Warum dürfen manche Dinge mit heidnischem Ursprung (wie Kalender, Wochentage oder Eheringe) von Jehovas Zeugen verwendet werden – andere wie Geburtstagsfeiern?
Hallo zusammen,
mich beschäftigt eine Frage zum Umgang der Zeugen Jehovas mit Dingen, die einen heidnischen Ursprung haben.
Zum Beispiel:
– Sie verwenden Kalender und Wochentage, obwohl diese Namen auf heidnische Götter zurückgehen (z. B. „Donnerstag“ = Donar, „Montag“ = Mondgott).
– Auch der Ehering hat einen klar heidnischen Ursprung – trotzdem wird er akzeptiert.
Andererseits lehnen Zeugen Jehovas Geburtstagsfeiern, Weihnachten usw. strikt ab – mit der Begründung, sie hätten heidnische Wurzeln.
Mich interessiert, wie dieser Unterschied begründet wird. Gibt es dafür eine klare biblische oder organisatorische Richtlinie?
Ist vielleicht jemand hier, der ein Zeuge Jehovas ist oder war und mir das erklären kann?
Vielen Dank im Voraus für alle sachlichen Antworten! 🙏
3 Antworten
Der Ehering hat einen heidnischen Ursprung?
Tatsächlich herrschen über den Ursprung des Eherings gegensätzliche Meinungen.
„Ursprünglich ... war der Ring eine Fessel, die dazu gebraucht wurde, die gefangene Braut zu binden“ (For Richer, for Poorer).
„Der Ring ist ein verhältnismäßig neuzeitlicher Ersatz für die Goldmünze oder einen anderen Wertgegenstand, mit dem ein Mann seine Frau buchstäblich von ihrem Vater kaufte“ (The Jewish Wedding Book).
„Der Ehering soll römischen Ursprungs sein und von dem alten Brauch herrühren, bei Abmachungen Ringe zu verwenden“ (American Cyclopædia).
„Für den Zusammenhang zwischen dem Ring und der Ehe sind schon verschiedene Erklärungen gegeben worden. Eheringe scheinen von den Juden schon in vorchristlicher Zeit getragen worden zu sein“ (The International Cyclopaedia).
Man sieht also, dass der genaue Ursprung des Eherings ungewiß ist. Würden Eheringe, selbst wenn sie tatsächlich zuerst von Heiden benutzt worden wären, aus einem solchen Grunde für Christen nicht in Frage kommen? Es geht eigentlich nicht so sehr um die Frage, ob Eheringe zuerst von Heiden benutzt wurden, sondern ob sie ursprünglich als Bestandteil falscher religiöser Bräuche benutzt wurden und ihnen eine solche religiöse Bedeutung noch anhaftet.
Kalender sind immer Vehikel, von Menschen gemacht, um aus verschiedenen Gründen das Leben zu ordnen, planen usw. Unsere Wochentage sind hierzulande tatsächlich teils mit Namen aus der germanischen Mythologie besetzt, außer der Samstag, Sonntag, Montag und Mittwoch. Wer das nicht will oder den Tagen andere Namen geben will, kann es gerne tun. In Sprachen wie Hebräisch oder Arabisch werden eher Nummern als Namen vergeben. Im Arabischen z.B. ist Sonntag einfach der 1. Tag, … Donnerstag der 4. Tag, Freitag der Versammlungstag (jedenfalls bei Muslimen), Samstag ist Arabisch der „Sabath“, nämlich As-Sabt oder Yaum As-Sabt.
Auch der Ehering hat einen klar heidnischen Ursprung – trotzdem wird er akzeptiert.
Mit der Begründung, dass man ihnen diese heidnische Religion nicht mehr ansieht:
Es geht eigentlich nicht so sehr um die Frage, ob Eheringe zuerst von Heiden benutzt wurden, sondern ob sie ursprünglich als Bestandteil falscher religiöser Bräuche benutzt wurden und ihnen eine solche religiöse Bedeutung noch anhaftet.
w72 1. 5. S. 287-288, Fragen von Lesern
Selbst, wenn man annimmt, dass Geburtstage und Weihnachten heidnischen Ursprungs sind, dann sieht man das ihnen heute ebenfalls nicht an.
Die Argumentation ist also völlig beliebig und willkürlich.
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Zeugen Jehovas verbieten Geburtstage, weil Geburtstage in einem negativen Kontext erwähnt werden, zB Matthäus 14,6:
6 Als aber Herodes seinen Geburtstag beging, da tanzte die Tochter der Herodias vor ihnen.
https://www.bibleserver.com/LUT/Matth%C3%A4us14%2C6
Mit so einer Logik kann man auch Haushunde verbieten. Haushunde werden nicht in der Bibel erwähnt und Hunde oft in einem negativen Kontext:
Sie lecken das Blut von Verwundeten oder Erschlagenen auf (1 Kön 21,19; 1 Kön 22,38; Ps 68,24), und machten auch vor Leichen (1 Kön 21,23; 2 Kön 9,36) nicht Halt.