René Descartes

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1) René Descartes hat einen Dualismus vertreten, bei dem die zwei grundlegenden Substanzen die „ausgedehnte Sache“ (res extensa) und die „denkende Sache“ (res cogitans) sind.

Wie dann ein Zusammenwirken (eine Interaktion) stattfinden kann, ist bei der Art des cartesianischen Dualismus dann ein schwieriges Problem.

Descartes versucht eine Erklärung zu geben, wie eine Einwirkung von einem Bereich auf den andern Bereich stattfinden an. Dagegen können Einwände vorgebracht werden. Descartes hat aber zumindest Darstellungen zum Thema geschrieben. Er räumt ein, klare und deutliche Erkenntnisse über die Einheit von Körper und Geist seien nicht möglich. Wichtige Äußerungen stehen vor allem in der 6. Meditation, Les Passions de l'âme und dem Brief an Elisabeth vom 6. Oktober 1645.

Descartes versucht eine Unterscheidung von Hinsichten, eine radikale Trennung gilt auf metaphysischer Ebene, auf der beschreibenden Ebene der empirischen Lebenswirklichkeit des Menschen kann die Unterscheidung nicht so strikt aufrechterhalten werden, aber die Ansicht einer Zusammensetzung als einer substantiellen Einheit beider Substanzen beruht nur auf dem konkreten sinnlichen Erleben und kann den metaphysischen Fragen nach der irreduziblen Andersartigkeit der beiden Substanzen nicht standhalten.

Das wirkliche Selbstbewußtsein des konkreten Menschen ist kein reiner, unkörperlicher Geist, sondern inkorporierter Geist (Geist, der dem Körper innewohnt). Beim konkreten Menschen bilden Körper und Geist ein einheitliches Ganzes. Die beiden Vorkommensweisen Körper und Geist sind einander nicht fremd, sondern einheitlich aufeinander bezogen. Der Mensch hat Geist und Körper, die real voneinander verschiedene Substanzen sind, beim Menschen aber dennoch eine Zusammensetzung bilden. Der Geist ist beim Menschen mit dem ganzen Körper verbunden, wenn er auch die unmittelbaren Eindrücke nur aus dem zentralen Sitz der Zirbeldrüse (conarium) erhält. Descartes versteht die Zirbeldrüse als Gemeinsinn (sensus communis) und Ort, an dem sich die körperliche Einbildungskraft zeigt.

Um im Körper gegenwärtig zu sein, muß der Geist nach Descartes mit diesem nur eine Verbindung herstellen oder eine substantielle Einheit bilden, aber nicht selbst Ausdehnung annehmen und schon gar nicht einen bestimmten Platz im Körper einnehmen. Es gibt keinen besonderen Ort für die Kausalbeziehung zwischen Geist und Körper, gefragt werden sollte vielmehr nach der Bedingung Geist-Körper-Beziehung: Welche von der Zirbeldrüse koordinierten Zustände müssen vorliegen, damit der im ganzen Körper gegenwärtige Geist einen bestimmten Zustand haben kann?

Nach Descartes gibt es keine Einwirkungen oder Übermittlungen irgendwelcher Entitäten (Wesenheiten). Die Kausalbeziehung ist kein physischer Kontakt. Zu fragen ist nach einer Bedingung: Welche Zustände müssen im Körper vorliegen, damit bestimmte Zustände im Geist „folgen“ oder dem Geist Anlaß für die Bildung bestimmter Zustände gegeben wird?

Descartes versteht die Kausalbeziehung der beiden Substanzen Geist und Körper als gegenseitige Zuordnung oder Korrelation der jeweiligen Zustände. Die natürliche Korrelation von geistigen und körperlichen Zuständen in der Kausalbeziehung besteht, weil Gott sie verfügt hat und solange er will.

Formen, in denen Eindrücke im Gehirn entstehen, die dann mit dem Geist zusammenwirken können:

a) Äußere Gegenstände können die Sinne reizen (Empfindungen).

b) Innere Anlagen des Körpers können Eindrücke an das Gehirn vermitteln (Empfindungen).

c) Spuren bzw. Codes im körperlichen Gedächtnis, d. h. in den Windungen des Großhirns, die durch die körperzugehörigen Organe verursacht werden, werden der Zirbeldrüse weitergegeben (körperliche Träumereien/Phantasien).

d) Erregungen der Lebensgeister werden an die Zirbeldrüse weitergeleitet (unterschiedliche Wärmeverhältnisse der feineren Blutpartikel verursachen ein schnelleres oder langsameres Fließen des Blutes (körperliche Träumereien/Phantasien, die auch als körperliche Gefühle bezeichnet werden können).

e) Die geistige Seele wendet ihre Kraft auf die Zirbeldrüse, bewegt diese durch ihre Kraft und bewirkt so eine Veränderung der Lage der Zirbeldrüse, was wiederum eine Veränderung der mit der Zirbeldrüse verbundenen Nervenbahnen des Großhirns zur Folge hat. Dadurch ergibt sich im Gehirn ein anderes Muster der Nerven, was einen neuen Eindruck im Gehirn zur Folge hat. Beispielsweise entwirft der Geist einen Zweckbegriff und will ihn durch Tätigkeiten des Körpers realisieren. Ein Gedanke in der Seele zielt auf spezifische Handlungen ab.

Die leiblichen Reizungen, die Eindrücke im Gehirn verursachen, richten sich beeinflussend auf die Seele.

Albrecht  08.06.2011, 03:12

Der Körper wird von Descartes als Maschine gedacht, in der Wirkungen und Gegenwirkungen stattfinden. Von der Seele aus folgt mit Hilfe der Lebensgeister (materielle Botenstoffe), der Nerven und des Blutes, die für die Eindrücke der Lebensgeister empfänglich sind, ein Ausstrahlen. Die feinen Fäden der Nerven sind durch die einzelnen Körperteile verteilt und öffnen die Poren des Gehirns. Durch diese Veränderung strömen die Lebensgeister in verschiedener Weise auf die Muskeln ein.

Eine Person ist für Descartes etwas Zusammengesetztes, eine Verbindung von zwei Substanzen als eine funktionale Einheit. Descartes trennt scharf Materie und Geist, die Organismusfunktion wird nicht durch substantielle Formen, sondern durch die Materiemodi (Modus = Wiesein/Zustand; eine Art und Weise der Beschaffenheit, keine hinzugefügte Wesenheit [Entität]) motus (Bewegung) und figura (Figur, Gestalt) erklärt, die aufgrund der Naturgesetze eine organisierte Anordnung von Korpuskeln hervorbringen können. Bei menschlicher Anlage (dispositio) gießt Gott der Maschine (eine mechanische Sichtweise des Organismus) Körper eine geistige Seele ein, die im Körper willkürliche Bewegungen veranlaßt und der Körper veranlaßt undeutliche cogitationes (Gedanken). Als organischer Hauptsitz der Seele gilt die Zirbeldrüse (Informations- und Bewegungszentrale des Automaten). Der Geist als ganzer ist im ganzen Körper und in jedem beliebigen Teil des Körpers. Die Verschiedenheit von Geist und Materie ist beweisbar, aber ihre Vereinigung nur aus der alltäglichen Erfahrung bekannt.

Die Seele ist bei Descartes Formprinzip, aber nicht Lebensprinzip. Sie gehört zur denkenden Substanz. Der Begriff Seele ist bei Descartes bedeutungsgleich mit Geist bzw. Verstand oder Vernunft (res cogitans, id est mens, sive animus, sive intellectus, sive ratio 2. Meditation). Die Seele denkt ohne den Körper. Die Seele ist nach ihm, da nicht ausgedehnter, unteilbarer und unkörperlicher Geist, unsterblich.

2) Gottesbeweise kommen in der 3. und 5. Meditation, dem 4. Teil des Discours, dem 1. Teil der Principia (§ 14 - 30) und den Rationes zu den 2. Responsiones zu den Mediationen vor.

Mit seinem Versuch, das Dasein Gottes zu beweisen, ist bei René Descartes verbunden, eine objektive Gewißheit von Erkenntnissen (klaren und deutlichen Einsichten) zu begründen. Die Vorstellung eines vollkommenen Wesens verträgt sich nicht mit der Vorstellung des Betrugs und der Täuschung. Die unsteigerbare Vollkommenheit ist die grundlegende Bestimmung Gottes, der daher nicht an Mangel und Nichtigkeit teilhaben kann. Denn Trug, Lüge und Täuschung beruhen auf einer Schwäche/einer Teilhabe an Nichtigkeit, was mit dem Begriff der Vollkommenheit unvereinbar ist. Die Wahrhaftigkeit Gottes (veracitas Dei) wird zum Garant der Richtigkeit der menschlichen Denkinhalte).

Damit wird eine Gewähr geboten, daß die angeborenen Ideen nicht falsch sind. Ein Mensch ist zur Annahme berechtigt, daß die in den Ideen erfaßten Beziehungen auch für die denkunabhängige Wirklichkeit ihre Gültigkeit haben. Menschen können davon ausgehen, daß alles, was sei klar und deutlich erkenne, der Sache selbst zukommen muß, d. h. als objektiv gültig anzusehen ist. Was durch den methodischen Zweifel an der Geltung sogar der klaren und deutlichen Einsichten in Frage gestellt wurde, wird durch den Gottesbeweis wieder in Geltung gesetzt.

Die Existenz eines von menschlichen Gedanken unabhängigen Wesens hebt eine bloße Bewußtseinsimmanenz auf. Gott als vom menschlichen Geist als in allen seinen Gedanken vorausgesetzter Grund ist eine vom Ich unabhängige Wesenheit, die imstande ist, den Solipsismus des endlichen Ich zu widerlegen. Ein Solipsist könnte ja vom methodischen Zweifel her als Einwand immer wieder vorbringen, alle Gedankeninhalte, auch solche, die nur einen Zweifel zum Ausdruck bringen, würden von den denkenden selbst hervorgebracht.

Der Gottesbeweis hat folgende erkenntnistheoretische Aufgaben:

a) eine kausale Ursache der Ideen aufweisen, die selbst keine objektive Idee, sondern formal-aktuelle Wirklichkeit ist

b) eine formale Realität nachweisen, die nicht vom Ich geschaffen worden sein darf, aber dennoch für das Ich erlebbar sein muß

c) eine Angemessenheit der objektiven Realität der Ideen zur formalen Realität, die einigen Ideen - insbesondere angeborenen - begründen (es gibt eine Realität außerhalb der Gedanken, denen die Gedanken entsprechen können)

d) eine Möglichkeit begründen, daß auch die angeborenen, empirischen Erfahrungsideen von materiellen Gegenständen wahr sein können, also auch für Erfahrungswissen Wahrheitsanspruch erhoben werden kann; Wenn Gott ein vollkommenes Wesen ist und die Erkenntnisfähigkeit des Menschen von Gott geschaffen wurde, ist zu folgern, daß Gott das Ich nicht mit vorrangig mit einer täuschenden, sondern mit einer wahrheitsfähigen Erkenntniskraft ausgestattet hat

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Albrecht  08.06.2011, 03:16

Die Gottesbeweise sind allerdings anfechtbar. Beispielsweise kann eingewendet werden, das zu Begründende (die Existenz Gottes) werde bei der Begründung schon verwendet, indem das Wahrheitskriterium der deutlichen und klaren Einsichten, das durch die Existenz Gottes als gültig gesichert wird, als Voraussetzung für eine Beweiskraft benötigt wird (Vorliegen eines Zirkelschlusses).

Bücher in Bibliotheken können helfen, z. B.:

Geneviéve Rodis-Lewis, René Descartes. In: Frankreich und Niederlande (Grundriss der Geschichte der Philosophie. Begründet von Friedrich Ueberweg. Völlig neu bearbeitete Ausgabe. Herausgegeben von Helmut Holzhey. Die Philosophie des 17. Jahrhunderts – Band 2/1). Herausgeben von Jean-Pierre Schobinger. Basel : Schwabe, 1993, S. 305 – 322

Dominik Perler, René Descartes. Original-Ausgabe, 2., erweiterte Auflage. München : Beck, 2006 (Beck'sche Reihe : Denker ; 542), S. 169 – 208

Peter Prechtl, Descartes zur Einführung. 2., unveränderte Auflage. Hamburg : Junius, 2004 (Zur Einführung ; 126). S. 86 – 94 und S. 105 - 109

Rainer Schäfer, Zweifel und Sein : der Ursprung des modernen Selbstbewusstseins in Descartes' cogito. Würzburg : Königshausen & Neumann, 2006, S. 209 - 286

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Für Descartes was "der Geist" nicht so etwas wie jetzt die Seele für uns; das "cogito", so nannte er es, war für ihn "das Denken des Momentes".Da er über alles zweifelte, blieb nur das Cogito übrig als Sicherheit.Deshalb spricht man von der Trennung, die du ja auch schon entdeckt hast.

Descartes hat aber auch verstanden das man mit dem Cogito alleine nicht alles erklären kann; er nannte sein Cogito die "denkende Substanz" un er benannte die "ausgebreitete Substanz"(zB ist der Körper eine ausgebreitete Substanz). Da kommt also auch dein Arm ins Gespräch.....Da er versucht alles mit dem Verstand zu erklären, nennt man Descartes ein Rationalist.

Was seinem Gottesbeweis angeht; versuche mal einen Text zu lesen indem er das erklärt. Er schreibt sehr deutlich und klar.Es dreht sich darum, das Descartes entdeckte das er nicht perfekt ist und das es also etwas geben muss, das noch grösser und perfekter ist als erselbst; da kommt Gott zuvorschein.