Shakespeares Bedeutung zu seiner Zeit und heute?

2 Antworten

Shakespeares Bedeutung zu seiner Zeit kann ich nicht beantworten. Er war halt ein beliebter Stückeschreiber, nehm ich an. Ideal für Schauspieler. Er war ja (möglicherweise) selbst einer. 

Shakespeares Bedeutung in unserer Zeit liegt meiner Meinung darin, dass seine Stücke alterslos sind. In jedem Zeitalter kann man sie neu interpretieren und sie sagen einem immer was. Sie sind also nicht zeitgebunden.

Ich habe vor ein paar Jahren in London mal einige Male die Shakespearestücke Coriolanus und Richard II gesehen. Obwohl Coriolanus zur Römerzeit spielt  und Richard II ein Königsdrama ist, dessen Protagonisten im 15. Jahrhundert in England Geschichte machten. Aber diese Stücke enthalten einfach für jede Generation, egal ob Mittelalter oder Raketenzeitalter, bedeutsame Wahrheiten. Natürlich hängt es auch sehr von den Schauspielern ab. 
Als ich Shakespeare, um mich vorzubereiten, gelesen hatte, dachte ich auch: "Aha. Und das soll jetzt Weltliteratur sein?" Aber als ich die Stücke dann gespielt sah - von der ersten Garde der engl. Theaterschauspieler - war mir klar, dass Shakespeare "nur" das Skelett liefert. Das Fleisch liefert der Schauspieler. 

Z.B. ist die weibliche Hauptrolle in Coriolanus die Mutter des Titelhelden. Sie hat ihn als absoluten Soldaten erzogen, der nur als Held überhaupt eine Daseinsberechtigung hat.  Man kann sich gut vorstellen, dass diese Mutter total verschieden interpretiert werden kann. Sie könnte die Mutter eines SS Mannes sein, sie könnte eine Frau sein, die sich unberechtigt in Männergeschichten einmischt, etc..
Die Schauspielerin, die ich gesehen hatte, hatte die Mutter "feministisch" dargestellt. Nämlich als tragische Figur, die zwar klüger als jeder Mann war, aber als Frau bei den Römern selbst nicht politisch aktiv werden durfte. Sie hat dann ihren Sohn, der nicht der Intelligenteste war, zum Helden erzogen, weil  sie es gerne selbst geworden wäre. Und es auch gekonnt hätte.

Wie gesagt, Shakespeare hat jeder Generation etwas zu sagen. Immer etwas Neues. Dasselbe ist natürlich bei Goethe und Schiller auch der Fall. 

Lemmster241245  18.03.2018, 10:43

Schon mal ganz blöd angefangen.

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Shakespeare war zu seiner Zeit ein dramatischer Dichter unter vielen. Eigentlich wird er nur in einer einzigen Aufstellung englischer Dichter von Francis Meres, einem Lehrer, 1598 gerühmt. Aber andere englische Dichter werden darin von Meres genauso gerühmt.

Ansonsten: keine Zeitung schrieb über Shakespeare, keine Theaterkritik äußerte sich über ihn. Er tauchte nur in den Besetzungslisten einer Schauspieltruppe als Schauspieler auf, manchmal nur Will genannt. Seine berühmten Werke sind allerdings immer mit „by William Shakespeare“ gekennzeichnet.

Später, als er reich geworden war, tauchte er in Stratford upon Avon als Geschäftsmann und Schuldeneintreiber per Gerichtsverfahren auf.
1616 verfasste er kurz vor seinem Tod ein skurriles Testament, in dem er seiner Frau nur sein zweitbestes Bett vermachte und im Übrigen mit keinem Wort auf seine unsterblichen Meisterwerke oder auf irgendwelche Bücher seiner Bibliothek einging (wenn solche überhaupt vorhanden waren). Viele halten ihn deshalb für einen Strohmann, der für einen anderen die Meisterwerke veröffentlichte.

Warum wurden die unsterblichen Werke damals nicht als solche erkannt? Für mich gibt es zwei wichtige Gründe (die aber – wie auch alle anderen, weniger bedeutenden Gründe – mehr oder weniger auf Vermutungen beruhen; die eigentlichen (faktenmäßigen) Gründe kennt man nicht:

1. Shakespeare schrieb seine bedeutendsten Werke in einer literarischen Gattung, die damals so etwas wie Trivialliteratur war und von der literarischen Zunft nicht ernst genommen wurde: das Drama. Die Dramen wurden zuerst in Gaststätten, später im „Globe-Theater“ aufgeführt, wo nur Sachen zur Aufführung kamen, die der Volksbelustigung dienten. Nicht umsonst trugen einige Shakespeare-Stücke reißerische Titel wie „Was ihr wollt“ „Wie es euch gefällt“, Die lustigen Weiber von Windsor“, „Verlorene Liebesmüh“, „Der Sturm“ u.a.

2) Die Dramen sind zum großen Teil in einer exquisiten, bilderreichen Sprache mit teilweise erlesenen, komplizierten Metaphern geschrieben, dass selbst studierte Leute oft mehrmals ansetzen müssen, um den Sinn eines Verses zu verstehen. Die einfachen Leute im „Globe“ konnten diese Sprache kaum verstehen; deshalb ist davon auszugehen, dass die Sprache vereinfacht wurde, sodass vom Genie Shakespeare bei dem Stück nicht viel übrig blieb.  Die meisten Sachen existierten außerdem nur
als Rollentexte für Schauspieler, veröffentlicht wurden Texte von Mitschreibern im Theater, sog. „Bad Quartos“; es gab auch einige „Good Quartos“, vor allem vom „Hamlet“, damals das populärste Stück (allerdings eine dunkle Tragödie, für die man allein auch nicht berühmt werden konnte).

Heute ist Shakespeare der berühmteste Dramatiker der Weltliteratur, vielleicht aller Zeiten. Warum? Weil er über alle menschlichen Themen schrieb, die zu allen Zeiten für Menschen von Interesse sind. Außerdem schrieb er in einer derart bezaubernden poetischen Sprache und mit einer
Leidenschaft, dass man sich zu allen Zeiten deren Wirkung nicht entziehen kann. Alles Leid und Unglück der Menschheit, alle Abgründe der menschlichen Seele (Macbeth, Othello!), die Abstürze und das Scheitern sowie das Triumphieren großer Männer (Julius Caesar, Königsdramen) werden mit einer Tiefgründigkeit erfasst - daneben auch die großen Gefühle von Liebenden (Romeo und Julia) - , dass man heute nur noch
staunen kann.

Lemmster241245  18.03.2018, 10:46

Ich glaube nicht. Ich war eh nie zum Glaubren gemacht

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