Unsicherheiten bei der Übersetzung (Zeiten und Ablativus absolutus)?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

castra ist nur ein Lager. Man nennt so etwas plurale tantum.

Statim pericula novi: kommt von noscere = erkennen; ich habe erkannt

Magna fiducia sui proelium iniit; wenn du sui mit übersetzen willst, musst du eine Ausweichkonstruktion benutzen, z.B. seinerseits

Conspicio in caelo - ist eigentlich Präsens (erzählendes Präsens)

Statim copias convocari iussi. - eigentlich AcI Passiv, wird aber vielleicht auch so anerkannt, formell: ich habe befohlen, dass die Truppen zusammengerufen wurden

Scutis ornatis proelium iniimus. - nachdem die Schilde geschmückt worden waren, ...

Ponte autem delero -eher deleto, - nachdem die Brücke zerstört worden war, ...

tandem - hier: endlich

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Ich hoffe, ich habe alle erwischt.

Du kannst auch längere Texte einstellen, vor allem wenn du eine Übersetzung mitlieferst. Das machst du vorbildlich.
Falls es jemand zuviel wird, übersetzt er eben nur einen Teil;
und wenn wir meinen würden, du übertreibst ein bisschen, dann sagen wir das schon. Keine Bange.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb
lumbricussi 
Fragesteller
 23.09.2018, 17:11

"Magna fiducia sui proelium iniit; wenn du sui mit übersetzen willst, musst du eine Ausweichkonstruktion benutzen, z.B. seinerseits"

Vielen Dank für deine Erklärung. Hab schon gemerkt, dass ich die Endungen genauer anschauen muss.

fiducia sui = Selbstvertrauen. sui gehört einfach zu fiducia und wird nie dekliniert, heißt immer sui?

Ich hab jetzt endlich ein Grammatikbuch und da fand ich jede Menge Ablative. Muss man die eigentlich alle im Kopf haben? Jedenfalls würde hier der Ablativ der Art und Weise passen. Wie ging er in die Schlacht? Voll großem Selbstvertrauen.

Fragen haben und Hilfe kriegen können macht richtig Spaß. :-) Da kommt man nicht mehr ins Schwimmen und motiviert sehr.

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Volens  24.09.2018, 01:55
@lumbricussi

sui bei fiducia ist ein Genitivus objectivus, aber reflexiv,
bezieht sich also zurück auf das Subjekt. Das bekommst du im Deutschen nicht wörtlich hin, daher mein Vorschlag.

Wenn der Text einen anderen Kasus zeigt (suo, suum, ...), muss man die Übersetzung anpassen.

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lumbricussi 
Fragesteller
 25.09.2018, 14:29
@Volens

Ja, danke. Wenn also z.B. fiducia sua steht, bedeutet übersetzt „ihr Vertrauen“ und nicht „Selbstvertrauen. Ich seh schon, ich muss mich mit den verschiedenen Kasus-Anwendungen anfreunden, füllen immerhin 32 Seiten meines Grammatikbuchs. :-(

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Moin,

das ist doch im Großen und Ganzen eine sehr gelungene Übersetzung. Ein paar Kleinigkeiten:

1) Pericula novi = Ich habe Gefahren erkannt.
2) schmücken sollten (Gleichzeitigkeit des Konj. Imperfekt)
3) Als die Schlacht begonnen hatte, rückten die Feinde vor und kämpften mit höchster Kraft.

4) Aber die Unsrigen verschlossen diesen / zu ihrem Nachteil (Dat. incommodi) die Straße und zerstörten die Milvische Brücke.

5) Bei zerstörter Brücke können die Feinde nicht mehr fliehen. (Da ist ein Tippfehler im Lat. Text: Das muss "deleto" und nicht "delero" heißen. :) )

6) Tandem hast du vergessen.

7) "Hörte" steht da nicht. Et...et = Sowohl ... als auch. Aber das macht kaum einen Unterschied.

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Es gibt hier einige Tempuswechsel, da an einigen Stellen plötzlich (und "unsinnig") Präsens steht: Das ist das sogenannte "Historische Präsens".

Das gibt es im Deutschen auch. Und zwar immer dann, wenn es dramatisch wird:

"Ich fuhr gestern auf der Ladstraße, als plötzlich ein Reh vor mein Auto springt!"

Im Deutschen wie im Lateinischen benutzt man das historische Präsens, wenn die Ereignisse besonders dramatisch werden. Im Deutschen ist es allerdings sehr selten, im Lateinischen dagegen recht häufig.

Wie übersetzt man das historische Präsens?

5%) Wenn es dir die Stelle so dramatisch scheint, dass du auch im Deutschen ein historisches Präsens verwenden würdest, darfst du auch im Deutschen mit Präsens übersetzen.
95%) Ich möchte aber meinen, dass in 95% der Fälle das "Deutsche Ohr" soviel Dramatik nicht gewohnt ist. D.h., wenn du ganz normal mit Vergangenheit übersetzt, ist das besser. Das hast du schon an - ich glaube allen - Stellen des Textes sehr gut gemacht. Wenn du möchtest, kannst du immer durch den Einbau von "plötzlich" oder "unerwartet" ein bisschen Dramatik in deiner Übersetzung andeuten.

Beim AblAbs (wie proelio inito) im hist. Präsens musst du dann aber trotzdem an das Zeitverhältnis denken: Wenn du im Deutschen Vergangenheit wählst, musst du für den vorzeitigen AblAbs im Deutschen auch Plusquamperfekt nehmen.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen. Wenn noch Fragen offen sind, melde dich gerne!

LG
MCX

PS: In einigen Fällen hast du dich um den AblAbs gedrückt. <copiis convocatis> <scutis ornnatis> Kann man machen.

lumbricussi 
Fragesteller
 23.09.2018, 17:33

Danke. Bin ganz begeistert von Erklärungen, die im Kopf einen Klick nach dem andern auslösen. :-) :-) :-)

Wegen des Präsens hab ich vorhin gegoogelt und fand diesen Artikel aus der ZEIT:

https://www.zeit.de/2009/19/Glosse-Literatur Da wird ein Absatz aus dem Schloß-Roman von Kafka im Präsens dargestellt. Klingt furchtbar, irritiert einfach. Danke für den Tipp, dass man auch "plötzlich" oder "unerwartet" einbauen könnte.

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Miraculix84  23.09.2018, 17:38
@lumbricussi

PS: ficudia sui = mit Selbstvertrauen

... ist völlig richtig. Sui ist ein Genitivus Objektivus: Auf wen richtet sich sein Vertrauen? => Auf sich selbst.

Den Ablativ "magna fiducia" hast du schon richtig erklärt.

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lumbricussi 
Fragesteller
 23.09.2018, 17:59
@Miraculix84

Eine Frage noch zu dem Satz " Sed nostri eis viam claudunt pontemque Milvium delent.":

Aber die Unsrigen verschlossen ihnen die Straße ....

Ja doch, ich hab's kapiert.

"copiis convocatis" könnte man übersetzen mit "Darauf befahl ich den versammelten Soldaten, dass sie die Schilde mit einem Kreuzzeichen schmücken (sollen)." Wäre "sollen" ok?

"scutis ornatis" Nachdem wir die Schilde geschmückt hatten, zogen wir in die Schlacht.

Puh, war Schwerarbeit heute, aber ich glaube, es hat sich gelohnt.

Einen Gruß vom lumbricus

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Miraculix84  23.09.2018, 18:09
@lumbricussi

Moin,

ja, mit "sollen" ist nicht nur ok, sondern sogar sehr schön!

Ich habe gerade gemerkt, dass in diesem Satz auch noch "militibus" steht. Das hatte ich irgendwie übersehen. Dann muss(!) es doch als AblAbs übersetzt werden, denn sonst hast du "copiis" nicht mit drin:

Nachdem die Truppen zusammengerufen worden waren, befahl ich den Soldaten, dass...

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lumbricussi 
Fragesteller
 23.09.2018, 18:45
@lumbricussi

Vielleicht interessiert die geschätzten Lateinnachhilfelehrer diese kleine Geschichte:

Die Familie meines Vaters stammt aus einer Gegend im heutigen Tschechien. Dort gab es ein kleines Dorf, das hieß in den Nachbarorten nur "das lateinische Dorf". Das kam so: Die wohlhabenderen Bauern schickten ihren jeweils erstgeborenen Sohn ins Gymnasium. Nicht weil diese Jungen etwas Besseres werden sollten als Bauern; denn die Erstgeborenen waren ja die Hoferben. Und so gab es dann Bauern, die, wenn sie einander auf dem Pferdefuhrwerk begegneten, sich mit "Salve!" grüßten. Und was sie einander sonst noch mitteilten, war auch lateinisch. Sie hatten auch im Wirtshaus ihren Stammtisch, an dem sie sich jede Woche trafen und sich dabei ausschließlich lateinisch unterhielten.

Wenn man sich das bildlich vorstellt - ob die Pferde wohl auch Latein abgekriegt haben? Ich finds einfach toll. :-)

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@Volens und Miraculix

Dass man eine Antwort als die hilfreichste kennzeichnen soll, find ich ätzend; denn manchmal waren zwei oder drei Antworten gleichermaßen hilfreich. Und damit bin ich in einem Konflikt, weil ich froh bin um diese Antworten. Außerdem find ich es komisch, dass so ein Anfänger wie ich die Könner bewerten soll. Wenn schon bewerten, dann würde ich lieber jene Antworten bewerten, die mir nichts oder nur wenig brachten.

Ich grübel seit gestern darüber nach, was ich tun möchte/sollte/müsste/könnte. Eine Münze werfen hilft auch nichts, weil das blöde Gefühl, durch die Bewertung unfair zu sein, trotzdem bleibt.

Also, was meint Ihr? Kann ich die Bewertung in solchen Fällen einfach weglassen oder soll ich trotzdem bewerten? In letzterem Fall wünschte ich mir, dass derjenige, an den ich nicht den Hilfreichsten-Punkt vergeben habe, mir trotzdem geneigt bliebe und mir seine weitere Unterstützung zukommen lassen möge. :-)

Eine schöne Woche wünscht

lumbricus