Scheint es nur mir so oder ist anspruchslose Musik beliebter als anspruchsvolle?
Immer wieder frage ich mich, warum anspruchslose, einfache Musik so beliebt ist.
Ich meine, schaut man zurück auf AC / DC, Deep Purple, Uriah Heep - fast alles besteht aus wenigen einfachen Riffs und Akkorden und erfreut sich dennoch auch noch heute grosser Beliebtheit.
Auch wenn ich z.B. Pop und was sonst heute im Radio lauft höre kommt mir ein Grossteil vor wie einfache, zwar auch höchste Klangqualität maximierte, aber dennoch einfache, billige Musik. Auch in diversen elektronischen Musikrichtungen sehe ich einen Trend zu immer weniger komplexeren, simpleren Aufbauten und Rythmen, Melodien. Jedenfalls beim Mainstream der jeweiligen Genren.
Während es sehr unbekannte aber hochgeniale Musik gibt die, in meinen Ohren, weitaus gefühlsvoller, liebevoller und komplexer aufgebaut ist. (Als Beispiel: "Carbon Based Lifeforms - Right Where it ends" oder "Polyrythmi").
Bilde ich mir das alles nur ein oder ist es tatsächlich so?
Und wenn ja: Weshalb? Kann es sein dass gewisse Leute "zu dumm" sind um komplexere Musik zu verstehen oder liegt es daran, dass sich einfach zu wenig darauf einlassen und deshalb keinen Zugang dazu finden? Oder liegt es einfach daran, dass einfache Rythmen und Melodien eingängiger sind und einfacher zu merken, sozusagen "ohrwurmfähiger" sind?
14 Antworten
Musik ist bekanntlich eine Kommunikationsform – du kannst mit Musik wie mit jeder Sprache alles ausdrücken, was dir auf der Zunge liegt.
Wie jede Sprache muss sie aber auch gelernt werden, und wir lernen durch das, was wir dauernd hören. Die ersten Musikstücke, die mensch nach dem Schlüpfen so hört, sind sehr einfache Strukturen – Tonleitern rauf und runter, keine zu großen Tonsprünge, reine Dur- oder Moll-Harmonien. Damit prägen sich uns Tonleitern ein und das Gefühl dafür, was "richtig" und was "falsch" klingt – dahinter steckt keine unbekannte Mathematik oder Geheimwissenschaft, das ist alles Prägung durch laufende Wiederholung.
So erscheinen uns alte asiatische Stücke oder klassische indische Musik mitunter völlig schräg, während ein Hörer aus diesem Kulturkreis, der nicht schon jede Menge westlicher Musik gehört hat, mit unserer leicht verstimmten wohltemperierten Stimmung so seine Probleme haben mag.
Ein Hit braucht eine Hookline, eine Melodie oder Rhythmusfolge, die sich ins Gedächtnis einprägt. Gut merken lässt sich das, was man selbst mitsingen, -pfeifen oder -brummen kann. Damit (ohne jetzt über Geschmack oder Qualität streiten zu wollen) bleiben anspruchsvolle Melodien, die dem einfachen Raster von einer angenehmen Mischung aus altbekannten Mustern mit einer leichten Prise Abwechslung nicht entsprechen, außen vor. Ich hab jedenfalls noch nie jemanden zu einem kompletten Whitney-Houston-Song mitträllern hören (eigene Wertung dieses Gedankens bitte hier einsetzen), allenfalls der Refrain geht noch.
Und so, wie ein Leser mit durchschnittlichem Allgemeinwissen ganz schnell von einer wissenschaftlichen Facharbeit genervt werden kann, weil sie zum Großteil in einer Sprache stattfindet, die er nicht versteht, vergeht einem Hörer mit ohne größerem musikalischem Wortschatz die Lust, klassischer Musik zuzuhören. Die musikalischen Aussagen – die Phrasen und Sätze der Melodie – sind viel zu langatmig, da kann er nicht folgen. Setz einen durchschnittlichen 13jährigen sonntags vor den Pressespiegel. Da erlebst du genau die selbe Reaktion (Abschalt), selbst wenn es in der Diskussion um Themen gehen sollte, die ihn betreffen. Zu lange Sätze, zu viele unbekannte Termini …
Und da in der Regel in der Schule absolut grottiger Musikunterricht stattfindet, der alles andere fabriziert als einen erweiterten Musikwortschatz, ist das größte Hitpotenzial gegeben, wenn du möglichst kinderliedähnliche Melodien (man höre mal sog. Sommer- und Ballermannhits) mit einem wummsigen 4/4-Beat verbindest, der es auch dem musikalisch nie über das ABC hinausgekommenen Gebildeten erlaubt, seine Arme und Beine in der richtigen Geschwindigkeit wackeln zu lassen. Das kennt man, da kann man "mitreden".
Oh, und da dieser Eindruck entstehen könnte: Dies ist nicht als Angriff oder Geringschätzung solcher Hörer gedacht. Und eine Kritik des Schulsystems gehört nicht in diesen Thread … ;-)
Das mit der einprägsamen Melodie, Rythmusfolge, etc. scheint nicht zu stimmen, da es auch komplexere Kompositionen zu Hit-Ehren geschafft haben.
Beispiele:
Led Zeppelin - Stairway To Heaven
Queen - Bohemian Rhapsody
Deep Purple - Child In Time
Mike Oldfield - Tubular Bells
Das mit der einprägsamen Melodie, rythmusfolge, etc. scheint nicht zu stimmen, da es auch komplexere Kompositionen zu Hit-Ehren geschafft haben.
Beispiele:
Led Zeppelin - Stairway To Heaven
Queen - Bohemian Rhapsody
Deep Purple - Child In Time
Mike Oldfield - Tubular Bells
Ja das sehe ich auch so. Ganz schlimm ist es, wie ich finde bei "Lady in black" von URIAH HEEP: 2 Gitarrenakkorde in der Strophe - Und die selben 2(!), einfacher geht's nicht, auch im Refrain. Trotzdem erreichte dieser "Song" die Spitze der Hitparaden. Oder QUEEN-Fans mögen mir verzeihen: "We will rock you". Eine Zumutung für diejenigen, die sich viel Arbeit mit ihrer Musik machen. Als Gegenbeispiel möchte ich gerne RENAISSANCE mit "Song of Scheherazade" zitieren. Ein Song voller sprudelnder Melodien, super arrangiert und interpretiert. Aus diesen genannten Gründen höre ich auch nicht so gerne Radio. Außer SOUNDCHECK im DLF Köln FR nachts von 1:05-3:00 je nach Interpret und ROCK CLASSICS im RTBF4(95,6Mhz) SO von 9:20-12:00 Uhr. In den beiden genannten Sendungen werden sämtliche Songs der Interpreten gespielt - also nicht nur deren sogenannte "Hits".
Warum wird, wenn von Queen die Rede ist, immer nur "We Will Rock You" genannt. Der Song war nichtmal eine A-Seite, sondern die B-Seite von "We Are The Champions". Davon abgesehen hatten Queen viel bessere Songs zu bieten, zb. "Bohemian Rhapsody", Dead On Two Legs", "The Prophet Song", "Teo Torriatte", "Spread Your Wings", It´s Late", "Innuendo", "Under Pressure (mit David Bowie)" usw.
Lady in black ist mir dazu auch eingefallen! :-D Ich weiss gar nicht ob ich diese Sender hier in der Schweiz überhaupt empfange.. Aber gut, gibts warscheinlich eh schon online! Aber dennoch hör ich eigentlich nie Radio.. bis auf einige wenige Netradios!
Das kostenlose Krautrockradio kann ich Dir wärmstens empfehlen:
http://www.krautrock-world.com/Radio/playing.php
Let it Rock ! LG Timeoscillator
Ich denke eher, dass die Jugend eher auf die melodie und den Rythmus hört. Der Text ist da eher zweitrangig. Und es soll "tanzbar" sein.
Die wenigsten verstehen wirklich, was dort im Text besungen wird. Sonst würden sie beim übersetzen merken, dass die texte wenig tieffründig sind. Und auch nur "Schlager" sind
Ich habe das mit dem anspruchsvoll/-los jetzt auch nicht textbezogen gemeint. Ich höre persönlich eher wenig Musik mit Text. Ich zielte eher auf Rythmik, Melodien, Liedaufbau - und struktur, kurz: die ganze Komposition, ab!
"oder liegt es daran, dass sich einfach zu wenig darauf einlassen und deshalb keinen Zugang dazu finden? Oder liegt es einfach daran, dass einfache Rythmen und Melodien eingängiger sind und einfacher zu merken, sozusagen "ohrwurmfähiger" sind?"
Würd sagen das es so ist - es muss sich ja auch nicht jeder "intensiv" mit Musik beschäftigen. Für manche hat Musik eben einen anderen Stellenwert als ein Produkt, welches man einfach nebenbei konsumiert.
Aber mal ehrlich: Auch simple Musik alá AC/DC macht Spaß, denn simple ≠ schlecht, zumindest nicht immer.
Ja, hab mir im Nachhinein auch noch gedacht, dass es natürlich auch viele Leute gibt, die sich, wie du sagst, weniger intensiv mit Musik beschäftigen.
Und ja, zwischendurch macht es Spass! :)
Aber: nicht-simpel trotzdem oft = besser (in meinen Ohren)
Ich bin ständig auf der Suche nach komplexer Musik und bin nicht weiter gekommen als mit "Tool". Dies liegt vorallem daran, dass der Gesang von Maynard eher als zusätzliches Instrument eingesetzt wird und aufgrund seines außerordentlichen Talents, besonders vielschichtig. Damit man den Wert solch einer Musik erkennt, ist erstmal das Wissen notwendig, dass es sie gibt. Die Problematik liegt aber darin, dass die meisten Menschen gar nicht auf die Idee kommen über den Tellerrand hinauszuschauen. Popmusik wird als Gesamtpaket verkauft, bei dem es weniger um die Musik an sich geht, sondern eher darum, was gerade in Mode ist. Es gibt einfach zu viele Menschen, die sich von der Welle der Blödheit treiben lassen, da sie nie das Schwimmen gelernt haben.
Ich lass meinen Stern sprechen.. Danke! :-)