Warum gibt es die Feuerwehr in jeder Stadt, wenn es sowieso nicht brennt?
Hi!
Nein, ich bin kein Kindergartenkind Lmao.
Aktuell besprechen wir über die verpflichtenden und freiwilligen Aufgaben der Gemeinden im Sozialkundeunterricht. Nun hat der Lehrer uns die Aufgabe gegeben herauszufinden ob die Feuerwehr bzw. eine Feuerwehrstation eine vom Bund oder Land übertragene Aufgabe ist, oder eine Verpflichtende Selbstverwaltungsaufgabe ist. Und dann sollten wir diese Frage beantworten: „Es brennt hier doch eh nie, warum brauchen wir hier dann die Feuerwehr?“
Also mir ist klar, dass es überall zumindest in der Nähe Feuerwehrstationen geben muss, aber mir fällt keine richtige und überzeugende Antwort ein.
Würde mich echt freuen wenn mir da jemand weiterhilft :))
14 Antworten
1. Brände sind sehr selten, aber trotzdem hat die Feuerwehr genug Aufgaben. Z.B. Türöffnungen, Tragehilfe für den Rettungsdienst, Verkehrsunfälle, auslaufende Betriebsstoffe (z.B. Öl oder Benzin) oder auch First Responder (medizinische Hilfe bei z.B. einem Herzstillstand)
2. In Deutschland gibt es eine sogenannte Hilfsfrist. Diese beträgt zwischen 10 und 14 Minuten je nach Bundesland (nach Eingang des Alarms bis zum Eintreffen der ersten Rettungskräfte). Diese Hilfsfrist gibt es, damit im Notfall schnell Hilfe vor Ort ist. Somit müssen auch kleine Gemeinden eine Feuerwehr bereithalten, um im Notfall die Hilfsfrist einzuhalten.
3. Die Kommunen bzw. Landkreise haben die Aufgabe sich um den Brandschutz und den Rettungsdienst zu kümmern.
Gegenfrage: Warum gibt es die vielen, vielen Versicherungen (auch Gebäudebrandversicherung für jedes Haus, obwohl es nicht täglich i-wo brennt???) für alle möglichen Sparten, wo doch gar nicht jeden Tag was passiert bzw. gar nie ein Schadenfall eintritt???
Frage einer ehem. Versich.maklerin
Weil Feuerwehr eben ein paar mehr Aufgaben als die des abwehrenden Brandschutzes hat:
-retten: der absolut überwiegende Teil der Einsätze findet im Rettungsdienst statt (ca. 90%),
-löschen: der abwehrende Brandschutz ist die klassische Aufgabe der Feuerwehr und auch heute noch brennt es öfter als man denkt, dazu kommen noch zig Fehlalarme durch Brandmeldeanlagen,
-schützen: der vorbeugende Brandschutz (Brandverhütungsschauen, Genehmigungsverfahren, Gutachten, Brandschutzfrüherziehung etc) sind weitere wichtige Aufgaben,
-bergen: die technische Hilfeleistung zählt ebenfalls zu diesen: nach Verkehrsunfällen, bei Gefahrgutaustritten, um feststeckende Tiere zu befreien, Patienten mit der Drehleiter aus dem Fenster transportieren, bei Katastrophen jeglicher Art helfen oder auch nur eine Wohnungstür zu öffnen, für das alles ruft man die Feuerwehr.
Einsätze gibt es bei jeder Feuerwehr genügend, ohne dass es jeden Tag brennt. Manche Feuerwehren veröffentlichen ein Einsatzarchiv online, da kannste mal gucken, was die den ganzen Tag so treiben.
Schlussendlich verpflichtet der Gesetzgeber eine jede Kommune zum Betrieb einer leistungsfähigen Feuerwehr, das geht von einem kleinen Dorf mit einer Löscheinheit, rein ehrenamtlich, bis hin zur Berufsfeuerwehr Berlin mit zig tausenden Mitarbeitern und hunderten Fahrzeugen.
Die Feuerwehr (bzw eine jede für sich) ist übrigens eine kommunale Behörde, nicht eine des Landes und nicht eine des Bundes. Zum Beispiel betreibt die Stadt München die Berufs- und freiwillige Feuerwehr München, das Land Bayern oder die Bundesrepublik Deutschland haben da nichts mit zu tun. Die einzige Feuerwehr, die von der Bundesrepublik Deutschland betrieben wird, ist die der Bundeswehr.
Nun hat der Lehrer uns die Aufgabe gegeben herauszufinden ob die Feuerwehr bzw. eine Feuerwehrstation eine vom Bund oder Land übertragene Aufgabe ist, oder eine Verpflichtende Selbstverwaltungsaufgabe ist.
Das Feuerwehrwesen basiert auf dem Landesgesetz, d.h., jedes Bundesland hat sein eigenes Feuerwehr- oder Brandschutzgesetz, welches die Organisation der Feuerwehren als Selbstverwaltungsaufgabe der Kommunen (Städte und Gemeinden) regelt.
Ich zitiere hier mal beispielhaft aus dem BrSchG des Landes Schleswig-Holstein, §2:
"Die Gemeinden haben als Selbstverwaltungsaufgabe zur Sicherstellung des abwehrenden Brandschutzes und der Technischen Hilfe den örtlichen Verhältnissen angemessene leistungsfähige öffentliche Feuerwehren zu unterhalten, Fernmelde- und Alarmierungseinrichtungen einzurichten sowie für eine ausreichende Löschwasserversorgung zu sorgen."
„Es brennt hier doch eh nie, warum brauchen wir hier dann die Feuerwehr?“
Naja, die Aufgaben der Feuerwehr bestehen ja nicht nur aus Brandbekämpfung, sondern auch (und sogar zum überwiegenden Teil) aus der Technischen Hilfeleistung jeder Art und natürlich dem vorbeugenden Brandschutz.
Und dann ist es so, dass die Aussage "es brennt hier doch eh nie" auch nicht zutrifft. Denn in jedem noch so kleinen Ort kommt es hin und wieder mal zu einem Brand (oder einem anderen zeitkritischen Einsatz).
Per Gesetz hat jeder Mensch in Deutschland das Recht auf schnelle Hilfe in lebensbedrohlichen Situationen.
Schon von daher muss es ein dichtes Netz an Feuerwehren (und anderen Rettungsdiensten) geben. Sonst würden diejenigen, die abgelegen bzw. in kleineren Orten wohnen einen deutlichen Nachteil anderen Menschen gegenüber haben. Das sieht man an Ländern wie Griechenland: Dort gibt es fast ausschließlich Berufsfeuerwehren, die dann jeweils für ein sehr großes Gebiet zuständig sind. Damit sind die Eintreffzeiten teilweise sehr lang (1 Stunde ist keine Seltenheit) - vorausgesetzt, dass die nächste Wehr denn nicht schon in einem anderen Einsatz gebunden ist (dann müsste eine noch weiter entfernte Wehr anfahren). Durch das dichte Netz in Deutschland ist eine schnelle Eingreifzeit garantiert - d.h., dass schnell jemand vor Ort ist, der zumindest Erstmaßnahmen ergreifen kann.
Hinzu kommen Flächenlagen. Es gibt eben auch Lagen z.B. nach Unwetter, wo sehr viele Einsätze in einem Gebiet anstehen. Da sind dann entsprechend viele Kräfte und Fahrzeuge notwendig.
Nun stellt sich natürlich die Frage, ob tatsächlich jede einzelne Stadt oder Gemeinde eine Feuerwehr vorhalten muss... Nun, vom Gesetz her ja, da wie gesagt jede Kommune für ihren Bereich verantwortlich ist. Wichtiger als kommunale Grenzen sind meiner Meinung nach aber die örtliche Entfernungen der Wehren. Wenn Dorf A mit 100 Einwohnern und Dorf B mit 150 Einwohnern nun direkt ineinander übergehen und vom ersten Haus in Dorf A bis zum letzten Jahr in Haus B nur 3 Kilometer liegen, dann könnte man meines Erachtens über eine gemeinsame Wehr nachdenken. Faglich ist aber, ob eine gemeinsame Wehr von Dorf A und B genauso viele Einsatzkräfte hätte wie zwei einzelne Wehren, denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass das nicht der Fall ist.
Versuch mal den Blaulichtreport in deiner Stadt, deinem Landkreis zu ergoogelt. Dann siehst du, wie oft die Feuerwehr zu Hilfeleistungen gerufen wird! Auch ist die FW nicht nur für Brände zuständig. Es geht auch viel um technische Hilfeleistung: Sturmschäden beseitigen, Verkehrsunfälle: Autos bergen, aufschneiden zum Menschen retten. Keller leerpumpen nach Überschwemmungen. Der Spruch der FW ist Retten, Löschen, Bergen. Häufig, z.B. in Hamburg ist die FW auch für den Rettungsdienst zuständig. Also durchaus ein paar mehr Aufgaben. Und zum Abschluss, es brennt leider ziemlich oft.