Seit dem mein Vater verstorben ist, nehme ich alles nur von außen wahr, alles kommt so unreal vor, doch ich weiß dass das nicht normal ist?

6 Antworten

Hallo Hitmantr103,

da ich im letzten Jahr meine Frau nach kurzer schwerer Krankheit (sie starb an Krebs) und einige Jahre zuvor auch meine Eltern verloren habe, weiß ich genau, wie furchtbar der Verlust eines geliebten Menschen ist! Doch eines möchte ich gleich vorweg sagen: Der Schmerz bleibt nicht für immer so groß, wie er in der ersten Zeit noch ist!

Da ich mich mit dem Thema "Trauer" etwas näher beschäftigt habe, erfuhr ich, dass jeder auf eine etwas andere Weise trauert und es auch kein Zeitmaß für die Trauer gibt. Die traurigen Gefühle halten bei vielen ein Leben lang an, doch man denkt im Laufe der Zeit nicht so oft an den Toten! Und somit lässt auch der Schmerz nach.

Was in dieser Zeit helfen kann ist, wenn man ganz offen mit jemandem, zu dem man Vertrauen hat über seine Gefühle sprechen kann, am besten mit jemandem, der selbst Ähnliches erlebt hat. Von diesem fühlt man sich viel besser verstanden, und meistens bekommt man hier mehr Mitgefühl und Verständnis entgegen-gebracht! Das ist auch die Erfahrung, die ich gemacht habe.

Einigen fällt es allerdings schwer, über ihre Gefühle zu sprechen und sie ziehen sich lieber von anderen zurück. Hier kann es helfen, einmal all das aufzuschreiben, was einen bewegt und es dann später nochmals zu lesen.

Was ebenfalls Erleichterung bringen kann ist weinen! Ja das Vergießen von Tränen der Trauer ist ein wichtiger und notwendiger Bestandteil des seelischen Heilungsprozesses. Du brauchst Dich daher nicht zu schämen, wenn Du immer mal wieder in Tränen ausbrichst. Hinterher magst Du etwas Erleichterung empfinden (so jedenfalls ist es mir schon oft ergangen). Seinen Tränen freien Lauf zu lassen, kann manchmal sehr befreiend sein!

Es wäre sicher nicht hilfreich, wenn man irgendwie versucht, vor anderen seine Gefühle zu verbergen und den Starken zu spielen. Man sollte sich zugestehen, traurig zu sein und dies auch nach außen zu erkennen zu geben. Warum sollen denn andere nicht merken, wie sehr man mit der Trauer zu kämpfen hat?

Falls Du an Gott glaubst, kann es für Dich auch sehr tröstend sein zu erfahren, was die Bibel über die Toten sagt. Jesus Christus, der ja selbst auch den Schmerz kannte, den der Tod geliebter Menschen auslösen kann, sagte einmal etwas sehr Schönes:

Denn so, wie der Vater die Toten auferweckt und sie lebendig macht, so macht auch der Sohn die lebendig, welche er will. Das sollte euch nicht wundern, denn es kommt die Zeit, wo alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und herauskommen werden“ (Johannes 5:21, 28 u. 29a).

Jesus sprach hier von der Auferstehung der Toten! Wenn diese eines Tages stattfindet, bedeutet das, dass Millionen von Verstorbenen wieder auf der Erde leben werden, und zwar unter besseren Verhältnissen als heute. Wir werden sie so sehen, wie wir sie gekannt haben und können sie dann endlich wieder in unsere Arme schließen! Ist das nicht großartig?

Diese wundervolle Aussicht gibt mir bis heute viel Trost. Zu wissen, dass ich meine Frau, meine Eltern und all die lieben Anderen eines Tages wiedersehen werde, hilft mir, mit den Gefühlen der Trauer besser fertig zu werden.

Ich weiß ja nicht, wie Du zur Bibel stehst und ob Du überhaupt an Gott glaubst. Ich habe eben versucht, meine persönlichen Erfahrungen und meine Hoffnung wiederzugeben. Vielleicht hast Du ja eine ganz andere Meinung dazu.

Ich wünsche Dir jedenfalls von ganzem Herzen, dass es Dir gelingt, mit Deinem Schmerz zu leben und Deine große Trauer nach und nach zu verarbeiten! Sollte sich Dein jetziger Zustand aber nicht in absehbarer Zeit bessern, wäre es vernünftig, einmal einen Arzt zurate zu ziehen.

Alles Gute und viel Kraft!

LG Philipp

Wahrscheinlich bist du noch sehr jung, ich habe meinen Vater verloren als ich schon erwachsen war, und dennoch hat es mich sehr lange sehr mitgenommen. Einen Elternteil zu verlieren ist schon sehr heftig und einschneidend im Leben. Ich könnte mir vorstellen, dass es dich auch enorm mitgenommen hat und du immer noch am trauern bist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mindestens ein Jahr braucht beim Verlust einer nahe stehenden Person. Wenn man einen Jahreskreis durchgestanden hat, Geburtstage, Feiern, Familienzusammenkünfte, die ganzen Feiertage, jeder Tag muss einmal ohne ihn erlebt worden sein und dann am Todestag kommt vielleicht noch einmal alles hoch und danach gewöhnt man sich langsam wieder daran und danach kann man es langsam integrieren, dass er nicht mehr da ist. Und irgendwann ist man wieder im Leben und im Alltag. Die Momente der Trauer werden weniger. Und dann geht es wieder weiter.

Kannst du mit deiner Familie darüber reden? Redet ihr über deinen Vater und darüber wie es euch so geht? Ich denke der gegenseitige Austausch darüber ist wichtig, bloß nicht schweigen. Nimmst du dir auch Momente Zeit dich mit ihm zu befassen? Am Grab oder in Gedanken? Und es danach wieder bewusst bei Seite schieben. Suche dir jemand, der sich regelmäßig Zeit nimmt für dich, zu reden, damit du es besser verarbeiten kannst. Wenn in der Familie niemand zu finden ist, wende dich an deinen Hausarzt, beschreibe ihm wie du dich fühlst und lass dich an eine Therapeutin überweisen, damit du reden kannst. Je nachdem wie er es einschätz verschreibt er dir vielleicht eine Auszeit. Du solltest nicht alleine sein mit deiner Trauer. Lass es nicht anstehen, es ist Zeit dass du dir Hilfe nimmst um das ganze auf- und verarbeiten zu können. Alles Gute und viel Kraft aus deinem Weg.

Eleni007  21.11.2019, 17:20

Gut gesprochen!

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Ich habe etwas sehr Ähnliches durchgemacht. Allerdings hatte ich zudem noch Probleme meine Wut in Griff zu bekommen und Schlafstörungen. Als dann ein paar Jahre später eine Freundin verstorben ist und meine Mutter einen ganz schlimmen Unfall hatte (von dem sie sich über Jahre erholt hat, aber es sah ganz schlecht aus und ich war auf das Schlimmste gefasst), habe ich eine Depression bekommen.

Pass einfach gut auf dich auf. Nach einem Jahr in diesem Zustand wäre vielleicht eine Therapie ganz gut (bzgl. Trauerbewältigung).

Diese Derealisationssymptome bekomme ich übrigens ab und an auch noch, wenn ich sehr übermüdet bin. Das ist ein wirklich unangenehmes und auch befremdliches Gefühl.

Ich wünsche dir alles Gute

Das nennt sich Depersonalisation und Derealisatuon und das ist eine Schutzfunktion von deinen Kopf.. der dich vor Stress schützt. Das geht wieder weg.

Der Tod deines Vaters nimmt dich so mit, dass der Stress (Trauer) so groß ist, dass dein Kopf diese Schutzfunktion ,,einsetzt"

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das sind Symptome einer Dissoziation. Du solltest dir therapeutische Hilfe suchen. Ruf deine Krankenkasse an und frage nach einer Therapeutenliste. Dann rufe die Liste durch, um dir einen Termin für ein Erstgespräch geben zu lassen.

SakiBFR  20.11.2019, 23:55

Schwachsinnig!!! Das ist eine übliche Schutzfunktion. Die nennt sich Derealisation und Depersonalisation

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Experiencia  20.11.2019, 23:57
@SakiBFR

Langsam langsam hier. Derealisation ist eine Form der Dissoziation. Nicht gleich mit Wörtern wie "Schwachsinn" um sich werfen. Vielleicht vorher mal informieren. Therapeutische Hilfe ist auf jeden Fall angebracht.

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SakiBFR  20.11.2019, 23:59
@Experiencia

NA DANN 😉 Dann ist das so, aber das ist eine Depersonalisation und das ist Fakt

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