Unterschied zwischen Füge und Kanon?

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Kanon und Fuge sind keine Formen sondern polyphone Kompositionstechniken oder Kompositionsprinzipien.

Es ist zwar auch eine Kunst, einen Kanon zu komponieren, aber der Kanon ist zumeist einfacher als eine Fuge - sowohl was die Komposition als auch was die Anforderung an die ausführenden Musiker betrifft.
Ein Kanon wird einstimmig notiert, gleichgültig ob er zwei-, drei-, vier- oder gar fünf- bis achtstimmig ausgeführt werden soll. Die Instrumentalisten oder Sänger spielen oder singen alle genau das Gleiche, nämlich diesen Kanon. Sie beginnen nacheinander, dadurch entsteht die Mehrstimmigkeit.
Ein Kanon kann in aller Regel beliebig oft wiederholt werden. Er endet, wenn der Chor- oder Ensembleleiter das Zeichen dazu gibt. Da die einzelnen Stimmgruppen nacheinander begonnen haben, hören sie auch nacheinander auf. Oder aber sie enden gleichzeitig, indem diejenigen, die später begonnen haben beim letzten Durchgang nicht bis zum Ende spielen oder singen sondern früher aufhören.

Eine Fuge ist zumeist kunstvoller. Alle Stimmen werden notiert, denn bereits der Beginn der einzelnen Stimmen ist wohl ähnlich, jedoch nicht ganz gleich. Ihr weiterer Verlauf ist dann ganz eigenständig.
Die einzelnen Stimmen beginnen auf unterschiedlichen Tonstufen: Die als erste, dritte und ggf. fünfte einsetzende Stimme (man nennt sie Dux) beginnt auf der 1. Stufe (Tonika), die als zweite, vierte und ggf. sechste einsetzende Stimme (man nennt sie Comes) beginnt auf der 5. Stufe (Dominante).
Zudem haben Fugen mehrere Abschnitte, diese nennt man Durchführungen.

Ein Kanon ist eine Stimme, die von allen Mitspielern/Mitsängern gespielt wird. Sie setzen halt immer versetzt ein.

Bei einer Fuge gibt es ein Thema, das zuerst auf der Tonika, dann auf der Dominante und (bei einer dreistimmigen Fuge) wieder auf der Tonika (und so weiter) kommt. Nach Abschluss des Themas kommt in jeder Stimme etwas anderes (zum Beispiel eine Umspielung des Themas oder ganz etwas anderes).

Der Kanon bleibt immer in der gleichen Tonart, d.h. wird eigentlich exakt von allen Stimmen kopiert, bei einer Fuge arbeitet man mit Tonika und Dominante und verschiebt damit die Tonart.