Warum antworten Leute mit Nein anstatt mit Ja?

4 Antworten

Im Deutschen würde man mMn oft nicht mit "ja" antworten, sondern mit "doch". "Hast du keine Freunde?" - "Doch, ich habe Freunde!"

Wir haben eine gewachsene Sprache, keine mathematischen Regeln.

"Nicht" ist oft nicht wörtlich gemeint im Sinne einer Verneinung, sondern als Nachfrage: "Solltest du nicht heute beim Arzt sein?" meint NICHT, dass derjenige zu Hause bleiben und nicht zum Arzt gehen sollte, sondern möchte die Frage "solltest du beim Arzt sein?" etwas abschwächen, bzw. ihre Meinung verändern.

"Hast du einen Arzttermin heute?" wird von jemandem gefragt, der vorher noch nichts davon wusste und dient dessen Information.

"Hast du keinen Arzttermin heute" wird von jemandem gefragt, der glaubte, von dem Termin zu wissen und sichergehen möchte, dass der Gesprächspartner sich auch daran erinnert hat.

Und die erste Frage würden wir mit "ja" beantworten, die zweite mit "doch" mMn!

Meist fragen wir entweder im Positiven - "hast du Kinder?" oder zur Rückversicherung/ in der Annahme, dass es so ist "hast du keine Kinder?!" Andernfalls würden wir fragen "bist du kinderlos?" "Hast du keine Kinder" im Sinne von "erzähle mir, ob du Kinder hast oder nicht" fragen wir eher selten. Damit eröffnen wir eher das Thema Kinderlosigkeit als Familie/ Anzahl der Kinder etc.

Ohne Annahme ergeben Sätze wir "bist du nicht zur Uni gegangen" im mathematischen Sinne des "Nicht" mMn keinen Sinn. Also sprachlich.

Der Satz bedeutet "ich dachte, du wärest in der Uni gewesen, vermute aber jetzt, dass es nicht so war". Er bedeutet nicht "bist du zu Hause geblieben?" Denn dann würde man genau dies fragen. Kein Mensch mit Sprachgefühl würde Fragen "bist du nicht zur Uni gegangen" OHNE die Annahme, dass das der Tatsache entspricht. Dann würde man eher fragen "warst du heute auch in der Uni?"

Sprachlich wird, obwohl mathematisch unlogisch, eine Frage mit Verneinung meist verneint, wenn sie bestätigt werden soll, weil es sonst zur Verwirrung kommt.

Hast du keine Haustiere? Nein, ich halte keine Tiere/ doch, ich habe zwei Hunde.

Magst du keine Auberginen? Nein, ich mag keine Auberginen/ doch, ich mag Auberginen.

Bist du nicht die Tochter von Thomas? - Ja, bin ich!

Gemeint ist hier aber: Ich vermute, dass du die Tochter von Thomas bist. Nicht: Ich vermute, dass dein Vater anders heißt.

Ungeschickt gestellte Fragen. Daher macht es Sinn, mit einem Satz zu antworten z.B. Nein, ich habe Freunde.

Fakt ist nun mal, dass das menschliche Gehirn Verneinungen nicht registriert. Es denkt nicht in der negativen Form und verarbeitet es dann auch nicht so. Z.B. Denke nicht an eine rote Gurke. Du kannst davon ausgehen, dass jeder jetzt an eine rote Gurke denkt.

Dafür gibt es das schöne : Doch.

Warum die Leute das nicht anwenden? Manchen machen Missverständnisse gar nichts aus.

Die Ursächlichkeit dieses Problems liegt an der negativ gestellten Frage. Um eine solche Frage positiv zu beantworten, müsste man mit "Doch !" antworten. Ein "Ja" ist dann gar nicht möglich.

Das Beste ist Negationen einfach wegzulassen - dann klappt's auch mit den Antwortern.