Schreibstil “aushaltbar”?

5 Antworten

Ich habe weitaus ungelenker verfasste Texte gelesen, dies vielleicht vorab. Der größte Fehler, den Hobbyautoren gern machen (die meisten tun dies), ist es, das Erzählen zu vernachlässigen und zusammenfassend, stichpunktartig, in den Raum geworfen zu schreiben. Du umschiffst diese Klippe (jedenfalls in diesem Text) recht geschickt.

Das Problem, was sich mir hier stellt, und was ebenfalls immer wieder gern Aspekt von Literaturkritik ist, ist hier (wobei das auch immer eine Frage des Geschmacks ist) die inflationäre Verwendung von Adjektiven. Der Haken ist auch hier, dass Adjektive immer eine unmittelbare Beschreibung in sich tragen, die man wiederum ebenfalls umgehen kann, indem man seine Bedeutung in einen erzählenden Text verwandelt. Oder eben konkret überdenkt, inwieweit die direkte Beschreibung durch das ergänzende Wort überhaupt notwendig ist und nicht eher den Lesefluss stört.

Als Beispiel: "schoss die fleischige Hand des Mannes". Man könnte sich nun hier diesen Satz immer wieder vorlesen, sowohl mit dem Adjektiv "fleischig", als auch ohne, und sich fragen, was flüssiger klingt. Dann wiederum könnte man die Passage umformulieren, und sich vornehmen das Adjektiv "fleischig" umzusetzen in einen weiteren Satz, der exakt das Gefühl ausdrückt, dass das Opfer/der Protagonist/werauchimmer hier gerade auf seiner Haut spürt. Derartig empfiehlt es sich generell immer, die Gegenprobe zu machen, wenn etwas auffällt. Hat man viele Partizipien im Text, schreibt man versuchshalber den Absatz mal um, ohne auch nur ein einziges zu verwenden. Mit Adjektiven genauso. Übrigens auch mit wörtlicher Rede: Wie klingt ein Absatz, wenn man die wörtliche Rede weglässt und sie durch indirekte Rede oder Beschreibung aus dritter Perspektive ersetzt. Und umgekehrt, wie verändert sich der Lesefluss, wenn man eine berichtende Passage durch direkte Rede ersetzt. Diese Form von Gegenproben würde ich also, dies als Tipp, immer mal zwischendurch machen, sie eröffnen gern neue Perspektiven.

lg up

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktische Erfahrung, Fortbildungen

Boahkeineahnun 
Beitragsersteller
 28.01.2025, 11:20

Danke für die ausführliche und konstruktive Antwort! Ich werde mal versuchen meine Adjektiv-Nutzung etwas zu zügeln. (Das ist mir selbst wirklich nicht so aufgefallen…)

Ich denke das fällt unter Show-don’t-Tell

Wenn du Texte zur Begutachtung stellst - und so viel Text ist es nun auch wieder nicht - solltest du vorher alle Tippfehler rausmachen. Im Grunde ist es doch hier ein Bewerbungsgespräch beim Publikum. Manchmal weiß man nicht, ob der Fehler ein Tippfehler oder Ausdrucksfehler ist:

Leichen waren nie gut gekleidet, besonders nicht solche, die achtlos am Rand eines Reisewegs im Dreck lagen. 
Daher bot dieser hier

Sollte es nicht diese (Leiche) heißen?

Und wie kommst du darauf, dass Leichen nie gut gekleidet sind? Viele werden in ihrem Sonntagsanzug bestattet. Es ist einfach Unsinn. Ebenso das "achtlos". Es ist zwar kein Adjektiv, aber eine überflüssige Information. Legt denn jemand eine Leiche achtsam in den Dreck?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Talent, Selbststudium, Lektorat

Fangen wir mit den Fehlern an:

Daher bot dieser hier einen besonders merkwürdiger Anblick.

*einen besonders merkwürdigEN Anblick

„Bitte, tritt näher wenn du dich ausrauben lassen willst, du vollidiot.”

*tritt näher, wenn ... Vollidiot

und die Bizeps, die sich unter den Ärmeln seines Hemdes spannten

Plural von Bizeps ist Bizepse.

Natürlich würden Die Früchte eines Solchen Baumes etwas … Abenteuerlich… aussehen.

*die ... solchen ... abenteuerlich

ignorierte es sofort wieder, weil Prioritäten.

*weil er andere Prioritäten hatte.

Er ignorierte speziell sie Atmung.

*die Atmung

„Oh, verdammte sch —“

*Sch —

in der Luft wieder, wahrend seine Beine

*während

Zum Stil: Kann man so machen, aber auf die Dauer geht einem die Eloquenz auf den Senkel. Man muss nicht JEDEN Inhalt krampfhaft so lustig/ironisch/hyperpräzise formulieren.


  1. Zu viele Absätze.
  2. Unlogisches. Die Uhr kann nicht über die Brust schwingen, wenn die Person im Graben liegt. Sie liegt dann auf.
  3. Die Szene an sich finde ich unverständlich und wenig sortiert. Sie sorgt dafür, dass ich sehr schnell aufgehört hätte, sie zu lesen. Aber das weiterlesen hat mich nicht mehr in die Szene nicht näher gebracht.
  4. Die Sache mit der Falle ist für mich als Leser, als ich es zum ersten mal las, nicht verständlich.

an deinem stil ist nichts auszusetzen...es ist dein persönlicher stil 👍 normalerweise können sich die menschen alles richtig zusammenreimen...und wie ich heute las, ist mein stil sowieso schlimmer... 🙃