Quelle für Zitat von Solon?

2 Antworten

Die einzige Seite, auf der ich dieses Zitat gefunden habe, beinhaltet dabei euch noch einen Rechtschreibfehler (...seid ihre in Masse...).

Vielleicht wurde hieraus zitert:

Die Eunomia-Elegie Solons F4 in der deutschen Übersetzung von H. Fränkel: Dichtung und Philosophie des frühen Griechentums, (Beck Verlag) München 1962, 253-255

http://www.forum-ordnungspolitik.de/zum-forum-ordnungspolitik/-und-ihre-ahnen/408-solon-594-v-chr-eunomia-elegie-begruendung-der-herrschaft-des-rechts

Zur problematischen Quellenlage:

https://de.wikipedia.org/wiki/Solon#Lebendige_Nachwirkung

MUCMadl 
Fragesteller
 10.03.2017, 11:58

Dieses Zitat hatte ich auch gefunden. Allerdings ohne Quellenangabe. In der Eunomia-Elegie ist das gesuchte Zitat leider nicht enthalten. Ganz herzlichen Dank für die Website der FOP!

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Das Zitat sind zwei Verse Solons, die bei Diogenes Laertios 1, 52 stehen.

griechisch:

ὑμέων δ' εἷς μὲν ἕκαστος ἀλώπεκος ἴχνεσι βαίνει,

σύμπασιν δ' ὑμῖν κοῦφος ἔνεστι νόος.

Ein Ausschnitt aus Diogenes Laertios 1, 51 – 52 bietet den Zusammenhang.

Diogenes Laertius, Leben und Meinungen berühmter Philosophen. In der Übersetzung von Otto Apelt. Band 1: Bücher I - VI. Unter Mitarbeit von Hans Günter Zekl neu herausgegeben sowie mit Vorwort, Einleitung und Anmerkungen versehen von Klaus Reich. Sonderausgabe. Hamburg : Meiner, 2008 (Philosophische Bibliothek ; Band 53), S. 26:

„Als er die Kunde von der bereits befestigten Tyrannenherrschaft des Peisistratos erhielt, richtete er folgende Verse an die Athener:

Seid ihr in Trauer verfallen durch eigne Feigheit, so messet

Euer Unglück und Leid nicht den Unsterblichen bei.

Ihr selbst habt sie erhoben, seid ihnen Bürgen gewesen,

Euere eigene Schuld hat euch zu Knechten gemacht.

Jeder von euch ist schlau wie der Fuchs für den eigenen Vorteil.

Gilt es das Ganze, so ist jede Besinnung dahin.

Nur der Zunge gebt ihr den Wert, der schillernden Rede;

Gilt es die Tat, so hat keiner ein Auge dafür.

So Solon.“

Albrecht  10.03.2017, 20:46

Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen. Aus dem Griechischen übersetzt und herausgegeben von Fritz Jürß. 2., durchgesehene und bibliographisch ergänzte Auflage. Stuttgart : Reclam, 2010 (Reclams Universal-Bibliothek ; Nr. 9669), S. 58:

„Als Solon erfuhr, daß Peisistratos schon Tyrann war, schrieb er dies den Athenern:

Wenn ihr nun übel dran seid durch eure eigene Feigheit,  

Lastet euer Geschick nicht den Unsterblichen an,  

Ihr habt sie mächtig gemacht, habt ihnen Freibrief gegeben;  

Eben deshalb seid ihr nun in der Knechtschaft Gewalt.  

Jeder für sich allein wandelt klug auf den Spuren des Fuchses,  

Doch für das Wohl insgesamt zeigt ihr nur wenig Verstand.  

Ihr hört gebannt auf den Ton und die Worte des listigen Schmeichlers,  

Auf die Werke jedoch achtet keiner von euch.

So also Solon.“

Die griechische Literatur in Text und Darstellung. Band 1: Archaische Periode. Herausgegeben von Joachim Latacz. Stuttgart : Reclam, 1991 (Reclams Universal-Bibliothek ; Nr. 8061), S. 203 (nur Gedichtverse):

„Ihr selbst habt diese Leute doch erhöht durch Schutzgewährung,  

und dadurch habt ihr nun erlangt die schlimme Sklaverei!  

Von euch stelzt jeder einzelne pfiffig auf Fuchses Spuren,  

doch als Gesamtheit steckt in euch ein löchriger Verstand!  

Denn auf die Rede schaut ihr hin, aufs Wort des schlauen Mannes –   

Aufs Werk jedoch, das da entsteht, da werft ihr keinen Blick.“

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Albrecht  11.03.2017, 06:30

Die Verse stehen auch bei Diodoros, Bibliotheka historike (Βιβλιοθήκη ἱστορική; Historische Bibliothek; lateinischer Titel: Bibliotheca historica) 9, 20, 3.

Bei Plutarch, Solon 30, 3 ist in den beiden Versen ein Wort anders:

ὑμῶν δ' εἷς μὲν ἕκαστος ἀλώπεκος ἴχνεσι βαίνει,

σύμπασιν δ' ὑμῖν χαῦνος ἔνεστι νόος.

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Albrecht  11.03.2017, 07:18

Christoph Mülke, Solons politische Elegien und Iamben : (Fr. 1 - 13, 32 - 37 West) ; Einleitung, Text, Übersetzung, Kommentar. München ; Leipzig : Saur, 2002 (Beiträge zur Altertumskunde ; Band 177), S. 53 – 55:

„Wenn ihr fortwährend Jammervolles leidet durch eure eigene Schlechtheit,

so schiebt nicht den Göttern dieser Dinge Schickung zu!

Denn selbst habt ihr diese Leute ermächtigt, Schutzwehr gebend,

und deshalb bekamt ihr schlimme Knechtschaft.

Von euch schreitet zwar ein jeder für sich in des Fuchses Spuren,

doch euch allen zusammen wohnt inne löchrige Einsicht.

Denn auf den Zungenschlag seht ihr und auf die Worte eines schmeichelnden Mannes,

auf das aber, was da wirklich geschieht, darauf blickt ihr mitnichten.“

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Albrecht  26.08.2017, 06:24

Plutarch, Solon 30

Plutarch, Große Griechen und Römer. Band 1. Eingeleitet und übersetzt von Konrat Ziegler. Übersetzung der Biographie des Themistokles von Walter Wuhrmann. Zürich ; Stuttgart : Artemis-Verlag, 1954 (Die Bibliothek der Alten Welt : Griechische Reihe), S. 247 - 249:  

„30. Als dann Peisistratos sich selbst verwundete, auf einem Wagen zum Markt gefahren kam und das Volk aufhetzte mit der Behauptung, er sei wegen seiner Politik von seinen Gegnern überfallen worden, und als viele sich mitentrüsteten und ein großes Geschrei erhoben, trat Solon dicht an ihn und sagte: «Auf wenig schöne Weise, Sohn des Hippokrates, spielst du die Rolle des homerischen Odysseus. Du tust dasselbe, um deine Mitbürger zu übertölpeln, wodurch er die Feinde betrog, als er sich selbst mißhandelte.» Hierauf war die Masse bereit, Peisistratos zu beschützen, und das Volk strömte zur Versammlung. Als aber Ariston den Antrag stellte, Peisistratos eine Leibwache von fünfzig Keulenträgern zu geben, erhob sich Solon, um zu widersprechen und sagte vieles von der Art, wie es in seinen Gedichten heißt:  

«Auf die Zunge nur blickt ihr und auf die Worte des Schmeichlers,  

Aber was wirklich er tut, nein, darauf blickt ihr nicht.  

Einzeln seid ihr ja schlau und schleicht die Wege des Fuchses,  

Alle zusammen jedoch handelt ihr ohne Verstand.»

Als er aber sah, daß die Armen entschlossen waren, den Wunsch des Peisistratos zu erfüllen, und großen Lärm machten, die Reichen aber davonliefen und sich drückten, entfernte er sich ebenfalls mit den Worten, er sei klüger als die einen und mutiger als die anderen: klüger als die, die es nicht begriffen, was gespielt würde, und mutiger als die, die es zwar begriffen, aber nicht wagten, der Tyrannis entgegenzutreten. So beschloß das Volk gemäß dem Antrag und war Peisistratos gegenüber nicht kleinlich hinsichtlich der Zahl der Keulenträger, sondern ließ es geschehen, daß er so viele, wie ihm beliebte, aufstellte und unterhielt, bis er endlich die Akropolis besetzte. Als das geschah und die ganze Stadt von Panik erfüllt war, ergriffen Megakles und die anderen Alkmaioniden sogleich die Flucht, Solon aber, obschon der bereits sehr alt war und niemand hatte, der ihm beistand, ging trotzdem auf den Markt und erdete zu den Bürgern und rief sie auf, die Freiheit nicht preiszugeben. Damals sprach er auch das berühmt gewordene Wort, vor kurzem noch sei es leichter für sie gewesen, die Tyrannis, als sie noch im Entstehen war, zu unterdrücken, jetzt sei es schwieriger und rühmlicher, die schon entstandene und gefestigte zu stürzen und zu beseitigen. Da aber bei der allgemeinen angst niemand auf ihn hörte, ging er in sein Haus, nahm seine Waffen, legte sie vor der Tür auf die Gasse und sagte: «Ich habe, soweit es in meinen Kräften stand, dem Vaterland und den Gesetzen Hilfe geleistet.» Fortan verhielt er sich ruhig und hörte nicht auf seine Freunde, die ihm rieten zu fliehen, sondern schrieb Gedichte, in denen er die Athener schlecht machte:  

«Seid ihr ins Unglück geraten durch eure eigene Feigheit,  

Schiebt für eignes Versehn nicht auf die Götter die Schuld!  

Selber habt ihr die Leute erhöht, ihnen Hilfe geleistet,  

Und zum Lohne dafür ward euch die Knechtschaft zuteil.»“

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Albrecht  26.08.2017, 06:28

Diodor, 9, 20 Diodoros, Griechische Weltgeschichte. Buch 1/10. Übersetzt von Gerhard Wirth (Buch I - III) und Otto Veh (Buch IV - X). Eingeleitet und kommentiert von Thomas Nothers. Teil 2. Stuttgart : Hiersemann, 1993 (Bibliothek der griechischen Literatur ; Bd. 35 : Abteilung Klassische Philologie), S. 555:  

„(1) Der Gesetzgeber Solon begab sich einmal in die Volksversammlung und wollte die Athener veranlassen, die Tyrannis zu beseitigen, ehe sie übermächtig werde. Da ihm jedoch niemand Beachtung schenkte, legte er seine vollständige Rüstung an und erschien damit - schon ein alter Mann - auf dem Marktplatz. Dort rief er die Götter als Zeugen an und erklärte, er sei in Wort und (auch in) Tat, soweit wie möglich, dem Vaterland in seiner Bedrängnis zur Hilfe gekommen. (2) Solon aber soll den Athenern die drohende Tyrannis auch in elegischen Versen vorhergesagt haben:  

«Kommt aus der Wolke die Macht des Schnees und des Hagels  

Und aus dem strahlenden Blitz tönet des Donners Geroll  

Große Männer sind schuld am Sturze des Staats und der Knechtschaft  

Eines Tyrannen verfiel in seiner Torheit das Volk.  

Wahrlich nicht leicht ist es, später einmal den allzu Erstarkten  

Bändgen zu wollen, nein gleich sei schon das Ganze bedacht!»

(3) Und nachher, als die Tyrannis schon bestand, sagte Solon:  

«Wenn ihr ob euerer eigenen Feigheit Schmerzliches littet,  

Leget den Göttern nur nicht dies euer Schicksal zur Last!  

Habt ihr doch selber die Männer erhöht, ihnen Wächter gegeben,  

Sklaverei übelster Art euch auf den Nacken gelegt.  

Einzeln ein jeder von euch geht auf den Spuren des Fuchses,  

Wohnet ein nichtiger Sinn allen von euch in der Brust.  

Schaut ihr doch nur auf die Zunge, das schillernde Wot eines Mannes,  

Doch was auch immer er treibt, niemals gebt ihr drauf acht.»“

Diodor's von Sizilien historische Bibliothek. Übersetzt von Julius Friedrich Wurm. Erste Abtheilung. Fünftes Bändchen. Stuttgart : Metzler'sche Buchhandlung, 1831 (Griechische Prosaiker in neuen Uebersetzungen ; Band 88), S. 666 – 667:  

„Der Gesetzgeber S o l o n trat in die Volksversammlung und forderte die A t h e n e r auf, den Tyrannen zu stürzen, ehe er gar zu mächtig würde. Da ihm aber Niemand Gehör gab, so erschien der Greis in der vollen Waffenrüstung auf dem Markt und rief die Götter zu Zeugen, daß er, so viel an ihm gewesen, mit Wort und That dem bedrohten Vaterlande zu helfen gesucht habe. Allein die Athener wußten nicht, was Pisistratus vorhatte; und so geschah es, daß Solon's wahres Wort unbeachtet blieb.“) Solon soll den Athenern die bevorstehende Gewaltherrschaft auch in Distichen angekündigt haben.  

Schnee droht aus dem Gewölke zu fallen und Hagel im Sturme;  

Leuchtet der Blitz, alsbald folget der Donner dem Strahl.  

Mächtige bringen Verderben dem Staat, und eh' es gedacht, sinkt  

Unter das knechtische Joch Eines Gebieters das Volk.  

Hat er gewonnen die Stimmen, so läßt er nicht leicht sich beschränken  

Später noch; nein, schon jetzt sorgen für künftig ist Noth.

Nachher, als Pisistratus wirklich. Alleinherrscher war, sagte S o l o n:  

Ist euch Trauriges aber begegnet durch eure Verkehrtheit,  

Rechnet den Göttern die Schuld solchen Geschickes nicht an.  

Habt ihr Jene doch selber erhoben, die Wache verleihend;  

Darum traget ihr nun, Sklaven, ein schmähliches Joch.  

Jeder von euch geht, ist er allein, auf Wegen des Fuchses,  

Aber der Leichtsinn wohnt in dem versammelten Volk.  

Denn ihr lauschet der Rede des Manns, der geläufigen Zunge,  

Nirgends aber des Werks achtet ihr, das er betreibt.“

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Albrecht  26.08.2017, 06:30

Clemens von Alexandrien, Teppiche: Wissenschaftliche Darlegungen entsprechend der wahren Philosophie (Stromateis). Aus dem Griechischen übersetzt von Otto Stählin. (Bibliothek der Kirchenväter, 2. Reihe, Band 17, 19, 20) München 1936 - 1938, S. 28 - 29

Buch 1. Kapitel 3 23, 1: „Sehr gut spricht auch der Athener Solon seine unzweideutige Meinung aus, wenn er schreibt:  

„Seht ihr doch nur auf die Zung' und die Worte des schmeichelnden Mannes. 

Einzeln geht jeder von euch in den listigen Bahnen des Fuchses;  

Allen zusammen jedoch steckt euch nur Torheit im Sinn."

2. Darauf spielt wohl jenes Wort des Heilands an: „Die Füchse haben Höhlen, des Menschen Sohn aber hat keine Stätte, wo er sein Haupt hinlegen kann.“ Denn allein, meine ich, in dem Gläubigen, der völlig von den übrigen unterschieden ist, die von der Schrift als Tiere bezeichnet sind, findet das Haupt der Welt, der gute und sanfte Logos, Ruhe,

3. er, „der die Weisen in ihrer Schlauheit fängt; denn der Herr allein kennt die Gedanken der Weisen, daß sie töricht sind!" wobei die Schrift doch wohl „Weise" die Sophisten nennt, die sich in der Wortwahl und in den Redekünsten hervortun.“

1: Solon Fr.8,7.5.6 Diehl (aus Plutarch, Solon 30).

2: Mt 8,20; Lk 9,58.

3: 1 Kor 3,19f. (Hiob 5,13; Ps 93,11).

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