Trans ohne Dysphorie?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Wegen Geschlechtseuphorie. Also, positiven Gefühlen, wenn das empfundene Geschlecht bestätigt wird. Wenn einen das zugewiesene Geschlecht nicht wirklich viel fühlen lässt, aber ein anderes extrem glücklich macht, kann das ausreichen, um eine Angleichung zu rechtfertigen.

Um es zu vergleichen... Stell dir vor, du hast die Wahl zwischen einem Apfel und einer Birne.
Dysphorie ist, wenn man Äpfel hasst, und deshalb die Birne isst.
Euphorie ist, wenn man Birnen liebt, und deshalb die Birne isst.

Außerdem... Dysphorie ist ein Spektrum. Manche haben zwar Dysphorie, aber nur wenig und nicht allzu heftig. Dann hören sie davon, das andere deshalb Suizidversuche begehen und haben dann das Gefühl, sie seien nicht dysphorisch genug, um den Begriff für sich benutzen zu dürfen. So ging es mir lange Zeit. War einer der Gründe tatsächlich, warum ich lange nicht erkannt hab, das ich trans bin. Weil es so oft geheißen hat 'Man ist nur Trans mit Dysphorie und Dysphorie ist wenn man sich lieber umbringen würde als weiter in seinem Körper leben zu müssen'.
Aber eigentlich treibt man damit nur Leute dazu, dass sie das Gefühl haben, dass es ihnen nicht schlecht genug geht um sie selbst sein zu dürfen. Warum sollen Leute bis zum Äußersten gehen müssen, bevor man anerkennt, dass es ihnen nicht gut geht?
Das sollte eigentlich Grund genug sein, diesen Diskurs zu beenden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin bisexuell und nichtbinär & kenne viele andere 'Queere'.
luktp 
Fragesteller
 22.07.2023, 16:37

So hab ich da noch nie drüber nachgedacht. Ich habe dysphorie und Euphorie gedanklich nie so wirklich voneinander getrennt. Gibt es irgendeinen Begriff, der dysphorie und Euphorie vereint? irgendwie fände ich es sinnvoller einen Begriff für beide Seiten zu haben, dann wäre diese Trennung in "gut" und "schlecht" hinfällig.

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Seraphiel0  22.07.2023, 16:50
@luktp

'Gender feels/feelings' hab ich ein paar mal gehört und auch selbst benutzt. Eben einfach... Gefühle über das Geschlecht. Positive wie negative. Und auch komplexere als gut/schlecht.
Ist aber natürlich weniger formell und mehr geeignet dafür, mit Gleichgesinnten das Thema mit etwas Humor anzugehen.

Aber ersetzen würde ich die Begriffe Euphorie und Dysphorie nicht, weil sonst diese Trennung eben verloren geht. Denn, wie gesagt - manche Leute haben nur das eine oder andere. Es gibt Leute, die nur Euphorie haben. Es gibt auch Leute, die nur Dysphorie haben. Der Pfad führt viele Leute dann zu dem Label 'agender' oder 'geschlechtslos' - weil eben kein Geschlecht sich richtig anfühlt, nur einige falsch.

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Man muss nicht Gender Dysphoria haben, um transgender zu sein:

Not all transgender people suffer from gender dysphoria and that distinction is important to keep in mind.

https://www.psychiatry.org/patients-families/gender-dysphoria/expert-q-and-a

Quelle: American Psychiatric Association (APA)

Nicht alle trans Personen wollen eine dauerhafte Transition, und das aus ganz unterschiedlichen Gründen. Und auch der Grad der Transition kann ganz unterschiedlich, das gilt vor allem für non-binary Personen.

Warum sollte man diesen Weg gehen

Weil ihnen die Transition trotzdem wert ist.

Ich glaube es kommt eher drauf an wie man Dysphorie für sich persönlich definiert. Ich selbst hatte beispielsweise immer eine starke soziale Dysphorie und mir war klar, dass ich glücklicher im Leben bin, wenn ich als Mann angesehen und auch so behandelt werde.

dagegen war die körperliche Dysphorie kaum bis gar nicht ausgeprägt. Ich habe meinen weiblichen Körper nie gehasst oder abgelehnt. Eher stand ich dem neutral gegenüber. Aber ich wusste, dass es mir noch besser gehen würde, wenn ich ein paar Dinge angleichen lasse. Also habe ich mich für die Hormontherapie und die Mastektomie entschieden, ohne dass ich einen riesen Leidendruck hatte. Und jetzt geht es mir tatsächlich noch besser als vorher und ich bin sehr zufrieden.

Man muss nicht alles an sich ablehnen, um trans zu sein. Es geht bei dem Weg auch nicht immer nur darum, ein Leiden zu mindern. Genauso kann es darum gehen sich selbst zu optimieren, indem man seine Empfindungen in die Tat umsetzt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – selbst bisexuell und trans

Trans* ist ein riesiges Spektrum und es sind alle möglichen Varianten denkbar. Ich selbst bin z.B. Transident, d.h. ich sehe mich als Frau und lebe auch so, möchte aber keine angleichenden Eingriffe, bis auf eine Bartentfernung. Egal wie sich die einzelnen "Schubladen" nennen, höre auf dein Bauchgefühl, sei ehrlich zu dir selber, sei authentisch und du findest deinen Weg. Prof. psychologische Begleitung kann ich immer wieder empfehlen. LG Laura

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Trans* Outing bei Kindern, Familie, Freunde und Beruf

Nein, braucht man nicht.