Sollte man mit Faktenverweigerern diskutieren?

9 Antworten

Schweres Thema :D. Ich habe einen Rechtfertigungszwang und liebe es recht zu haben, was zwar einerseits irgendwo gut aber andererseits total schlecht ist. Ich muss offen zugeben, dass ich es sehr genieße, eine Diskussion zu "gewinnen". Dafür nehme ich mir aber auch überdurchschnittlich viel Zeit, zu antworten. Ich versuche möglichst, meine Thesen logisch zu begründen und auf unumstößlichen Tatsachen zu fußen, was mir in den meisten Fällen gelingt, aber auch nicht immer.

Was mir sehr häufig auffällt ist, dass ich, wenn ich mal wieder einen Roman als Antwort verfasst habe (eher üblich als selten xD), sich diese Faktenverweigerer immer eine ganz spezifische Stelle meiner Antwort raussuchen, wo sich eventuell ein kleiner, fast insignifikanter Keil in meine Argumentationsstruktur treiben lässt, um mich dann auf irgendeine Art persönlich bloßzustellen. Ich bin einfach nicht in der Lage, sowas auf mir sitzen zu lassen und muss dann immer direkt zurückschießen.

Das hat echt mal gut getan, mir das von der Seele zu reden. Was ich mache ist fast schon krankhaft und keiner sollte sich daran ein Beispiel nehmen. Das ist eigentlich total toxisch und ungesund.

Trotzdem... diese Leute nerven extrem xDDD

Und: Nein, eigentlich sollte man nicht mit Faktenverweigerern diskutieren! Eine Diskussion sollte stets respektvoll, auf Augenhöhe nicht nur gegenüber der Person, sondern auch gegenüber der Thematik geschehen. Jemand, der etwas offensichtliches nicht einsehen und respektieren will, dem kann man weder was weiß machen, noch kann man etwas aus seinen Worten gewinnen.

Die Wahrheit hat viele Gesichter.

Wenn ich klar Faktenverweigerung erkenne, dann erkennen andere es auch, es besteht dann wenig Anlass weiter zu insistieren, ist pure Zeitverschwendung.

Es kann Fakten geben, die sich zunächst widersprechen, aber wahr sind. Kommt bei Zeugenaussagen oft vor. Je nach Standpunkt kam der Unfallwagen von links oder rechts.

Wenn mir am Diskussionsstoff etwas liegt, teile ich gerne meine Meinung, wenn vorhanden auch mit Quellen. Aber ich habe kein Sendungsbewusstsein, dumme Menschen zu belehren.

Und oft helfen „seltsame“ Meinungen auch, sich mal in andere Schuhe zu stellen und die Blickrichtung zu wechseln. Daniele Ganser (Historiker und Friedensforscher aus Basel) hat einen wertvollen Spruch gegenüber Gegnern: „Wahrscheinlich hast du teilweise Recht“

Es lohnt sich echt nicht, mit ihnen zu diskutieren, - also halte ich mich dann meistens geschlossen!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nicht auf offenen Internetforen und, so seltsam es klingt, nicht über Fakten. Außer flaming kommt nichts dabei heraus.

Was du machen kannst, wenn du privat und persönlich so jemandem begegnest, ihn behutsam fragen, was ihn bewegt, was er empfindet, wonach er sich sehnt.

Leute, die Fakten und solide Information verweigern, sind an sich unsichere Persönlichkeiten, die sich in einer pluralen und komplexen Welt nicht zurechtfinden. Sie empfinden die Welt, die wir als Realität bezechnen, als bedrohlich, weil undurchschaubar. Eine kleine, aber kämpferische Sekte von beispielsweiese Anhängern einer Verschwörungserzählung bietet ihnen dagegen inneren Halt, ein Zugehörigkeitsgefühl ("wir" gegen "die da draußen") und ein einfach strukturiertes Denkgebäude, in dem sie sich gut orientieren können.

Deswegen ist es wichtig, solchen Menschen (nicht ihren kruden Theorien!) erst einmal mit Wertschätzung und Respekt zu begegnen, statt zu versuchen, sie argumentativ niederzumachen. Versuche immer an den Menschen heranzukommen. Versuche, seine Gefühlswelt zu verstehen, aber nicht, sein Denkgebäude zu zerlegen. Letzteres muss er selbst tun.

Vielleicht hilft dir auch, was ich hier mal zum Umgang mit Nazis geschrieben habe: https://www.gutefrage.net/frage/wie-geht-man-am-besten-gegen-rechtsradikale-vor#answer-415712955