Reist man viel als Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikdienstleistung?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich bin in fünf Jahren nicht einmal rausgekommen und das, obwohl ich in einem global aktiven Unternehmen gearbeitet habe. Meine Chefin hingegen war etwa einmal im Monat auf Geschäftsreise.

Hängt also vom Unternehmen und vor allem von der Position ab. Als normaler Sachbearbeiter kommst du nicht rum. Im Verkauf und Kundendienst schon eher und natürlich auch in höheren Positionen.

NameNochGesucht 
Fragesteller
 21.12.2020, 23:32

Hi, danke für deine Antwort? Du bist Kaufmann für Speiditon und Logistikdienstleistungen? Könnte ich dir evtl. ein paar Fragen stellen? weil mich dieser beruf auch interessiert.

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Stellwerk  22.12.2020, 12:55
@NameNochGesucht

Ich bin gelernte Kauffrau für Spedition und Logistik, ja. Hab allerdings nur fünf Jahre in dem Beruf gearbeitet und bin auch schon ein paar Jahre wieder raus. Kannst mir gerne die Fragen stellen, ich schau, was ich dir beantworten kann. :)

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NameNochGesucht 
Fragesteller
 23.12.2020, 18:36
@Stellwerk

Cool, danke! Ich habe mich bereits ein wenig informiert und erstmal nur 2 Fragen:

  1. Stimmt es, dass man als Kaufmann für S u. LD viel "anpacken" muss, d.h. Pakete schleppen, im Lager sortieren...(was für mich kein Probleme wäre) und ist es auch wahr, dass man viele (ungeplante) Überstunden arbeiten muss. Wenn ja, werden diese dann auch bezahlt, bzw. wie war es da in deinem Betrieb (ist ja bestimmt je nach Betrieb unterschiedlich)?
  2. Falls es nicht zu persönlich ist: Warum genau hast du beschlossen einen anderen Berufsweg einzuschlagen? (lag es am Beruf oder waren es persönliche Gründe)
  3. Welche Interessen sollte man mitbringen um erfolgreich im Beruf zu sein (Interesse and betriewirtschaftlichen und logistischen Zusammenhängen, technisches Interesse z.b. von Autos, Flugzeugen,...)?

Mfg

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Stellwerk  23.12.2020, 20:18
@NameNochGesucht

1. Das hängt von der Abteilung ab. Wenn du in der Distribution, Kommissionierung und direkt im Lager arbeitest, dann ja. Wir hatten viele Abteilungen mit Sachbearbeitern, die quasi nie die Ware selbst in den Händen hatten und reine Büroarbeit verrichtet haben. Das hängt wahrscheinlich auch ein bisschen von der Größe der Firma ab. Je kleiner, desto eher muss jeder mal bei allem mit anpacken.

Überstunden: ohne Ende. Bei uns kam es schlicht daher, dass zu wenig Personal da war. Es gab das fiese System, dass man ein Zeitkonto führen musste, aber das hat einen nach zehn Stunden automatisch ausgeloggt. Bei 12-Stunden-Schichten hatte man also schon mal locker vier Überstunden, zwei davon nicht mal registriert.

Die übrigen wurden abgefeiert, nicht ausbezahlt.

Nicht jeder Betrieb ist da gar so mies, aber ungeplante Überstunden sind in der Logistik nicht selten - wenn irgendwas noch zum Flughafen muss, aber der Zulieferer ne halbe Stunde später kommt, dann kannst du nicht einfach den Stift fallen lassen. Und je nach Betrieb musst du dich auch auf Wochenendarbeit einstellen. Wir haben in der Nähe des Frankfurter Flughafen gearbeitet und da gingen Samstag mittags zwei, drei Frachter nach China und in die USA. Für die gab es dann eine extra Schicht von halb fünf bis 11 vormittags (dafür montags frei, war eigentlich ein ganz guter Deal 😁).

2. Ich hatte schon ein Studium abgeschlossen und die Ausbildung drauf gesetzt, weil ich keinen Job gefunden hatte und nicht Hartz IV beantragen wollte. Wollte dann noch was kaufmännisches machen. Hab dann in 1,5 Jahren die Ausbildung beendet und dort gearbeitet. Aber ich hab vom ersten Moment gemerkt, dass das nicht wirklich mein Ding ist. Gut, die Firmenkultur war das eine, aber auch insgesamt ist Spedition keine Welt für mich. Damit will ich Dir aber nicht abraten, ich kenne viele unter den Ex-Kollegen, die richtig Spaß an der Sache hatten. Ist einfach eine Typfrage.

3.Der Bereich an sich ist ja recht breit gefächert. Du kannst in die Buchhaltung gehen, in den Verkauf, in die Verzollung, ins Lager, je nach Abteilung hast du mit Luftfracht oder Seefracht zu tun, die ganz unterschiedliche Arbeitsrhythmen haben. Ein gewisses Gefühl für Zahlen solltest du auf jeden Fall mitbringen, sehr viel Geduld und eine hohe Belastbarkeit in stressigen Situationen, sprich auch unter Zeitdruck ruhig bleiben können.

Ansonsten hängt es ein bißchen von deinem Schwerpunkt ab. Den kannst du ja auch nach deinen Interessen anstreben. Wenn du z. B. eher technisch interessiert bist, ist Projektlogistik ganz spannend, da darf man dann bei Transporte Verladungen von und ähnlichem mitmischen.

Wenn du nicht dein ganzes Berufsleben Sachbearbeiter bleiben willst, dann ist es sinnvoll, BWL-Kenntnisse sicher zu beherrschen, einen breiten Blick auf die unterschiedlichen Bereiche zu haben, sehr kundenorientiert denken und agieren zu können und auch gut prozessorientiert denken zu können. Man hat schon sehr gut den Unterschied gesehen zwischen denen, die den ganzen Tag Frachtbriefe abtippen, dann heimgehen und damit zufrieden waren (und die es ja auch braucht) und denen, die sich auch breit interessiert haben. Letztere sind nämlich dann auch befördert worden und kamen in leitende Positionen.

Ich hoffe, das hat Dir ein bisschen weiter geholfen :)

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NameNochGesucht 
Fragesteller
 23.12.2020, 22:02
@Stellwerk

Danke für deine Antwort, das hat mir sehr weitergeholfen :) Eine letzte Frage hätte ich vllt noch: Was genau haste studiert? Richtung BWL oder gar was anderes? Weil ich überlege zurzeit ob ich direkt studieren gehen soll (Internationale BWL oder Wirtschaftsingenieurwesen) oder erstmal ne Ausbildung mache und dann erst ein Studium, weil ich gehört habe in der Logistik sind Akademiker nicht unbedingt gesucht, eher Leute die praktische Arbeitserfahrung haben (Duales Studium wäre als Alternative wahrscheinlich nix für mich). Was ist deine Meinung dazu, was würdeste raten? :)

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Stellwerk  25.12.2020, 11:54
@NameNochGesucht

Ich habe was Geisteswissenschaftliches studiert, null Bezug zu Logistik. Deswegen die kaufmännische Ausbildung als Ergänzung.

Es schadet nicht in der Tat nicht, in der Logistik früh in der Praxis einzusteigen. Die Erfahrung in meiner Firma zeigte, dass die mit dem Dualen Studium tendenziell schneller befördert wurden,die mit der schulischen Ausbildung aber viel schneller in die Abläufe eingearbeitet wurden.

Ich tu mir ein bisschen schwer, Dir da jetzt einen konkreten Rat zu geben, weil das sehr individuelle und grundlegende Entscheidungen sind. Ein reines Studium ohne Praxisbezug würde ich jetzt als eher ungünstig einschätzen. Dann lieber Ausbildung und begleitend noch was drauf - was aber nicht jeder Arbeitgeber mitmacht.

Mit dem Dualen Studium bist Du in dem Bereich wahrscheinlich am besten ausgestattet, weil Du Praxis und "höhere" Theorie besser kombinieren kannst.

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Hallo,

es kommt auf das Unternehmen selbst und deine Position im Unternehmen an.

In den allermeisten Unternehmen wirst du als Azubi oder einfacher Angestellter ganz selten oder gar keine Dienstreisen haben. Als leitender Angestellter ist die Wahrscheinlichkeit höher, aber eben auch vom Unternehmen selbst abhängig.

Ich arbeite im Tourismus und bin Prokurist eines Unternehmens - da sollte man annehmen, viel rumzukommen... aber ich bin nicht im aktiven Verkauf, sondern mache Buchhaltung und Technik. Daher werden Reisen eher denen überlassen, die Zielgebiete kennen lernen sollen, um sie den Kunden besser verkaufen zu können.

Mein Schwager hingegen ist normaler Angestellter als studierter Elektrotechniker... vermutlich nicht derjenige, bei dem man viele Dienstreisen erwartet. Da er aber in einem international agierenden Unternehmen arbeitet und für diese die Anlageninstallation, -inbetriebnahme und -wartung macht, ist er eben sehr häufig, manchmal für mehrere Wochen am Stück im Ausland... England, Italien, Russland, China und Malaysia waren schon dabei.

Also, nochmals - es hängt vom Unternehmen, dessen genauem Tätigkeitsfeld und der eigenen Qualifikation ab - nicht nur von der Branche oder dem Lehrberuf.

LG, Chris

a) kommt auf das Unternehmen an

b) kommt auf das Unternehmen an

Eher im Ausnahmefall. Vielleicht mal mit einem Aussendienstler, im das auch kennenzulernen.

Grundsätzlich eher nicht. Erst nach der Ausbildung, wenn man dafür geeignet ist und das auch machen möchte.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Kann sein, dass Du gar nicht reisen solltest.