Warum finden es Leute so viel schlimmer wenn ein Kind stirbt?

13 Antworten

Ob man für jemanden trauert hängt nicht damit zusammen ob oder wieviel der Mensch geleistet oder erarbeitet hat.

Für Kinder und Babys empfindet man mehr Mitleid. Sieht man ja auch wenn vor Weihnachten wieder alle möglichen Organisationen um Spenden werben. Da werden keine jungen Erwachsenen abgebildet sondern Kinder, weil Kinder als besonders schutzbedürftig gelten.

Ist auch im Tierreich so. Das Kindchenschema sichert das Überleben. Ich finde es auch befremdlich dass z. B. nur um Kinderpatenschaften geworben wird. Um die jungen Erwachsenen scheint man sich einen Dreck zu kümmern. (Mag da falsch liegen.) Ich hatte auch mal eine Patenschaft über die Firma in der ich arbeite. Das Mädchen wurde 18 Jahre als und schwupps hatte ich keinen Kontakt mehr zu ihr. Der wurde von der Organisation einfach gekappt! WTF!!!

Wenn man erwachsen wird dann wird einem nicht mehr so viel Empathie entgegen gebracht. Ist leider so. Das kommt mir so vor wie bei der Katze von Freunden. Die hat ihrem Sohn eine gescheuert als er erwachsen wurde, damit er endlich abhaut.

Vielleicht liegt darin die Begründung, warum wir den Tod eines jungen Erwachsenen nicht als so schlimm empfinden. Wir sind noch zu viel Tier und haben einfach tendenziell nicht mehr so viel Empfinden zu Erwachsenen als zu Kindern.

Pauschalieren kann man das natürlich nicht. Man kann auch unsäglich trauern wenn ein älterer Mensch stirbt. Und für Eltern ist es immer grausam wenn das eigene Kind stirbt, egal wie alt es ist. (Da auch wieder die Ausnahme, wenn die Kids im Blumentopf oder der Tiefkühltruhe entsorgt werden ;-)

Ich hoffe, du verstehst, was ich meine. Gefühlsmäßig gibt's keine Regeln ohne Ausnahme.


Ich finde deine Einstellung zu dem Thema erschreckend: Da wird der Wert des Menschen richtiggehend nach seinem "Marktwert" >>berechnet<<. "Wer schon etwas geleistet hat" wird sicherlich besonders von seinem Chef betrauert, dem diese Leistung jetzt nicht mehr zur Verfügung steht!

Alle anderen betrauern normalerweise **den Menschen**, den sie kannten, sie trauern darüber, dass er nun nicht mehr da ist, dass ihnen etwas fehlt, trauern vielleicht auch um seine Eigenschaften besonders fröhlich oder liebenswert, großzügig oder interessiert gewesen zu sein. Aber sie betrauern normalerweise nicht seine verloren gegangene Leistungsfähgikeit, wohl in einzelnen Fällen seine verlorengegangene Begabung (besonders, wenn jemand ein Projekt vor sich hatte, das ihm wichtig war oder wenn es jemandem wichtig war, bestimmtes Wissen oder Werke etc. zu hinterlassen).

Das Schockierende an deiner Einstellung ist für mich, dass du Trauer überhaupt nicht mit Gefühlen und Beziehungen zum Verstorbenen in Verbindung bringst, sondern mit Leistung, Arbeitskraft und Wirtschaftskraft. Ich vermute stark, dass ein 14jähriger genauso sehr um seine plötzlich verstorbene Mutter trauern würde, wie die Mutter um den plötzlich verstorbenen Sohn. Einfach, weil man eine sehr enge Bindung zu der Person hatte, glaubte, dass sie noch lange lebte* und entsetzt, fassungslos, traurig, verzweifelt ist, dass sie nicht mehr da ist, man ihr nicht mehr nahe sein kann, nicht mehr ihren weiteren Lebensweg sehen kann, ja, aber besonders eben die Beziehung unwiederbringlich weg ist. 

* Sicherlich trauert jemand, der sich auf den Tod einer Person vorbereiten konnte nicht weniger, aber er hat evtl. mehr Chancen, die Situation schneller zu verarbeiten.

In einem hast du mMn Recht: Man kann oder sollte nicht sagen, dass ein Kind mehr betrauert werden "sollte" als ein Jugendlicher oder Erwachsener. Wer bspw. 40 Jahre verheiratet war, verliert mit dem Tod des Ehepartners nicht nur den Partner, sondern einen Großteil seines Lebens. Das geht Kinder und Eltern (wenn beide früh versterben) auch so. Wer schon lange selbstständig lebt und z.B. die Großeltern nur selten sieht, wird sicher weniger um sie trauern als jemand, der seine Oma quasi als Zweitmutter betrachtet und jeden Tag sieht.

Trotzdem sollten wir nicht dahin kommen, dass Trauer sich nach dem "Wert" des Menschen richtet und der Wert des Menschen aus dessen Leistungen für die Gesellschaft besteht.

Das wird oft so präsentiert, wenn prominente Politiker, Wissenschaftler oder Aktivisten sterben. Dann "soll" man diese Leute betrauern, weil sie viel für die Gesellschaft getan haben. Tatsächlich sind viele betroffen, richtig trauern werden aber die meisten Leute, die diese Promis nie persönlich gekannt haben, nicht.

Als Peter Lustig starb, schrieben einige im Internet, dass sie richtiggehend geheult haben, auch immer wieder, als sie die Nachricht hörten. Sie kannten ihn zwar nicht persönlich, aber durch seine Sendung, die sie während der Kindheit immer wieder sahen (was man in der Kindheit sieht, prägt sich ja oft stärker ein als das, was man als Erwachsener sieht, unter anderem vermutlich aufgrund der Zeitempfindens und der intensiveren Wahrnehmung weil man noch nicht so viel Ähnliches kennt) nahmen sie ihn wie einen entfernten Verwandten wahr (von dem man ja als Kind glaubt, dass er ewig leben würde; Kindern ist der Tod ja noch nicht so bewusst).

Die meisten werden aber auch hier nicht wirklich getrauert haben, sondern waren nur betroffen oder erschrocken, weil es eben ein Mensch war, der mit ihnen persönlich keine Beziehung hatte (grenzwertig bei Personen des öffentlichen Lebens heutzutage, vor allem, wenn man viel von ihrem Privatleben mitbekommt und sich einbilden kann, die Leute zu kennen).

Ein alter Mensch, der am Rande des Existenzminimums gelebt hat und im Leben nichts geschaffen hat, das für die Welt unentbehrlich oder von allgemeinem Interesse war, kann aber von seinen Angehörigen und Nachbarn, Freunden etc. viel intensiver und länger betrauert werden als ein Millionär, der vielleicht mit seiner wissenschaftlichen Entdeckung der Menschheit einen Diest erwiesen hat, menschlich aber unnahbar war, so dass keiner zu ihm eine besonders enge Beziehung aufgebaut hat.

Für viele Leute sind Kinder insgesamt wichtiger. Ich glaube das ist so, weil Kinder das alles noch vor sich haben. In unserem Kopf ist immer das normale Bild von unserem Leben: Wir werden geboren, wachsen, lernen, erreichen etwas und sterben, wenn wir alt sind. Wenn ein Erwachsener stirbt, dann hatte er die Chance, aus seinem Leben etwas zu machen. Er konnte sich beweisen, konnte Erfahrungen sammeln und hatte die Chance, etwas zu erreichen. Ein Kind konnte das nicht. Ein Erwachsener ist näher an unserem Zieltod. Okay, das klingt bescheuert. Wir denken, dass es normal ist, dass man im Alter stirbt. An dem Alter sind Erwachsene näher dran. Folglich denken wir, dass Erwachsene mehr vom Leben hatten. Wir finden es unfair, dass ein Kind so früh sterben musste und all die schönen Sachen im Leben, all diese Erfahrungen nicht haben durfte. Du hast Recht damit, dass es nicht fair ist, dass sie einfach aus dem Leben gerissen werden. Aber ein Kind oder ein Baby hat das alles noch vor sich. Wenn man sich ausmalt, wie das Leben des Babys hätte aussehen können, dann finden sie es eben unfair.

ich kann mir vorstellen dass das auch viel mit der symbolik zusammenhängt - wenn man ein baby oder ein kind sieht denkt man ja an leben, man denkt dass das kind noch alles vor sich hat und sich erst entwickelt und so. also praktisch das komplette gegenteil vom tod. der kontrast ist einfach intensiver.

Wow, diese Frage trifft mich persönlich......und jeder, der schon ein Kind verloren was, was leider noch nichts leisten konnte auf dieser Welt, weil es nicht die Chance hatte älter zu werden.....den wird deine Frage genauso treffen

Entschuldige, aber das ist ein Schlag ins Gesicht von tausenden von betroffenen Eltern.

Wir trauern um unsere kleinen kinder, genau wie Eltern um ihre großen Kinder trauern, ob diese nun 15 oder 20 oder auch 50 Jahre alt sind. Um Chancen die nicht mehr wahrgenommen werden können, um Worte die nicht mehr gesprochen werden können, um Umarmungen, die nicht mehr ausgetauscht werden können. Um all die Dinge, die wir uns für die Kinder vorgestellt haben und auch für uns vorgestellt haben.....

Mehr kann ich dir dazu im Moment gar nicht schreiben, nur soviel,. das mich deine Frage hier unendlich traurig macht...

UiOi14 
Fragesteller
 01.08.2016, 10:58

Mein Beileid, aber du beantwortest die Frage sehr subjektiv..

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Kometenstaub  01.08.2016, 11:01
@UiOi14

Subjektiv?  Objektiver geht es doch gar nicht.....

Und:  Kinder sind unsere "hoffentlich"  friedliche  Zukunft.

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Morticia20  01.08.2016, 11:07
@UiOi14

Natürlich, weil es mich persönlich betrifft, aber auch weil ich täglich damit zu tun habe.

Ich kann keinen Unterschied feststellen, Eltern trauern um ihre Babys genauso, wie Eltern deren Kinder sterben, aber "schon" älter sind, zum Teil 40 oder 50. Denn auch das sind Kinder, wenn die Eltern noch leben.

Wenn ich etwas verliere was mir unendlich wichtig war (ist), dann trauere ich...

Darf ich fragen wie alt du bist und ob du schon Kinder hast?

Eine weitere Frage wäre, wie du auf den Gedanken kommst das man mehr um jemanden trauert wenn er schon gewisse Leistungen erbracht hat.

Weißt du was wir verwaisten Eltern sagen? Unsere Kinder sind tot, das einzige was sie voneinander unterscheidet sind die Menge der Erinnerungen.

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Dilaralicious2  01.08.2016, 12:24

Ich finde die einstellung ebenfalls schwachsinnig das kinder ja nichts geleistet haben klingt wie ein vorwurf ich finde geckobruno hat recht und übrigens mein beieid das ist echt schlimm

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