Verantwortung bei der Liebe?
Ich habe eine moralische Frage bezüglich der Liebe.
Ich bin 20 Jahre alt und werde wahrscheinlich kein langes Leben führen, da ich seit meiner frühen Kindheit eine schwere Lebererkrankung habe.
Ich hatte bisher noch keine Beziehung. Jedoch fällt mir seit längerem ein Mädchen in der Uni auf und ich überlege oft, sie anzusprechen. Wir haben noch nicht wirklich miteinander gesprochen aber manchmal ist es ja so, dass Blicke mehr sagen als Worte. Ich habe tatsächlich das Gefühl, sie wartet darauf, dass ich den ersten Schritt mache.
Doch dann denke ich immer an meine Krankheit. Daran dass ich sie nicht heiraten werden kann, keine Kinder mit ihr kriegen kann und nicht mit ihr alt werden kann. Ich weiß es klingt wahrscheinlich für viele absurd sich über so langfristige Dinge noch vor dem Ansprechen Gedanken zu machen, aber wenn man jemanden lieben will, will man doch Schmerz und Trauer, der bei mir vorprogrammiert ist (wenn daraus etwas Ernstes wird), vermeiden.
Ich habe dann immer diese Metapher von einer Blume, die man nicht pflückt wenn man sie wirklich liebt, im Kopf. Ich denke es wäre moralisch korrekt sie für jemand anderen blühen zu lassen, der sie glücklicher macht. Das es falsch ist sie aus egoistischen Gründen selber zu pflücken. Gleichzeitig will ich mir aber auch nicht den Rest meines Lebens selber das Lieben verwehren. Ein Dilemma könnte man sagen.
Ich bin mir bewusst, dass es eine schwieriges Thema ist und kein Richtig oder Falsch existiert. Ich habe nicht viele soziale Kontakte, geschweige denn Leute, mit denen ich über so tiefgründige Gedanken sprechen könnte. Daher hoffe ich, dass mir ein paar Fremde im Internet ein paar Gedankenanstöße geben können und mir ihre Sichtweise, mit vielleicht schon ein bisschen mehr Lebenserfahrung, mitteilen können. Ich bedanke mich schonmal im Voraus an jeden, der mir antwortet!
1 Antwort
Hallo Paracelsus41👋
will man doch Schmerz und Trauer, der bei mir vorprogrammiert ist (wenn daraus etwas Ernstes wird), vermeiden.
Ja, aber überleg mal folgendes: Ist es wirklich besser, jeden anderen vor Schmerz bewahren zu wollen, ihn dir aber aufzubürden, indem du dir durch die Erkrankung noch mehr nehmen lässt als irgendwann dein Leben?
Versteh mich nicht falsch, es tut mir unfassbar leid für dich, nur ein Leben, dass nicht gelebt wird, ist verschwendet, egal wie kurz oder lang. Es gibt Tragödien, keiner denkt darüber nach, dass er rein theoretisch morgen von einem Bus überfahren werden kann, aber das Wissen darum, wie unser Ende aussehen kann, nicht als Wahrscheinlichkeit, sondern Gewissheit, das was, macht uns ängstlich für das Leben? Willst du ehrlich auf alles verzichten nur weil du Angst davor hast, dass du dem anderen weh tun könntest? Wäre es nicht grade in Anbetracht deiner kürzeren Zeit auf dieser Welt wichtiger, das Leben lebenswerter zu machen, Risiken einzugehen, alles auszuprobieren, solange du die Zeit dafür hast? Du lebst ein Leben, sicher, es ist kürzer prognostiziert, aber sperr dich selbst nicht in einen goldenen Käfig, weil du glaubst du wärst eine Bürde für andere, dich zu lieben wäre eine Bürde und unvermeidlich mit Schmerz verbunden.