Therapeutin Klienten Verhältnis

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Hallo Yasemin, es ist gar nicht so kompliziert wie Du denkst. Natürlich handhaben Therapeuten solche Dinge recht unterschiedlich, aber prinzipiell "darfst" Du in einer Therapie erstmal (fast) alles. Wenn Du gern mit dem Vornamen angesprochen werden möchtest und "Sie", dann sag ihr das einfach, und dass Du Dich damit wohler fühlst. Ich kläre das bei Patienten in Deinem Alter in der Regel vorher ab, weil es vielen so geht. (Manche wollen sogar geduzt werden.) Es geht ja auch darum, Dir selbst den optimalen Rahmen in der Therapie zu gestalten.

Das Bäby: Es kann sein, dass sie Dir das nicht erzählen möchte - aber das wird sie Dir dann sagen und dann hast Du nichts verloren. Meine Idee: Du sagst ihr einfach, dass Du unsicher bist, ob Du sie etwas fragen kannst, weil das sie persönlich betrifft. Dann wird sie Dir wahrscheinlich antworten, dass sie selbst entscheiden kann, ob sie Dir dann antwortet.

Ok?

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Seit 30 Jahren Psychol. Psychotherapeut in eigener Praxis

Yasemin1996 
Beitragsersteller
 03.06.2015, 16:16

Hallo,

Ich bedanke mich ganz herzlich. Ist es ok , dass ich Sie dann frage , ob Sie mich mit meinem Vornamen ansprechen könnte , weil ich mich so wohler fühle. Aber ich sage auch , dass Sie mich sietzen darf , weil Sie dann sieht , dass das nicht mit Freudschaft zu tun hat. Aber Sie kennt mich ja , weil Sie meine Therapeutin ist und weß schon was ich meine. Zum Baby werde ich nach der Situation gucken in den nächsten zwei Stunden und wenn ich dann mich sicher fühle werde ich Sie so fragen , wie Sie kir es empfelen. Ich achte auch darauf , dass ich eine Kleinigkeit kaufe , damit es nicht für Sie unangenehm wird.

Vielen Dank für die hilfreichen Tipps ! Viele Grüße, Yasemin

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Das ist ein heikles Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz, das die Therapeutin wahren muss. Wenn du lieber mit dem Vornamen und Sie angesprochen werden möchtest, meine ich schon, dass du das fragen kannst, aber vielleicht fragt sie dich dann (und vielleicht solltest du dich fragen), warum das so ist. Möchtest du mehr Nähe? Offenbar ja, aber ist das gut für die Therapie? Vielleicht solltest du das ganz offen mit ihr "verhandeln". Das gehört ja zur Therapiesituation.

Ihr Baby hingegen gehört m.E. nicht dazu. Niesen, sich entschuldigen und für "Gesundheit" bedanken: Das sind einfach gute Manieren, ein anerzogener Reflex. Höflichkeit, wie es sich - eigentlich - für alle gehört; da würde ich nichts Persönliches hineindeuten.


Geschlecht des Kindes: Viele Eltern wissen ja heute schon vor der Geburt, ob es ein Mädchen oder Junge wird. Wenn Ihr sowieso schon über das Kind oder die Geburt oder wie es ist, Mutter zu werden, sprecht, kannst Du natürlich, ganz nebenbei, fragen: "Wissen Sie denn schon, was es wird?". Wenn sie es nicht sagen will, sagt sie: "Das möchte ich noch nicht / niemandem sagen." Andernfalls sagt sie: "Nein" und erklärt vielleicht, warum sie noch keine Ultraschall-Untersuchung hat machen lassen.

Geschenk: Ich würde ihr nichts schenken, jedenfalls nichts Teures (max. 10 Euro). Eine selbstgemachte Karte ist natürlich in Ordnung.

Wie geht es Ihnen?: Das ist eine sehr beliebte Frage einer Therapeutin an die Patientin / Klientin. Aber bedenke, Du kommst zu ihr, um mit Ihrer Hilfe Dein Problem zu lösen. Da ist die Frage ein guter Einstieg. Nicht aber umgekehrt. Die Rückfrage: Und wie geht es Ihnen selbst? ist also unsinnig und ich würde sie nicht stellen. Manchmal erzählt der Therapeut auch etwas von sich selbst, um am eigenen Bespiel etwas zu erklären. Wenn das dann eines seiner Probleme betrifft, freut er sich vielleicht über Deine Anteilnahme. Aber das wäre wirklich eine Ausnahme. (Beispiel: Ihr Vater hatte einen Unfall und liegt im Krankenhaus. Da kannst Du fragen: Und wie geht es Ihrem Vater? Aber nicht: Ist das jetzt sehr schwierig für Sie?) Du kannst und solltest davon ausgehen, dass mit ihr alles in Ordnung ist und sie sollte Dich nicht benutzen, um mit Dir ihre Probleme zu besprechen.

Aber: Alles, was Du in der Frage geschrieben hast, kannst Du natürlich mit ihr besprechen. Ich nehme an, dass sie großes Interesse daran hat, über was Du Dir Deine Gedanken machst.

Gesundheit: Sich zu entschuldigen, wenn man niest, ist eine amerikanische Sitte, die machen das auch, wenn sie sich räuspern, was ich albern finde. Das "Gesundheit", wenn jemand niest, stört mich eher als dass es mich freut. Es ist auch ein bisschen aus der Mode gekommen. Man macht nichts falsch, wenn man es nicht sagt.

Anrede: Ich, als Therapeut, Sieze alle Patienten in der ersten Stunde, wenn sie über 18 sind. Wenn sie unter 18 sind, frage ich, ob das "Du" okay ist (keiner sagt nein), und lasse mich siezen. Im weiteren Verlauf der Therapie, wenn es, wie meistens, eine Gruppentherapie ist, führen wir für alle das "Du" ein. Wenn man viele Tage "unter einem Dach lebt", macht siezen keinen Spaß mehr. Wer das "Du" nicht will, kann das sagen, und wird mit "Sie" angesprochen. Das kommt aber nie, wirklich nie, vor. Einige (deutlich jüngere) Teilnehmer siezen mich konsequent, obwohl ich sie duze. Da protestiere ich halbherzig und sage, dass ich das als Zeichen meiner natürlichen Autorität betrachte. ;-) In der Einzeltherapie duze ich Patienten nie, wenn wir uns nicht auf das "Du" geeinigt haben und sie mich deswegen auch duzen, auch (wichtig!) nicht Geistigbehinderte. Besprich das mit ihr. Vielleicht hat sie ja Gründe, warum sie Dich mit dem Nachnamen anreden will. Die soll sie Dir erklären.