Süchtig nach Gedanken?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Diese Weltflucht ist ziemlich normal. Manche flüchten sich in Bücher, andere in Computerspiele. Die meisten föüchten von sich selbst, in dem sie stupide in die Glotz schauen. Da ist doch dein Kopfkino viel kreativer, allemal besser, als sich vom Fernseher berieseln zu lassen.

Ich finde auch gut, dass du die ganzen Gedanken nicht ungenutzt lässt, sondern einen Teil zu einem Buch verarbeitest.

Eine Frage bleibt totzdem: Wovor läufst du davon? Wenn du fast ausschließlich in deine Phantasiewelt "flüchtest", drängt sich der Verdacht auf, dass du vor deinem wirklichen Leben davon läufst. Ich will damit nur sagen: Man sollte es nicht ganz vernachlässigen.

Oh Gott, ich dachte schon, ich bin die Einzige in dieser Welt, die so tickt! Bei mir ist es genauso, denn ich lebe auch nur in meiner Fantasiewelt. Eigentlich verbringe ich den ganzen Tag nur damit, im Bett zu liegen, Musik zu hören und meine Gedanken dazu einfach laufen zu lassen. Bei mir wirkt sich das Ganze aber eher negativ aus, denn: Seit das bei mir so ist (seit ca. 4 Jahren) nehme ich die RICHTIGE Welt um mich herum fast gar nicht mehr wahr. Auch meine Schulnoten haben sich drastisch verschlechtert, weil ich lieber in meiner Fantasie lebe als auch mal zu lernen. Ich kann nicht mehr aufhören damit. Es ist wie eine Sucht. Aber ich weiß nicht,was ich dagegen tun kann. Irgendwie habe ich Angst, das jemanden zu erzählen. Dann halten mich doch alle für behindert. Und im Internet finde ich ansonsten auch nicht so viel. Falls jemand n Tipp hat, wie man die Balance zwischen der fiktiven und der realen Welt wiederherstellen kann, wäre ich echt dankbar. Und sorry für den langen Text. Wenn ich einmal schreiben, fällt es mir schwer, wieder aufzuhören xD

delfinkrebs  25.07.2019, 18:10

Moin Leute, ich weiß, die Frage hier ist schon ziemlich alt und ich bin mir nicht mal sicher, ob das überhaupt noch jemand lesen wird, aber vor Kurzem hab ich herausgefunden, dass diese „Sucht“ nach Gedanken tatsächlich eine Störung ist. Sie nennt sich Maladaptives Tagträumen, engl. maladaptive daydreaming disorder, aber da sie kaum erforscht wird, findet man im Internet so gut wie gar nichts dazu, bin auch nur durch Zufall darauf gestoßen. Fest steht nur, dass diese „Störung“ nicht heilbar ist und bis jetzt weder Medikamente noch andere Heilmethoden bekannt sind. Häufig wird sie durch traumatische Erlebnisse in der Kindheit hervorgerufen und macht sich bereits im Kindesalter bemerkbar. Wer sich davon nicht beeinträchtigt fühlt, muss ja nicht zwangsläufig was dagegen machen, solange es den Alltag nicht einschränkt. Ich persönlich finde das ziemlich schade, denn mittlerweile belastet mich das ziemlich stark, denn durch diese „Sucht“ vernachlässige ich mein Leben in der „realen“ Welt immer mehr und ich habe das Gefühl, dass ich da ohne Hilfe nicht wieder rauskomme. Hoffentlich wird das in Zukunft besser erforscht, damit denjenigen, die darunter tatsächlich leiden, endlich geholfen werden kann. Falls tatsächlich jemand bis hier hin gelesen hat: Sorry für den langen Text, ich hoffe, ich konnte ein bisschen helfen ^^

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Das bräuchte ich auch so intensiv. Das wäre beim Einschlafen sehr hilfreich. Finde ich gut. Solange es dich nicht belastet. Viele haben so eine 2. Wel´t (in irgendeiner Form) Du bist einer der wenigen der sich damit beschäftigt und dazu steht (?) In meiner Welt gibt es Drachen.. und mein Freund schaut manchmal blöd wenn ich davon "überzeugt" bin, weil in meiner Welt gibt die in seiner nicht und in der Realität auch nicht ;D

twentyoneday 
Fragesteller
 16.05.2013, 02:10

Es ist wie Kino fürs Gehirn. Nur viel besser. Hier kann ich Gott spielen (nur zu Info, ich glaube nicht an Gott, aber ihr wisst, was ich meine). Und es war nur eine Frage der Übung. Anfangs fiel es mir schwer, dann immer leichter und jetzt geht es vollkommen automatisch. An jedem Ort zu jeder Zeit. Sehr nützlich in der Schule.

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twentyoneday 
Fragesteller
 16.05.2013, 02:14
@love666courtney

Mit Musik geht es leichter. Kriege manchmal ungelogen Gänsehaut. Musst du ausprobieren, ist wie Balsam für die Seele. In dieser Welt kannst du alles sein, was du in dieser Welt niemals ausleben kannst.

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love666courtney  16.05.2013, 02:18
@twentyoneday

Der text ist dann wie.. verschwommen, also vollkommen egal was der singt ..oder man hört sich Soundtracks an

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twentyoneday 
Fragesteller
 16.05.2013, 02:25
@love666courtney

So ungefähr, weil man sich vollkommen in Gedanken verliert. Es ist wie schon gesagt, wie die Hintergrundmusik eines Films. SIe muss halt zur Szene passen. Ich hab eigene Widergabelisten dafür. Gedanken sind mein Hobby.

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Die "Sucht" nach Denken ist keine wirkliche Sucht, sondern ein m.E. ein Appetenzverhalten, ein aus der Instinktforschung bekanntes Phänomen. Dieses gibt es bei den meisten Spezies, z.B. bei den Wölfen. Bei diesen gibt es z.B. den Instinkt, bei Hunger loszulaufen. Der Reiz, der ihn auslöst, ist also eben der Hunger. Wenn der Wolf nun beim ungezielten, unbewußt (?) explorativen Herumlaufen ein Beutetier gewahr wird, wird der Jagdinstinkt ausgelöst. Der Reiz hierfür ist also die Wahrnehmung des Beutetiers. Dadurch wird der eigentliche Erfolg des beschriebenen "zweistufigen" Appetenzverhaltens erzielt, nämlich die Erlegung der Beute und somit die Ernährung des Wolfes. So gesehen, ist das Appetenzverhalten Teil einer evolutionären Überlebensstrategie des Wolfes.

Beim Menschen ist m.E. exploratives Denken eine ähnliche evolutionäre Überlebensstrategie, die ebenfalls den Charakter eines Appetenzverhaltens hat. Hier könnte man vielleicht als Reiz das entspannte "Pausieren" des Großhirns sehen, d.h. seine Nicht-Inanspruchnahme zur Bewältigung akuter existentieller NotLagen. Das löst gewissermaßen ein ungezieltes gedankliches Herumlaufen aus. Wenn wir dabei auf eine Idee stoßen, wird die gezielte gedankliche Befassung mit dieser ausgelöst. Dies führt wiederum u.U. zu einem Modell für praktische Vorhaben, die helfen können, verschiedene Bedürfnisse des Menschen besser zu befriedigen.

Beim Wolf führt also das erwähnte Appetenzverhalten indirekt zur Lösung der Überlebensfrage der Ernährung, nämlich eben durch den Verzehr von Beutetieren. Beim Menschen führt das Appetenzverhalten des ungezielten Denkens indirekt zu Lösungsvarianten für die Überlebensfrage der situationsbedingten, also immer wieder unterschiedlichen Nutzung natürlicher Gegebenheiten für Überleben und Wohlgefühl.

Wenn der Wolf regelmäßig gefüttert wird, wird sein Appetenzverhalten des ungezielten Laufens mangels eines auslösenden Reizes kaum aktiviert, und wenn doch (etwa durch Sinken der Reizschwelle), kommt es gewissermaßen zu einer leeren Handlung, welcher der Erfolg versagt bleibt. Ohne eine existentielle Bedrohung darzustellen, dürfte dies das Tier zumindest regelmäßig frustrieren, also doch irgendwie schädigen. Vermieden wird dies bei großen Wolfsgehegen durch zufällig variierende Patzierung des Futters.

Wenn der Mensch regelmäßig mit "Zerstreuung" des Geistes und der Sinne "gefüttert" wird, wird mangels eines auslösenden Reizes sein Appetenzverhalten des ungezielten Denkens kaum aktiviert. Im Unterschied zum Wolf kann er es aber durch einen bewußten Willensakt - etwa das Ausschalten des Fernsehers :) - selbst aktivieren. Und, ebenfalls im Unterschied zum Wolf, kommt es dabei auch ohne verständige Eingriffe eines höheren Wesens nicht unbedingt zu frustrierenden leeren Handlungen, sondern zu Ergebnissen, die in der einen oder anderen Weise nützlich sein können.

Wenn nun manche Menschen - nicht alle! - immer wieder von dieser "Selbstauslösung" des ungezielten Denkens und dabei indirekt auch von der "Ausschlachtung" (um im Bilde zu bleiben) einer dabei gefundenen Idee Gebrauch machen, kann man m.E. von einer Art Sucht sprechen, allerdings von einer GUTEN Sucht. Denn sie führt, auch in rein körperlicher Hinsicht, zu einem, aus dem Inneren heraus generierten Wohlgefühl, das uns moderne Menschen (als Gefangene einer überzivilisierten Gesellschaft) in ähnlicher Weise von einem Dauerfrust erlöst wie eine Droge, die uns für kurze Zeit vom zivilisationsbedingten Dauerstreß erlöst. Das kann, um wieder an den Wolf anzuknüpfen, auch mit dem erwähnten, zufällig ausgelegten Futter verglichen werden, das dem gefangenen Wolf hilft, seine Instinkte auszuleben.

Hmm, du bist mir sympathisch.

Normal? Nein. Aber wenn dich das so glücklich macht.

twentyoneday 
Fragesteller
 16.05.2013, 01:53

Ganz ehrlich? Lieber werde ich als depressiv, Spielverderber und verrückt bezeichnet, als einfach ganz normal zu sein. Ich wollte nur wissen, ob das eventuell krankhaft ist, aber wenn nicht, werde ich damit bestimmt nicht aufhören.

Warum bin ich dir symphatisch? Nur so ne Frage...

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