Studium zu unsicher?

4 Antworten

Der Wechsel von (allgemeinbildender) Schule zu Studium oder Ausbildung ist meiner Meinung nach einer der gravierendsten Wechselpunkte, die die meisten im Leben durchlaufen, auf einer Stufe vielleicht mit „Mutter/Vater werden“ und „in den Ruhestand gehen“. Bis zum Abschluss der Schule hat man in aller Regel einen sehr geradlinigen Verlauf des Lebens: man fängt in der ersten Klasse an, und wenn man die schafft, kommt man in die zweite. Danach kommt logischerweise Klasse 3, 4, … bis man irgendwann mit Klasse 12/13 fertig ist. Und ab da hört es dann nämlich auf mit der Geradlinigkeit. Man kann Ausbildung machen oder Studium oder Work&Travel oder Freiwilliges Jahr oder jobben; man kann nach München ziehen oder nach Köln; nicht immer ergibt es Sinn, nach dem vierten Fachsemester gleich mit dem fünften weiterzumachen; aus absehbaren organisatorischen Gründen kann es sinnvoll sein, das Seminar aus dem 6. Semester schon im vierten zu belegen; der logische Schritt nach einem Bachelorabschluss ist nicht unbedingt das Masterstudium; selbst wenn man sich für einen Master entscheidet muss der nicht unbedingt konsekutiv sein,…….. Dazu kommt, dass man jetzt nicht mehr nur überlegen muss, was man will und was am besten ist, sondern auch, wie man das zum Beispiel organisiert, arrangiert, finanziert. Ein Jahr Austausch im Ausland wäre cool, aber es verlängert auch das Studium; nach 25. fliegt man aus der Familienversicherung und muss zusätzlich Krankenkasse bezahlen und Kindergeld fällt auch weg; man könnte sich auf ein vielversprechendes Praktikum bewerben, aber wenn man das Zimmer im Studentenwohnheim aufgibt, wird man es hinterher nicht wieder bekommen; man hat eigentlich ein Angebot für eine Promotion, aber auch einen Partner, mit dem man einen Familienwunsch teilt, ….

Ab jetzt gibt es für dich und alle anderen sehr, sehr viele Weggabelungen, in denen ihr frei entscheiden könnt, weil ihr nun auch volljährig seid. Aus der Freiheit der Entscheidung folgt aber auch der Zwang zur Entscheidung und die Verantwortung über die Entscheidung. Und das erzeugt bei nicht wenigen auch ein Gefühl von Druck, Bedrohlichkeit oder Unsicherheit. Aus eigener Erfahrung ist mein Tipp, keine Angst vor einer falschen Entscheidung zu haben („Was, wenn das falsch ist? Was, wenn ich mich gerade in etwas verrenne? Wird dieser Weg in einer Sackgasse enden?“). Selbst wenn der GAU eintritt - wenn man von der Entscheidung in dem Augenblick, in dem man sie traf, überzeugt war, kann man sich das im Nachhinein viel besser verzeihen (da erklären) als wenn man auf jemanden „gehört“ hat. Zumindest ist das bei mir so.

Ich habe bisher immer(v. A. Von zu Hause) sehr viel Rückmeldung bekommen, ob das, was ich tue wirklich gut bzw. Sinnvoll ist

Den Tipp von MenschDNA, irgendeine Gruppe von Gleichaltrigen, die selbst noch keine Erfahrung haben, an den Entscheidungen über dein Leben zu beteiligen kann ich nicht empfehlen. Aufgrund der vielen Weggabelungen werden diese Leute schon in 10 Jahren sowieso ganz woanders sein als du, und wenn du dann nicht da sein wirst, wo du gerne wärst, kannst du keinen Schadensersatz dafür bei ihnen einklagen. Wenn überhaupt empfehle ich Leute zu fragen, die das, was du eventuell vorhast, schon hinter sich haben, oder allgemein viel Erfahrung haben; die Entscheidungen musst aber du treffen.

Für eine Prüfung habe ich bereits das Ergebnis: 5.0, durchgefallen. (…) hab noch 2 Versuche für diese Klausur und weiß jetzt, was mich ungefähr erwartet.

Und das war eben wahrscheinlich das ursächliche Problem beim ersten Versuch, das nun behoben ist. Manchmal muss man derartige Opfer bringen. In der Schule zählte eine 5 in der Klassenarbeit in die Jahresnote; im Studium zählt in der Regel allein die Note, die man zuletzt in der Prüfung geholt hat.

Irgendwelche Tips, wie man mit diesen spezifischen Unsicherheiten umgehen kann? 

„Wenn es einfach wäre, würden es alle tun.“ - Und selbst Abitur macht (schafft) schon nicht jeder… Versuchen, immer einfach versuchen und dabei alles geben, und wenn es wirklich partout nicht klappen will, dann klappt eben etwas anderes und so ist es dann auch ok.

Geht mir auch so. Habe aber von vielen gehört, dass du einfach sehr viel Anschluss finden musst. Wenn man nämlich so seine Gruppe hat, gibt man sich dieses Feedback und die Motivation gegenseitig - also das, was damals der Lehrer oder die Eltern getan haben. Anschluss ist da sehr wichtig, bin selber momentan im 3. Semester und bei mir ist es eigensverschuldet so, dass ich zu spät angefangen habe, mit Kontakte knüpfen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium der Rechtswissenschaften
jodht 
Fragesteller
 08.02.2024, 20:38

Schon mal schön zu hören, dass es nicht nur mir so geht

Freunde habe ich an der Uni eigentlich mehr als Genug, scheint in meinem Fall wohl nicht zu reichen

Trotzdem danke für den Tipp

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Ich habe bisher immer (v. A. Von zu Hause) sehr viel Rückmeldung bekommen, ob das, was ich tue wirklich gut bzw. Sinnvoll ist, oder eher nicht (zumindest in den Augen meiner Eltern)
Dass diese Rückmeldung jetzt eher nicht mehr da ist, verunsichert mich einfach zusätzlich.

....und warum gibt es die nicht mehr?

"Don't worry be happy"

Kein Studium ist 100%ig "sicher" weil Du, wenn du anfängst, egal welches Fach, als "gesuchter Beruf" starten, und als absolute "Nullnummer" landen kannst.

Das weiß man vorher nie, wichtig ist, das was Du daraus profitierst, was Du mitnehmen, machen kannst - und das ist Wissen.

Vielleicht startest Du z.B. als Gymnasiallehrer und landest plötzlich in einer Berufsschule. Letztendlich bist Du es, der etwas aus seiner Berufung machen möchte und selbst wenn es am Anfang erst mal Taxifahrer sein wird (wichtig ist Deine Persönlichkeitsentwicklung) und dass Du davon existieren kannst mehr nicht.

Sie zu das Du eigenständig von irgendwas leben kannst, alles andere - ist mMn vollkommen egal.

Was Vorkommnisse im Studium selbst betrifft, ist eh alles egal, dazu studierst Du doch. Jede nicht bestandene Prüfung bringt Dich nur eins - weiter, zumal Du jetzt weißt, was Du anders machen sollst.

Alles Gute und viel Erfolg !

Mein Vater hat immer gesagt: "Sieh zu, wie du selber klarkommst". Also: Kämpf dich alleine durch.