Sollte ich mich von meinem Pferd trennen?
Hallo, ich bin neu hier.
Mir liegt gerade ein spezielles Thema auf der Seele, ob ich mein Pferd verkaufen soll oder nicht. Ich habe Joe vor 7 Jahren als 4-jährigen von einem Ausbildungsstall gekauft. Er ist mir bei ehorses sofort aufgefallen und als ich ihn mir angeschaut habe, war ich schockverliebt. Beim Probereiten habe ich schon einen Abgang gemacht, aber das war mir völlig egal, ich wollte ihn unbedingt haben. Jetzt ist er 10 Jahre alt und es ist schon das zigste Mal, dass ich mir Gedanken mache ihn zu verkaufen. Er ist eigentlich im Umgang ein wirklich toller Kumpel und ich liebe ihn sehr, sonst hätte ich mich längst von ihm getrennt. Aber er ist auch sehr eigensinnig, stur und hat vor allem Angst. Selbst Sachen, die er schon ewig kennt. Ich habe des Öfteren schon im Krankenhaus gelegen. Ich hatte eine ziemlich schlimme Verletzung an der Hand vom Verladen, Gehirnerschütterung vom Ausreiten (Hat sich vor einem Grasbüschel aufm Feld erschrocken) und etliche Prellungen vom Springen. Er ist einfach so unberechenbar. Einige Zeit läuft es super und dann ist er auf einmal völlig verändert und sträubt sich gegen alles und will nirgends dran vorbeigehen oder drüberspringen. Ich bin jetzt kein starker Reiter und habe meine Schwächen, dass weiß ich. Darum habe ich ihn dann für 4 Wochen bei einem S-Springreiter in Beritt gegeben, um zu sehen, ob es an mir liegt. Bei mir hat er nur noch alles verweigert, sogar vor Stangen auf dem Boden hat er gescheut, dabei waren wir schon A-Sprünge gesprungen. Aber selbst der Bereiter ist an ihm verzweifelt, ständig runtergeflogen und wir waren keinen Schritt weiter. Ich habe dann wieder bei 0 angefangen, mit Stangenarbeit, Cavaletti...usw. Ich bin mit Geländesprüngen angefangen, weil die nicht so bunt waren und ich das Gefühl hatte, dass ihm das mehr Spaß macht. Es hat am Anfang auch super geklappt. Ich bin dann gelegentlich, zu verschiedenen Geländeplätzen gefahren und habe Einsteigerlehrgänge gemacht. Irgendwann ist es dann wieder umgeschlagen und er hat nur noch alles verweigert, was er vorher problemlos gesprungen ist. Ich hatte dann auch kein Vertrauen mehr, weil ich ständig durch seine Vollbremsungen runtergefallen bin. Habe dann wieder eine längere Pause eingelegt und irgendwann wieder Springunterricht genommen. Auch hier klappte es anfangs super und wir konnten uns nach und nach wieder steigern...ich bin auch nicht über die E-Höhe hinausgegangen. Das Vertrauen war wieder da. Jetzt ist es leider wieder umgeschlagen. In der Dressur läuft es gut, aber auch im Gelände ist er einfach einen tickende Zeitbombe, die wegen einer Kleinigkeit explodieren kann. Ich bin 42 Jahre alt und stecke das Fallen nicht mehr so gut weg, möchte aber nicht aufs Springen verzichten, das ist meine Leidenschaft. Ich habe auch mal andere Pferde probegeritten, aber keiner hat mir so gefallen wie Joe. Ich bin ratlos, wie es weitergehen soll. Soll ich ihn verkaufen und mir ein braves Pferd suchen? Das Springen aufgeben? Was meint ihr?
9 Antworten
Im Grunde gibst du dir die Antwort schon selbst: Du mußt Dich entscheiden, ob du dich lieber vom Springen oder von dem Pferd trennst.
Ich an Deiner Stelle würde auf das Springen verzichten. Vielleicht auch darauf, über Felder zu galoppieren. Aber wenn auch gemütliche Ausritte oder das Reiten auf dem Platz ein Problem wären, würde ich das Pferd lieber abgeben, solange meine Knochen nicht völlig ruiniert sind, und das Pferd noch in einem Alter ist, wo es realistische Chancen auf einen passenden Besitzer hat. Also möglichst bald.
Tia, falsches Pferd, falscher Reiter.
Hier könnte es sein, das Pferd mag kein Springen. Ursache unbekannt.
Es hat gelernt wer rumeiert gewinnt. Ob der Beritt zielführend ausgerichtet war kann keiner sagen.
Scheinbar ist dem Pferd die Konsequenzen recht egal, die sich ergeben durch seine Verweigerung. Es ist im Moment so, Deine Resourcen reichen nicht aus, die Neigungen und Motivationen Deines Pferdes mit Deinen Ansprüchen über ein zu bekommen.
Hier musst Du überlegen ob Du Deine Ansprüche wandeln kannst oder Dich vom Pferd trennen. Vermutlich ist trennen der bessere Weg.
Was du letzten Endes tust ist deine Entscheidung, die können wir dir nicht abnehmen. Wir können dir aber vllt Denkanstöße oder mögliche Alternativen aufzeigen. Zum Beispiel:
- Wurde Joe schon komplett durchgecheckt? Tierarzt, Ostheopathie, Zahnarzt, usw.... Vllt hat er Schmerzen und reagiert deshalb so?
- Ist er im Gelände auch so schreckhaft, wenn andere Pferde dabei sind? Wie ist er drauf, wenn ihr draußen spazieren geht?
- Wäre es möglich Joe zu behalten und mit ihm eben Dressur zu machen und dir fürs Springen eine Reitbeteiligung zusätzlich zu suchen? (Also ein anderes Pferd dass du reitest)
Danke für Deine Denkanstöße
- Ja, er wird regelmäßig durchgecheckt. Zähne werden einmal bis zweimal im Jahr gemacht...
- Ja, wenn andere Pferde dabei sind, stellt er sich genauso an. Das andere Pferd kann in Ruhe an etwas vorbeigehen und er macht trotzdem ein Drama draus.
- Das mit der RB ist eine super Idee :-) Vielleicht ist das die richtige Lösung, eigentlich möchte ich mich nicht von Joe trennen...ich bin momentan einfach so aufgewühlt und enttäuscht, weil es nach einer wirklich langen und guten Phase wieder so verkehrt läuft.
Ich will dir nicht zu nahe treten, aber ich denke, dass du von Anfang an mit einem vierjährigen Pferd aus einem Ausbildungsstall einfach überfordert warst. Deine Versuche, den Problemen Herr zu werden, sind zwar ehrenwert, aber eine 4-wöchige Berittzeit ist in meinen Augen viel zu wenig, um an den bestehenden Problemen was zu ändern bzw. vermutlich auch zu einseitig mit Bezug auf "Springen" gewesen.
Bis solche Verhaltensweisen geändert sind, braucht es seine Zeit.
Was soll sich in vier Wochen ändern, vor allen Dingen, wenn man selber ja auch so seine Baustellen hat, die ja möglicherweise auch nicht ganz unerheblich an der Entstehung der Probleme waren.
Letztlich steht für dich ja nun die Frage im Raum, wie es weitergehen soll. Ich denke mal, die Frage kannst nur du allein beantworten, was dir wichtiger ist: Deine Liebe zum Springen oder das Pferd. Beides bekommst du möglicherweise nicht zusammen.
Die Entscheidung kann dir vermutlich auch keiner abnehmen.
Leider ist es von außen und aufgrund deiner Beschreibung halt sehr schwer zu sagen, ob jetzt das Pferd tatsächlich keine Lust am Springen hat oder ob das Pferden quasi von dir dazu gebracht wird, beim Springen nicht mehr mitzuarbeiten. Gerade als schwächerer Reiter merkt man ja oft seine Fehler und die schleichende Reaktion der Pferde auf diese Fehler nicht mal so arg, sondern ist dann bloß relativ überrascht von dem Ergebnis, obwohl ein erfahrener Pferdemensch sowas vielleicht schon länger hat kommen sehen.
Wie gesagt, ich bin der Meinung, die Entscheidung kann dir keiner nehmen. Ob du das Pferd behältst, vielleicht mit Unterstützung eines Trainers an den anderen Baustellen (Ängstlichkeit etc.) arbeitet oder ob du dich so aufs Springen versteift hast, dass du dir halt dafür das entsprechende Pferd besorgst.
Möglicherweise lohnt sich ja vielleicht auch mal ein Blick über den Tellerrand in eine gänzlich anderen Disziplin, einer anderen Reitweise, vielleicht als Alternative zum Springen.
Du hast also so ziemlich alles, was hier vorgeschlagen wurde, schon versucht. Wenn das so ist, habe ich den Eindruck, dass du vielleicht nur noch nach einer Bestätigung von Außen suchst, dass du das Pferd verkaufen sollst ? Weil du ja schon alles mögliche versucht hast, die Probleme zu lösen und offenbar ja nichts wirklich geholfen hat ?
Meiner Erfahrung nach hat man auch eine Entscheidung unbewusst schon getroffen, wenn man darüber redet bzw. fremde Menschen um Rat fragt.
Deinen Kommentaren entnehme ich, dass Du Dich doch eigentlich nicht von ihm trennen willst. Wenn er Dir so viel bedeutet, wirst Du jedes Pferd, das nach ihm kommt mit ihm vergleichen. Selbst wenn da das super Springtalent bei wäre.Gibt es nicht die Möglichkeit einmal die Woche Springunterricht auf einem Schulpferd zu nehmen? Und mit Deinem Joe dann einfach das Springen sein zu lassen? An der Schreckhaftigkeit lässt sich doch bestimmt mit einem Trainer arbeiten. Dann hättest Du immer noch Deinen Partner an der Seite, brauchst aber auf das Springen nicht ganz zu verzichten.
Überfordert habe ich mich eigentlich nicht gefühlt...ich hatte immer guten Beistand und habe auch von Anfang an regelmäßigen Reitunterricht gehabt. Wir haben von der Pike auf das Springen zusammen gemacht und im Unterricht hatte auch immer alles gut funktioniert...bis wir dann irgendwann auf Turniere gegangen sind. Das hat von Anfang an nicht funktioniert aufgrund seines Nervenkostüms. Auf dem Abreiteplatz war alles in Ordnung, sobald wir im Parcours waren ging nichts mehr...auch wenn wir den Parcours vorher schon gesprungen waren. Das habe ich dann für mich abgehakt und gemeint, solange es im Unterricht klappt, ist das für mich in Ordnung. Wenn Turniere nicht sein Ding sind, kann ich damit leben. Aber wenn es im Unterricht dann auch nicht mehr klappt....aber ich habe schon mit einer Trainerin, die ganz toll mit Pferden arbeitet und auch auf Pferdemessen unterwegs ist, gebeten, mit seiner Ängstlichkeit zu helfen.