Vater hat Geldprobleme, wie seht ihr das?
Liebe Community,
ich hätte mal gerne Eure Einschätzung bzgl. eines Themas.
Mein Vater ist Rentner und lebt von seiner kleinen Rente zzgl. der Alters-Grundsicherung. Schon als ich ein Kind war, hatte er immer mehr Schulden angehäuft (Haus, neue Autos etc.) und wir hatten immer weniger Geld als Familie.. (mein Vater, meine zwei Brüder und ich), wahrscheinlich einfach „über die Verhältnisse“ gelebt, zumindest wenn ich dies rückblickend aus Kinderaugen betrachte. Mich hat das damals sehr geprägt, da wir in eine ganz kleine Wohnung gezogen sind und ich als Kind die Geldsorgen und daraus resultierenden Probleme (Zwangsvollstreckung, Besuch des Gerichtsvollziehers, Mahnungen etc.) natürlich immer mitbekommen habe.. und mir auch immer viel erzählt wurde. Ein Geheimnis wurde daraus nie gemacht.
Mittlerweile bin ich 30 Jahre alt, habe einen guten Job, der mir viel Freude bereitet, bin seit 3 Jahren verheiratet und aktuell im 9. Monat Schwanger.. Sowohl mein Mann als auch ich kommen aus keiner finanziell gut situierten Familie und mussten uns bisher alles im Leben selbst erarbeiten. Das ist natürlich auch nicht verkehrt, da man da alles selbst am besten schätzen lernt..
Mit meinem Vater verstehe ich mich gut. Allerdings besteht jedes Treffen nur aus Erzählungen von Geldproblemen.. es gibt kaum eine andere Kommunikation mehr. mittlerweile weiß ich nicht mehr, wie ich damit umgehen soll oder ob ich einfach selbst Fehler begehe..
Die einzigen Gesprächsthemen die seit 2-3 Jahren noch existieren ist, wie teuer alles geworden ist, dass er sich kaum noch Lebensmittel leisten kann.. wann die nächste Versicherungsrate fällig ist oder wie teuer tanken geworden ist. Er besucht mich seit Jahren auch nicht mehr, da die Tankfüllung zu teuer geworden ist. Ich hatte ihm tatsächlich auch schon mehrere kleine Aushilfstätigkeiten für Renter in der Nähe rausgesucht, die er aber alle nicht machen möchte (er ist noch sehr robust und körperlich und geistig voll auf der Höhe, sonst würd ich ihm das natürlich auch nicht zumuten wollen).
Ich unterstütze ihn finanziell nicht besonders, weil ich es einfach nicht einsehe..Ich lade ihn alle 1-2 Monate ins Restaurant ein, damit er mal aus seiner Wohnung kommt und einen Tapetenwechsel hat, bringe ihm öfter mal Kuchen, Süßigkeiten mit oder andere kleine Aufmerksamkeiten, oder bestelle für ihn was im Internet, was er gerade benötigt ohne dafür das Geld zu verlangen. Zum Geburtstag oder anderen Festen schenke ich ihm meist 50-150€ in bar.. allerdings habe ich langsam das Gefühl, dass das alles nicht mehr ausreicht. Selten kommt mal ein Dankeschön oder oft auch komische Kommentare oder es wird als Selbstverständlichkeit wahrgenommen..
Meinem Mann und mir geht es finanziell ganz gut, da wir ziemlich sparsam leben und beide vernünftige Einkommen haben, aber jetzt auch nicht so gut, dass wir uns ein Haus oder eine Wohnung als Eigentum leisten können oder auf besonders großem Fuß leben.
Meine zwei älteren Brüder leben aktuell von Bürgergeld, haben beide starke psychische Probleme und daher ist hier auch keine Unterstützung zu erwarten.
Mich belasten die Geldsorgen meines Vaters oft und manchmal frage ich mich, ob ich selbst zu engstirnig bin und mehr Unterstützung bieten sollte? Andererseits sehe ich dies auch nicht wirklich ein, weil auf Ratschläge nie gehört wird und wir auch nicht über super viel Gespartes verfügen und ich durch die baldige Elterngeldsituation ein sehr geringes Einkommen verfüge. Ferner werden und wurden wir von unseren Familien auch in keinster Weise unterstützt, sei es mal eine kleine Aufmerksamkeit fürs Baby oder als wir zusammen gezogen sind (eine Kleinigkeit für unsere Wohnung etc). Mir geht mir das alles sehr nah.
Was meint ihr dazu? Sollte ich mehr Unterstützung bieten?
3 Antworten
Das löst zwar dein Problem nicht, aber ich kann dir nur empfehlen, dich finanziell beraten zu lassen. Denn es könnte sein, dass du irgendwann unterhaltspflichtig gegenüber deinem Vater wirst. Dann ist das Beste, dass das Angesparte in geschützten Versicherungen für die Altersvorsorge angelegt ist.
Es ist nicht deine Aufgabe, deinen Vater mehr zu unterstützen als du es schon machst.
Einladung ins Restaurant, Kuchen und Kaffee mitbringen und Aufmerksamkeiten zum Geburtstag sind völlig ausreichend.
Du baust dir dein Leben auf, und handelst weise, da du die Auswirkungen von "über die Verhältnisse leben" kennst.
Er lebt sein Leben und erntet auch die Früchte seines Lebens. Wenn mir das Benzin zu teuer ist, um meine Tochter zu sehen... da fehlen mir die Worte.
Bitte streck den Rücken durch, Brust raus, heb den Kopf und sei stolz auf das, was du bisher erreicht hast und weiter erreichen wirst. Leg das schlechte Gewissen ab. Die Sorgen deines Vaters sind seine Sorgen, nicht deine. Wie man sich bettet, so liegt man. Er ist ja nicht unverschuldet (z.B. durch Krankheit, Schicksalsschläge) in diese Situation geraten, sondern sehenden Auges. Dass er den Minijob ablehnt, sagt auch alles.
weil auf Ratschläge nie gehört wird
und das auch. Er will ja gar nichts selbst dazutun.
Dies zeigt nur, dass du ein empathischer Mensch bist. Aber er ist für sein Wohlergehen verantwortlich. Er ist nicht unverschuldet in Not geraten und kein Pflegefall, sondern hat sich das alles selbst eingebrockt.
Und bei "komischen Kommentaren" würde ich auch das nächste Mal nicht mehr einspringen. "Dankeschön" kann man schon sagen, das tut nicht weh.
Es ist ein Lernprozess und auch Abnabelungsprozess. Du hast jetzt bzw. bald deine eigene kleine Familie, und du siehst ja, dass auch da nichts von ihm rüberkommt. Also bitte kein schlechtes Gewissen mehr!
Es ist ja nicht so, dass du ihn ablehnst oder den Kontakt abbrichst. Du bist ja weiterhin da, aber für seine Finanzen oder die Konsequenzen daraus bist du nicht verantwortlich.
Hallo!
Wenn ein Mensch, der nicht mit Geld umgehen kann, von anderen finanziell unterstützt wird, dann lernt er, dass schon irgendwer für ihn zahlen wird.
Deine Unterstützung ist schon zu viel! Mal zum Essen einladen ist ok, aber bei allem anderen braucht er seine Selbstständigkeit. Nur so besteht eine 50%ige Chance, dass er kapiert, dass er über seine Verhältnisse lebt.
Vielen lieben Dank für die schnelle und nette Antwort.. oft denke ich da genauso wie du! Nur häufig kommen dann doch Gewissensbisse, weil es halt der eigene Vater ist..