Trinkgeld in Deutschland ein muss?
Ich arbeite selbst als Kellner und höre sehr oft, dass Trinkgeld ein Muss sei .. fast wie eine ungeschriebene Pflicht. Viele sagen, man muss mindestens ein paar Euro geben, sonst sei das respektlos. Ich verstehe das ehrlich gesagt nicht so ganz.
Wenn der Service gut war, finde ich es absolut okay, ein bisschen aufzurunden aber ich persönlich erwarte kein Trinkgeld, auch nicht als Kellnerin. Ich finde, es sollte eher ein freiwilliges „Dankeschön“ sein und kein Muss.
Was mich auch beschäftigt: In den USA ist es ja krass ! da ist es quasi gesetzlich erwartet, dass man 15–25 % Trinkgeld gibt, sonst wird man teilweise richtig blöd angeschaut oder sogar angesprochen “wenn du dir das Trinkgeld nicht lauern kannst solltest du nicht essen gehen” . Ich frage mich, ob wir in Deutschland auch langsam in diese Richtung gehen.
Deshalb meine Frage:
Wie seht ihr das? Ist Trinkgeld für euch selbstverständlich? Wie viel gebt ihr normalerweise? Und findet ihr es okay, wenn man mal gar nichts gibt oder ist das für euch ein No Go?
6 Antworten
Ich arbeite selbst in einem Hotel. Trinkgeld bekomme ich gelegentlich. Diese Woche hatte ich z.B. wegen einer Hochzeit alle Zimmer im Hotel. Es waren knapp 30 Gäste. Kein Trinkgeld. Heute waren es nur 3 Gäste, die haben mir 10€ Trinkgeld da gelassen. Ich freue mich wenn jemand was gibt, aber ist auch okay wenn man nichts gibt. Es ist freiwillig. Ich verdiene genug und bin nicht darauf angewiesen.
Ich selber gebe auch Trinkgeld, wenn ich zufrieden war. Es ist eben ein nettes Dankeschön.
In den USA ist die Situation ganz anders. Da ist das Trinkgeld das Einkommen des Kellners. Er bekommt ein sehr geringes Festgehalt, ohne Trinkgeld würde er umsonst arbeiten. Deshalb werden Minimum 15% erwartet. Es muss schon etwas furchtbar schief gegangen sein, wenn man in den USA kein Trinkgeld zahlt. Aber: in den USA werden vom Lohn auch keine Renten- und Sozialversicherung abgezogen. Das muss nämlich jeder privat machen, wenn er eine Absicherung haben will.
In Japan hingegen findest Du das Gegenteil. Trinkgeld unterstellt, dass der Kellner nicht genug verdient bzw. sein Chef ihm nicht genug zahlt. Und selbstverständlich zeigt der Kellner auf seinem Arbeitsplatz vollen Einsatz. Trinkgeld gilt daher regelrecht als Beleidigung.
In Deutschland halte ich Trinkgeld im Grunde für partielle Schwarzarbeit. Wirte zahlen geringe Gehälter, der Kellner macht den Job trotzdem, weil es eben Trinkgeld gibt, was seinen Lohn aufstockt. Dieser Anteil ergibt aber weder Steuern, noch Sozial-Beträge. Wenn Du als Student jobbst, ist Dir das egal. Einen hauptberuflichen Kellner trifft das aber, wenn er arbeitslos wird oder in Rente geht. Dann zählt nämlich nur noch das reguläre Gehalt.
Trinkgeld sollte gesetzlich verboten werden, durch Stichproben kontrolliert.
Und ja, weil es allgemein üblich ist, zahle auch ich Trinkgeld. Meine Meinung zu dem Thema hat ja nichts damit zu tun, dass der Kellner sonst mit zu wenig Geld nach Hause geht.
Trinkgeld ist eine Anerkennung für die erbrachte Leistung. Ist man zufrieden kann man ein etwas üppigeres ( nicht vorgeschrieben) geben, war man nicht zufrieden, gibt es weniger bis gar keines. Das ist aber jedem selbst überlassen, ob er überhaupt Trinkgeld gibt oder nicht.
Ich gebe dir Recht. Trinkgeld soll eine freiwillige Anerkennung der Leistung bleiben. Kellner sollten nicht auf Trinkgelder angewiesen sein.
In der Regel gebe ich rund 10 bis 15 Prozent. Ist der Service verbesserungswürdig, gebe ich gerne Feedback. Besonders Wirte/Betreiber selbst wissen dies zu schätzen. Zu viele unzufriedene Gäste behalten ihre Kritik für sich oder lassen sie im Nachhinein online los, ohne zuvor persönlich ein Wort darüber zu verlieren.
Wenn ich im Restaurant esse, bezahle ich meist nur den Preis den ich bezahlen muss.
Manchmal mit Familie oder so, lassen wir den Betrag aufrunden und geben etwas Trinkgeld.