Schiller Schulden trotz Erfolg mit Räuber

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Im 18. Jahrhundert konnte kaum jemand allein von Einnahmen als freier Autor leben. Ansätze zu einer solchen wirtschaftlichen Existenzform gab es, aber ziemlich neu. Auf dem Buchmarkt war das lesefähige und zahlungskräftige Publikum auch erst einmal eher begrenzt und nahm erst allmählich zu.

Oft wurde ein einmaliges Honorar vereinbart.

Hintergrundinformationen bietet z. B.:

Harald Steiner, Das Autorenhonorar : seine Entwicklungsgeschichte vom 17. bis 19. Jahrhundert. Wiesbaden : Harrassowitz, 1998 (Buchwissenschaftliche Beiträge aus dem Deutschen Bucharchiv München ; Band 59). ISBN 3-447-03986-8

Schiller wurde durch sein Drama „Die Räuber“ berühmt. Ein der Aufführung vorausgehender Druck als Lesedrama erschien anonym und mit falscher (fingierter) Ortsangabe aufgrund der Zensurpraxis in Württemberg unter Herzog Carl Eugen.

Schiller war Regimentsmedicus (Arzt im herzoglichen Dienst bei einem Grenadierregiment in Stuttgart). Der Herzog verhängte gegen ihn eine Arreststrafe wegen unerlaubter Entfernung zu Besuch von Aufführungen in Mannheim und verbot die Dichtungstätigkeit.

Schiller war zudem damals in keiner Verhandlungsposition, um ein unübliche hohe Bezahlung zu bekommen. Verleger und Theaterintendanten zahlten gewöhnlich keine riesigen Beträge als Honorare, erst recht nicht als Tantiemen. Es war noch kein anerkannter Schriftsteller (es handelte sich um sein erstes Drama), wünschte sehr eine Veröffentlichung und Aufführung und kannte sich zunächst auch wenig in den Geschäftspraktiken aus.

Der Urheberrechtsschutz war damals ziemlich unzureichend. Gegen nicht autorisierte Nachdrucke waren die Möglichkeiten nicht sehr groß.

Gero von Wilpert, Die 101 wichtigsten Fragen: Schiller. Originalausgabe. München : Beck, 2009 (Beck'sche Reihe ; 7017), S. 46 – 47:
„Abweichend von den Versprechungen des Herzogs Carl Eugen mußte sich der Regimentsmedikus mit 216 Gulden Jahresgehalt zufrieden geben und sollte auf eigenen Rechnung leben. Dazu bezahlte der den Druck der Räuber und der Anthologie. Bei seiner Flucht aus Stuttgart interließ Schiller Schulden von über 400 Gulden, insgesamt also rund zwei Jahresgehalten.

Als Theaterautor in Mannheim erhielt er 1783 ein Jahresgehalt von 300 Gulden, da er hoffte, 1783 noch etwa 400 Gulden Honorar zu verdienen. In Bauerbach hinterließ er bei Henriette von Wolzogen bei ihrem Tod Schulden von mehreren hundert Gulden. Vor Schillers Übersiedlung nach Dresden und Leipzig regelte sein Freund Körner zuerst Schillers Schulden in Mannheim und geschäftliche Probleme den Verlegern gegenüber. Doch immer mehr entwickelte Schiller seine Kunst, seine Verleger formlos zu Geldsendungen, also zu Honorarvorschüssen zur Schuldentilgung zu bewegen […]. Ende 1791 erhielt Schiller durch Vermittlung Baggensens von Herzog Friedrich Christian von Schleswig-Holstein-Augustenburg und dem Minister Graf Ernst von Schimmelmann zur Wiederherstellung seiner Gesundheit für die Dauer von drei Jahren ein jährliches Gehalt von je 1000 Talern. Zeitweilig und anscheinend in Rücksicht darauf räumte ein Verlegerfreund ihm einen jährlichen Dispositionskredit von 1000 Talern ein. Somit war Göschen zeitweilig sein Verleger und Bankier.

Schillers Professur war unbezahlt, und die einzige Einnahme daraus waren die Hörergelder für privatim oder privatissime gehaltene Kollegs. Unabhängig davon bewilligte Herzog Carl August ihm am 1.1.1790 ein jährliches Gehalt von 200 Talern, das er 1799 auf 400 und ab 1804 auf 800 Taler erhöhte, und Charlottes Mutter versprach ab 1790 einen jährlichen Zuschuß von 150 Talern.“

Zusätzliche Einnahmen ergab die Übernahme von Herausgeberschaften von Sammelbänden, Anthologien und Kalendern.

Heute ist es doch ähnlich, viele verkannte, nicht geschätzte etwa unpopuläre, aber begabte, inhaltlich und überhaupt erstklassige Autoren und Künstler "fristen" zumeist ein "elendes" Dasein (gemessen an den Durchschnittsverhältnissen, rein materiell betrachtet, ..) und werden oft erst nach ihrem Tod zu Ruhm und Ehre "gebracht":

Beispiel Van Gogh, zu Lebzeiten ein armer Maler und aktuell einer der best verkauften Künstler überhaupt,

Oder Nietzsche einer der geschätztesten deutschen Philosophen aktuell, zu Lebzeiten verarmt, in psychiatrischer Behandlung und erst nach seinem Tod, von seiner Schwester angezettelt (aber in Verfälschung vieler seiner Absichten ), zu Weltruhm gelangt, ..

Oder Kafka, der wenn man das individuelle Urheberrecht wirklich "ernst" genommen hätte schon damals, gar nicht veröffentlicht werden wollte, etc.

'(aber jene Gelder aus Kunstvertrieb und Literaturauflagen streichen natürlich gerne und wie oft üblich, nur die entsprechenden "Verwerter" diese sogn. "ehrbaren Kaufleute" ein, ..)

Du gehst zu den Zeiten Schillers und Goethes von falschen Voraussetzungen aus, was Ruhm und daraus entstehendes Einkommen betrifft. Von ihren Dichtungen konnten weder Goethe noch Schiller ihre Lebenshaltungskosten bestreiten, obwohl sie berühmt waren. Damals hieß es eigentlich "Der Beifall ist des Künstlers Lohn!" Schiller bezog ein schmales Gehalt als Geschichtsprofessor in Jena und war auf "Zugaben" der Schwiegermutter angewiesen, Goethe war gut besoldeter Staatsminister in Weimar (etwa Ministerpräsident). Komischerweise (und angeblich!) konnte nur Goethes Schwager Vulpius von den Einnahmen seiner "Räuberpistolen" über den "edlen Räuber" RInaldo Rinaldini, die damals in Leihbüchereien standen, seine Lebenskosten bestreiten. Aber auch der bemühte sich um die Einstellung in ein Staatsamt!www.lyrik-abs.de