2014, 23:57
@german4rock

Aber es ist so, dass die Leute mit blauen Augen immer weniger werden. Wie passt das denn dann zusammen? Ist die Mutation in Europa besonders vorteilhaft und hat sich deshalb durchgesetzt?

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german4rock  11.09.2014, 23:59
@Popoh

Klingt wirklich total plausibel ;)

Ein Mensch in Europa hat die Mutation, paart sich mit anderen, deren Nachkommen haben aufgrund des niedriegeren Genpool mit hoher Wahrscheinlichtkeit auch diese Mutation, und das verbreitet sich natürlich...

Bei Paarungen zwischen Europäern und Afrikanern z.B, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, weil diese wieder einen größeren Genpool haben

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DringendeFragen 
Fragesteller
 12.09.2014, 00:00
@Popoh

Kannst du das mit dem Genpool irgendwie beweisen? Warum so der in Europa kleiner sein als anderswo? Das überzeugt mich irgendwie nicht.

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german4rock  12.09.2014, 00:02
@DringendeFragen

Ehrlcih gesagt kenne ich da keine Statistik, aber auf Grund der Einwanderung vieler Afrikaner oder Asiaten, die sich dann nach und nach mit Europäern paaen werden diese Nachkommen wohl alle keine blauen Augen haben, und deren Kinder paaren sich wiederum evt mit Blauäugigen, und deren Kinder werden wahrscheinlich auch dunkle Augen haben...Das wäre zumindest so zu erklären, ob es dann in der Praxis so aussieht, weiß ich leider nicht...

Mutationen müssen nicht immer vorteilhaft sein ;)

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DringendeFragen 
Fragesteller
 12.09.2014, 00:05
@german4rock

Aber es gibt ja dominante und rezessive Gene. Sind die Gene mit dem blauen Augen dominant und konnten sich deswegen durchsetzen?

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german4rock  12.09.2014, 00:05
@DringendeFragen

Popoh schrieb das ja und da glaube ich ihn wohl.

Die Gene sind von uns überall anders, z.B. haben so gut wie alle Bevölkerungsgruppen ein Teil des Neandertalergens in sich, außer die Menschen aus dem Süden Afrikas.

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DringendeFragen 
Fragesteller
 12.09.2014, 00:22
@german4rock

Aber warum gibt es dann auf der Welt mehr Menschen mit dunklen Augen und der Anteil an Blauäugigen sinkt?

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DringendeFragen 
Fragesteller
 12.09.2014, 00:25
@german4rock

Ich weiß nicht. Ohne Quelle überzeugt mich Popohs Argument nicht. Das mit dem kleineren Genpool will sich mir nicht ohne weiteres erschließen.

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DringendeFragen 
Fragesteller
 12.09.2014, 00:40
@german4rock

Also es ist ja so, dass ich diejenigen Mutationen durchsetzen die irgendwie vorteilhaft sind oder? Und die blauen Augen haben sich ja zeitweilig in Europa verbreitet. Das müsste ja bedeuten, dass das in irgendeiner Form vorteilhaft sein muss blaue Augen zu haben oder?

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Takezo  13.09.2014, 08:05
@DringendeFragen

Zu Frage 1: Weil sich durch Durchmischung die Augenfarbe braun schon aufgrund ihrer Häufigkeit durchsetzt.

Zu Frage 2: Es scheint so, dass blaue Augen besonders in nordischen Ländern einen Vorteil boten, mehr überlebenswichtiges Vitamin D zu produzieren. Die Mutation trat aber wohl nur einmal auf und konnte sich daher nicht in den nördlichen Regionen Nordamerikas oder Ostasiens ausbreiten. Warum die Augenfarbe blau heute keinen Evolutionsvorteil mehr bringt kann ich auch nicht sagen. Möglicherweise hat sie ja noch Vorteile. Beispielsweise kann es sein, dass blauäugige Menschen im Norden weniger mit Winterdepressionen zu tun haben als Menschen mit dunklen Augen. Außerdem gibt es Hinweise, dass Vitamin D Mangel mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Krebs assoziiert ist. Ob es da Daten gibt, die einen Zusammenhang mit der Augen- bzw .Hautfarbe gibt ist mir allerdings nicht bekannt.

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