Schubert Op.94/4: f oder fes?

2 Antworten

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f.

An sich braucht man hier keine Parallelstelle oder musikwissenschaftliche Untersuchung, denn fes klingt so falsch, solche Dissonanz gibt es bei Schubert nicht.

Ich habe mal einige Notenausgaben durchgesehen. Wahrscheinlich handelt es sich hier um einen Druckfehler in der Erstausgabe. In der sehr frühen Petersson-Ausgabe - immerhin von Liszt durchgesehen - ist die Stelle unkommentiert mit fes wiedergegeben. Moszkowski schreibt ebenso unkommentiert f.
Gieseking, eine frühe Henle-Ausgabe, schreibt, so wie es in Deiner Ausgabe gehandhabt wurde, fes mit einem Auflösungszeichen in Klammern darüber.

Kein Mensch spielt fes. An erster Stelle ist da sicher Alfred Brendel zu nennen, einer der führenden Schubert-Interpreten, wenn nicht der Schubert-Interpret schlechthin. Es gibt eine Aufnahme mit Wilhelm Backhaus, die mir sogar noch ein wenig besser gefällt als die mit Brendel. Auch er spielt (natürlich) f.

So, so... Solch schöne Stücke spielst Du? Du bist ja ein Genießer...

Arlecchino  14.03.2024, 22:33

Sorry für den Sermon. Aber 'f.' als Antwort nimmt das System nicht an.

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selbrgschraubt 
Fragesteller
 15.03.2024, 08:08

Danke für Deine Antwort!

"fes" macht in der Tat keinen Sinn, ich habe es aber ebenfalls in vielen Ausgaben gesehen, auch in meiner Könemann. Aber die Verlage schreiben ja gerne ab voneinander...

Die erste youtube-Version welche bei meiner Suche aufgetaucht ist, war die von Sokolov. Er spielt knallhart das "fes", aber ich fand ohnehin bessere Versionen, Radu Lupu war z.B. auch interessant.

Sokolov ab 1:55:

https://youtu.be/a5zyESaEdy4?si=N9r9BhWkfoFNeCHa

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Arlecchino  15.03.2024, 11:35
@selbrgschraubt
Aber die Verlage schreiben ja gerne ab voneinander...

Die Verlage nutzen weitestgehend dieselben Quellen, nämlich, sofern vorhanden, Handschrift oder Erstausgabe.

Und ja, dass 'kein Mensch' fes spielt, sollte man natürlich nur schreiben, wenn man alle gehört hat...

Ich habe Sokolov Anfang der 1970er Jahre in einem Konzert irgendwo im Rheinland erlebt, als er kaum Auslandsreisen unternehmen durfte und dementsprechend im Westen noch weitgehend unbekannt war. Er hatte ständig Bodyguards um sich, damit er sich nicht absetzen konnte.

Ein ganz großartiger Virtuose, allerdings stilistisch so geprägt, wie viele Russen seiner Generation das sind. Man muss ja vorsichtig sein, wenn man sich über solche Leute äußert. Aber es ist schon so: Ob er Beethoven, Schubert oder Spätromantiker spielt: Es sind andere Stücke, andere Töne, aber er spielt alles nahezu gleich. In die Ästhetik und das Lebensgefühl von Beethoven oder Schubert kann er sich nicht einfühlen. Vergleiche einmal die Aufnahme von Sokolov mit der von Brendel, in dieser Aufnahme. Brendel ist nicht so brillant wie Sokolov, aber er spielt wunderbar Schubert.

Sein 'Kollege' Pavel Gililov, selber Jahrgang und ebenfalls aus St. Petersburg, war übrigens eine Weile mein Lehrer.

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Arlecchino  16.03.2024, 15:05
@selbrgschraubt

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Nein, die hatte ich noch nicht eingesehen. Statt Doppel-b dann Doppelkreuze...

Darüber kann man diskutieren. Das Publikum hört es nicht, und wenn man das Stück beherrscht, sich von dem visualisierten Notentext gelöst hat und 'nur noch' Musik spielt, macht es auch keinen Unterschied mehr.
Es ist allerdings immer heikel, Eingriffe in den Notentext von großen Komponisten vorzunehmen. Schubert wird sich die Frage selbst gestellt haben und hat sich so entschieden, wie wir es sehen. Es hat einen Hauch von Besserwisserei, eine solche Änderung vorzunehmen.

Und eine moderne seriöse Ausgabe würde bei der korrigierten Note 'eis' eine Fußnote anbringen.

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Hallo.
Also ich denke eher fes da vor dem f ein b steht und das ganze (so wie ich es kenne) dann fes wäre.. Ich habe keinerlei Ahnung von Schubert oder ect. Aber laut dem b müsste es fes sein.

LG