Sollte man jede Meinung akzeptieren und was heißt "Toleranz" überhaupt?
Natürlich weiß ich, wie man den Begriff "Toleranz" definieren kann, trotzdem bin ich (m, 17) mir irgendwie nicht ganz sicher. Generell bin ich ein tolleranter Mensch: Ich akzeptiere andere Kulturen, ich akzeptiere andere Meinungen, ich akzeptiere andere Hobbys,... trotzdem steh ich manchmal echt im Zwispalt.
Ein Beispiel, bezüglich der Wahlen in diesem Jahr, wäre z.B. dass ich nicht nachvollziehen kann, wie man gewisse Parteien wählen kann. Ich akzeptiere zwar die Entscheidung anderer, trotzdem würde ich die Wahl bestimmter Parteien als vollkommen dumm abstempeln und das sag ich auch, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Ist das Verhalten von mir schon als "intolerant" abzustempeln? Ist es intolerant andere Meinungen zwar zu akzeptieren, auf der anderen Seite aber als vollkommen dumm und unverständlich anzusehen? (Ich nenne hier einfach mal absichtlich keine Parteien, um politische Diskussionen auszuschließen.)
Ein weiteres Beispiel zum Thema Immigranten wäre z.B. das die deutsche Kultur erhalten bleiben sollte. Das hört sich jetzt extrem konservativ und evtl auch rechts an, so ist es aber nicht gemeint. Ich hab kein Problem mit Ausländern, im Gegenteil: Ich bin froh, dass Deutschland Flüchtlingen Schutz bietet, Menschen aus anderen Ländern eine bessere Zukunft als in ihrem, vielleicht bekriegtem Land, gibt und lerne nebenbei auch gerne neue Kulturen kennen. Trotzdem find ich es einfach nicht akzeptabel, dass gewisse Dinge wie z.B. das von der Begrüßung "Grüß Gott" (die es schon ewig in Deutschland gibt) abgeraten wird, da man ja andere Religionen "beleidigen könnte". Ist diese Einstellung gleich konservativ und/oder intolerant?
Die "Eingrenzung" des Begriffs macht mir nämlich manchmal Schwierigkeiten, denn mir kommt es so vor als würde "Toleranz" mittlerweile als: "Du musst JEDE andere Meinung akzeptieren und hinnehmen ohne ein schlechter Mensch zu sein" definiert werden.
13 Antworten
Das ist das große Malus an der Politik, da sie verhindert, dass Konflikte privat gelöst werden. Wenn z.B. geregelt werden soll, was ich besitzen darf, welche Glühbirnen benutzt werden dürfen, was ich zu essen usw., dann kann ich die Meinung der Menschen die das politisch durchsetzen wollen nicht tolerieren, da sie in MEIN Leben eingreifen wollen. Könnten diese Menschen diesen Einfluss auf mich nicht ausüben, dann wär mir ihre Meinung komplett egal, da sie sich Privat verhalten würden, wie sie wollen. Aber wenn sie mir ihre Wahnvorstellungen aufzwingen wollen, dann ist es mein gutes Recht ihre Meinung nicht zu tolerieren.
Gute Überlegungen! Ich möchte etwas zum engeren Gebiet Meinung sagen: -Ich habe etwas Schwierigkeiten mit dem Wort AKZEPTIEREN. Ich muss nicht Meinungen akzeptieren, die ich für falsch halte. Unter Toleranz verstehe ich, dass ich einen Menschen, der eine andere Meinung hat, als Person akzeptiere und schätze. Ich kann auch Verständnis dafür haben, dass er diese Meinung hat und warum er sie hat. Ein kluger Mensch (Franzose, ich weiß aber nicht, wer) hat einmal sinngemäß gesagt: Ich bin absolut nicht seiner Meinung, aber ich werde alles dafür tun, dass er sie vertreten darf! - Es gehört dazu, dass ich mich mit der Meinung eines anderen beschäftige und mich sachkundig mache. Es gehört außerdem dazu, dass ich durchaus versuchen kann, den anderen von meiner Meinung zu überzeugen, dass ich aber in keiner Weise - weder psychisch noch physisch Druck oder sogar Gewalt einsetzen darf. Umgekehrt darf ich auch erwarten, dass er sich meine Meinung anhört und anerkennt, dass dies eben mein Modell ist und nicht als veraltet, unmodern, absurd und sonst etwas abwertet.
Du sprichst mir aus der Seele. Toleranz heißt, dass man etwas toleriert. Also weiß, dass man einer anderen Meinung ist, aber denjenigen trotzdem seine Sache auf seine Art und Weise machen lässt. Es heißt aber nicht, dass du es gut finden musst oder sogar selbst praktizieren musst, was andere machen.
Das Beispiel mit dem "Grüß Gott" kannte ich noch garnicht. Ich finde aber, dass die Menschen, die sich durch sowas schon beleidigt fühlen, sehr intolerant sind. Und eine der wenigen Sachen, die ich nicht toleriere ist, wenn man etwas von jemandem erwartet, was man selbst nicht erfüllt, also z.B. wenn man von mir Toleranz erwartet, ohne selbst tolerant zu sein.
Was deine Meinung zu Immigranten angeht, bin ich ganz auf deiner Seite. Ich hab zwar prinzipiell nichts gegen Ausländer (mein halber Freundeskreis besteht aus Ausländern. Wenn man es genau sind, sind meine Halbbrüder auch Ausländer), aber ich mache hauptsächlich bei muslimischen Mitbürgern sehr oft die Erfahrung, dass sie einerseits sehr intolerant sind und andererseits oft mit Gewalt versuchen, aus Deutschland eine kleine Türkei zu machen und sich in mit ihrem Behauptungen oft selbst im Weg stehen (ist mir aber auch schon bei anderen religiösen Gruppen aufgefallen). Also z.B. einerseits sagen sie, dass Frauen in ihrem Land sehr geachtet werden, andererseits werden Deutsche Frauen von ihnen auf übelste Weise beleidigt, weil sie nicht verschleiert sind und dadurch ja offensichtlich Nutten sein müssen.
"Grüß Gott" ist für mich eine simple Begrüßung, die in Bayern sehr verbreitet ist. Wenn jemand mich mit "Grüß Gott" begrüßt, denk ich mir zwar innerlich "ja, werd ich machen, wenn ich ihm mal begegnen sollte", aber ich fühl mich nicht beleidigt deswegen.
Also anders gesagt, es ist einfach eine umgangssprachliche Redewendung, die von den meisten Leuten nichtmal religiös gemeint ist. Wenn man sich deswegen gleich beleidigt fühlt und zornig sagt, dass nur Zeus der wahre Herrscher ist, dann kann man wohl sagen, dass die Person ziemlich intolerant gegenüber unseren Sitten ist.
Ich fühle mich dadurch auch nicht beleidigt, aber jemand der es tut wird dadurch nicht intolerant.
Du hast selbst gesagt:
Also weiß, dass man einer anderen Meinung ist, aber denjenigen trotzdem seine Sache auf seine Art und Weise machen lässt. Es heißt aber nicht, dass du es gut finden musst oder sogar selbst praktizieren musst, was andere machen.
Also solange man diejenigen die "Grüss Gott" sagen machen lässt ist es nicht intolerant, ganz egal wie beleidigt man ist.
Na gut, da ist es vielleicht Auslegungssache, ab wann man von "beleidigt sein" spricht und vielleicht auch, wie weit Toleranz geht und ab wann "über sich ergehen lassen" anfängt. Wenn ich mich von irgendwas beleidigt fühle (ist wiederum normalerweise nur der Fall, wenn mich jemand absichtlich beleidigt), dann steh ich dem normalerweise nicht tolerant gegenüber, sondern sag ihm entweder meine Meinung oder halte die Klappe, um jemand anderem nicht in den Rücken zu fallen.
dann steh ich dem normalerweise nicht tolerant gegenüber, sondern sag ihm entweder meine Meinung oder halte die Klappe, um jemand anderem nicht in den Rücken zu fallen
Eben, manchmal sagst du auch nichts und lässt den anderen sein, in diesem Fall bist du tolerant obwohl du gerade beleidigt wurdest. (Was nicht heissen soll, dass der tolerante Weg unbedingt der bessere ist)
Für mich heißt Toleranz, dass ich es toleriere, was der Beleidiger macht, also quasi dass ich es nicht schlimm finde und der Meinung bin, dass derjenige ruhig so weitermachen kann. Wenn mich jemand beleidigt, finde ich es aber schlimm und ich sag nur nichts dazu, weil ich z.B. nicht will, dass ich in eine Prügelei verwickelt werde. Für mich ist es aber ein Unterschied, ob ich etwas toleriere oder ob ich mich irgendwie zusammenreiße, um schlimmeres zu verhindern.
Ja, nach dieser Definition gibt es einen Unterschied. Aber ich bezog mich auf die Definition die du in deiner Antwort geliefert hast.
Wenn der andere seine Meinung sagt, kannst auch du deine Meinung sagen. Tollerant ist, wenn ich nicht versuche ihm meine Meinung auf zu zwingen. Man kann auf etwas hinweisen aber muss jeden Menschen so leben lassen, wie er es für richtig hält. Jeder muss seine Fehler selbst erkennen und machen. Auch wenn ich es anders sehe, kann es für den anderen zu dem Zeitpunkt richtig sein.
du bringst da meiner ansicht nach mehrere dinge durcheinander
etwas tolerieren heisst nicht, dass man es akzeptiert, man nimmt es nur hin.
etwas akzeptieren bedeutet, es anzunehmen, d. h. man stimmt dem zu
toleranz wird aber haeufig als akzeptanz verstanden. wenn das zutraefe, wuerde ich dir recht geben, dass toleranz oft zu weit geht.
nach meinem toleranzverstaendnis heisst es aber nur, etwas hinzunehmen und sich nicht dagegen aufzulehnen. und das ist eine haltung, die man meiner ansicht nach auch von leuten erwarten kann, die eine andere meinung haben.
du kannst also parteien ablehnen und probleme mit dem umgang mit migranten haben, ohne dadurch intolerant zu sein. wenn du anfaengst, verbote fuer parteien zu fordern, die nicht gegen geltendes recht verstossen und dir nicht in den kram passen, faengt die intoleranz an.
wenn du anfaengst, verbote fuer parteien zu fordern, die nicht gegen geltendes recht verstossen und dir nicht in den kram passen, faengt die intoleranz an.
Es ist auch intolerant wenn man Verbote für Parteien welche gegen geltendes Recht verstossen fordert. Nur wäre die Intoleranz in so einem Fall gerechtfertigt.
Sich beleidigt fühlen ist intolerant? Wie das?
Intolerant wäre es erst, wenn sie "Grüss Gott" verbieten würden(oder versuchen es zu verbieten).