Sind hier Leute aus dem ehemaligen Sudetenland?
Als was würdet ihr euch bzw. eure Familie am ehesten bezeichnen? Schließlich ist "Sudetendeutscher" ein politischer Begriff und klammert viele Deutschsprachige in Tschechien aus.
Das Ergebnis basiert auf 7 Abstimmungen
2 Antworten
Die Familie meiner Mama hat sich stets über ihr Sudetentum in Deutschland definiert:
nachdem sie aus "Schönpär" (Schönbach, heutiges Luby bei Cheb) vertrieben wurden und in Bubenreuth unterkamen, entwickelten sie dieses kollektive Gefühl der Vertriebenen, in radikaler Abgrenzung zu den sog. "Tschuschen", wie sie nichtdeutschsprachige Tschech:innen nannten, die sie vertrieben.
Das Verhältnis zur Tschechischen Republik ist selbst unter der Generation meiner Oma zwiespältig. Dass ich Tschechisch im Master lerne und durch mein Begleitfach Slavistik mich intensiv mit der deutschen Geschichte Ostmitteleuropas beschäftige, ist für mich eine Auseinandersetzung mit meiner Familiengeschichte und Erinnerungsverantwortung.
Obgleich sich beide Seiten Schreckliches angetan haben, ist die deutsche Schuld mit nichts vergleichbar: die Tschechoslowakei wurde zerstört und ihr Gebiet okkupiert. Terezin spricht für sich. Und dieses Bewusstsein fehlte immer (!) in meiner Familie. Mein Urgroßvater sprach vom "Feigen Anschlag auf Heydrich" und immer waren nur die eigenen Opfer wichtig. Dieses verzerrte Geschichtsbewusstsein, dieses Suhlen im Mitleid und die überzogene Glorifizierung der "Heimat" hat meine Mutter schon angekotzt und mich kotzt sie noch mehr an.
LG
Bestimmt, ich zähle nicht dazu, würde sie aber auch als Sudetendeutsche bezeichnen.