Warum Frederike Brion nie Geheiratet?

5 Antworten

In einer Buchbesprechung fand ich dies:

"Er [Theo Stemmler]feiert die Literatur, aber hütet sich vor allzu feierlicher Verklärung der Begleitumstände. Mit Stemmler erbauen wir uns an Goethes Lyrik, und vergessen dabei nicht, dass die fallengelassene Landpfarrerstochter Friederike Brion später alle weiteren Freier abweisen sollte, gefangen in der Vorstellung, dass, wer je von Goethe geliebt worden ist, keinen anderen lieben kann."

https://www.deutschlandfunk.de/goethe-und-friederike-der-selbstverliebte-dichter-und-das.700.de.html?dram:article_id=464559

Das lässt sich nur im Blick auf die Zeit vermuten: Vermutlich liebte Friederike Goethe so innig, dass sie dem damaligen Menschen- bzw. Frauenbild entsprechend sich weiterhin und lebenslang an Goethe gebunden fühlte und der Meinung war, keinem anderen Mann mehr nähertreten zu können. Darauf deutet ja auch die Äußerung von Lenz hin, auf die ein anderer Antwortgeber hinwies. Solche intensiven Gefühle soll es gelegentlich auch heute noch geben, wenn auch selten. Es kann aber auch sein, dass die - wohl kaum sexuelle - Verbindung Goethes mit Fr. ebenfalls dem Zeitgeist entsprechend andere in Betracht kommende Männer von einer Werbung um Fr. abgehalten haben. Das umso mehr, wenn Goethe doch mit Fr. intim gewordsen sein sollte und das irgendwie bekannt geworden wäre. Denn die Jungfräulichkeit eines Mädchens spielte damals in bürgherlichen Kreisen eine exorbitant wichtige Rolle, anders als z.B.in Adelskreisen, denen das nicht so wichtig war.

mxdati 
Fragesteller
 29.02.2020, 15:22

Den 1. Punkt kann ich verstehen, beim 2. vermutlich nicht da zum Beispiel Lenz Interesse an ihr hatte sie aber ihn abwies.

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Aus „Faize Akcaba: Goethe, Johann Wolfgang von - Goethe und Friederike, die Wirkung Goethes Schuld als Liebhaber seiner Werke“:

„Nach der Trennung von Friederike hat Goethe das erste größere Werk, ‘Die Geschichte Gottfriedens von Berlichingen‘, in Frankfurt geschrieben. Dieses Werk ist besonders wichtig, weil sich das Schulderlebnis in dem Verhalten Weislingens zu Maria (der Schwester Götzens) spiegelt, wie der Dichter selbst aufweist. 1772 schickte Goethe Friederike über seinen engen Freund Salzmann eine Kopie des "Götz" mit dem Zusatz: "Die arme Friederike wird sich einigermaßen getröstet finden, wenn der Untreue (Weislingen) vergiftet wird." Hier sehen wir eine grausame Ironie. Diese Sätze zeigen kein echtes Mitleid oder Sympathie. Sie sind beleidigend. Goethe spricht über seine frühe Geliebte, als ob sie ein kleines, weinendes Mädchen wäre. Er nimmt ironischerweise an, dass mit dem Tod einer Dramafigur, Friederike seine Untreu vergeben würde, und damit eine Tröstung finden würde. Die (den?) Schaden in der Seele Friederikes soll es nie mehr geben. Goethe war sich vielleicht damals nicht bewusst, wie sehr er Friederike verletzt hatte. Es ist verbürgt, dass Friederike Brion zeit ihres Lebens unverheiratet blieb. Diese Untreue des ersten Geliebten verursachte wahrscheinlich ein heftiges Misstrauen gegenüber Männern.“

Der Titel dieser „Hausarbeit“ (mit Note A beurteilt) ist - glaube ich - etwas problematisch. Dennoch sind die Folgerungen der Aufsatzschreiberin (oder des Aufsatzschreibers?) m.E. zutreffend.

Goethe hatte Friederike mit seiner brieflichen Aufkündigung der Freundschaft von Frankfurt aus zutiefst seelisch verletzt. Aus dem Antwortschreiben Friederikes erkannte er das Ausmaß ihrer seelischen Verwundung: "Die Antwort Friederikens auf einen schriftlichen Abschied zerriss mir das Herz. Es war dieselbe Hand, derselbe Sinn, dasselbe Gefühl, die sich zu mir, die sich an mir herangebildet hatten. Ich fühlte nun erst den Verlust, den sie erlitt, und sah keine Möglichkeit, ihn zu ersetzen, ja nur zu lindern…“ (s. o. Faize Akcaba)

Woher ich das weiß:Recherche

Wir wissen es nicht. Sie war kränklich, lebte zurückgezogen mit ihrer Schwester zusammen, nährte sich kümmerlich von Kunsthandwerk und Französisch-Unterricht und starb ziemlich früh.

Der Dichter Lenz, der sie kannte, sagte, sie sei als junges Mädchen an Goethe geraten, "welcher kam, / und ihr als Kind das Herze nahm."

Vielleicht hat er es richtig erfasst. Wem das Herz in einem so leidenschaftlichen und innigen Sommer der Liebe genommen wurde, findet sich schwer im Alltag zurecht.

mxdati 
Fragesteller
 22.02.2020, 23:32

Das ähnelt aber sehr der Gretchen Tragödie.

Vielen Dank

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Das wird nie zu beantworten sein.

Vlt. fand sie keinen Mann, der Goethe glich.