Probleme mit den Eltern und ich brauche eine neutrale Meinung sowie Tipps, wie ich es besser machen kann??
Hallo an alle,
ich habe immer wieder Stress mit meinen Eltern, weil ich meine Aufgaben nicht mache oder zwischendurch etwas anderes (z. B. PC) mache. Dazu kommt, dass ich jemand bin, der sich nicht alles gefallen lässt und daher oft dagegen andiskutiere.
Sicht meiner Eltern: Er macht zwar seine Aufgaben, aber nicht immer. Leider zieht er anderes vor und das gefällt uns nicht. Voralldingen diskutiert er jedes Mal gegen alles was wir sagen (nur sehr selten habe ich mal recht, beim Diskutieren). Ansich ist er schon gut gereift, aber er hat noch keine Kontrolle über sein Verhalten, gerade bei uns nicht. Wie sollen wir weiter machen und ihn es dabei vermitteln?
Meine Sicht: Jedes mal, wenn ich etwas nicht mache, ist es schlimm. Wenn mein Vater mal erst zum Handy greift und dann die Aufgabe macht, ich sie bis dahin aber schon erledigt habe, wird das kaum kritisiert. Mir passiert so etwas anscheinend öfter. Die große Kritik von mein Eltern ist, das ich keine Einsicht habe. Ich habe sie, habe aber keine Ahnung, sie ich sie nach außen tragen und praktizieren soll. Sonst habe ich mich immer entschuldigt, aber es wurde nie auf Dauer besser.
Daher mein Ziel, auf Dauer eine friedliche Atmosphäre in der Familie für ein besseres Miteinander und entspanntes Leben.
Danke im Voraus an alle Antworten und fürs Durchlesen meines Textes. Schreibt gerne, was und wie ich weiter machen sollte, was ich ändern kann oder was mir hilft, das zu verstehen, da mir das noch nicht gelungen ist!!
Bei Fragen zum Inhalt einfach schreiben, ich kläre dann auf!
2 Antworten
Vorab, ich bin Mutter, erinnere mich aber noch gut daran, wie es als Teenie war.
Meine Generation ist beim Thema Ordnung und Helfen streng erzogen worden. Sogar im Gesetz steht, dass ein gewisses Maß an Hilfsbereitschaft von den Kindern erwartet werden kann - unentgeltlich! Das ist keine Ausbeutung sondern normal in Lebensgemeinschaften. In meiner Familie war es selbstverständlich zu helfen und mit anzupacken. Und das nicht irgendwann, sondern sofort oder kurzfristig! Wer das nicht mittrug galt als unnütz und wurde Taugenichts genannt. Im Gegenzug konnt man auch sofort sehen, wo die Kinder mithalfen und wo die Eltern keine Hilfe bekamen. Dort war es eindeutig weniger gepflegt oder die tüchtigen Eltern waren nur am schuften, alleine. Die wurden allgemein bedauert, wegen der "schlechten" Kinder. Oder, wenn das Problem die Eltern waren, dann wurden die Kinder bedauert, ob ihres "schlechten" Elternhauses. Bei größeren Projekten half man sich gegenseitig. Wer sich davon ausschloß, bekam selber im Bedarfsfall keine Untersützung von der Nachbarschaft. Die Regeln waren klar und da gab es keinen Mittelweg. Vom Helfen war man nur befreit, wenn man in der Schule war oder eben "auf Arbeit". Fleißige unterstützte man immer, Faule nur aus Gutherzigkeit oder weil einem die Angehörige leid taten.
In diese Welt waren mein Mann und ich hineingeboren worden. Ich fühlte mich davon eingeengt und genvervt. Irgendeiner nörgelte immer und erwartete mehr Hilfe. Deshalb gab es oft Diskussionen. Beispiel: Wir Mädchen (nie mein Bruder!) mussten abwechselnd das Badezimmer und den mit Schnitzereien verzierten Wohnzimmerschrank putzen. Schon beim Kauf, wies ich auf die putzintensiven Oberflächen hin und dass ich ein Bock darauf habe das zu pflegen (unnütze Arbeit). Weil es doch so ein "Schnapper" und chic war, schleppte man es an. Vom ersten Tag an weigerte ich mich dafür zusätzliche Putzeinheiten anzubieten. Das brachte mir den Ruf ein "undankbar" zu sein, weil ich verhindern würde, dass es bei uns "schön" ist. Das wurde natürlich mit Strafen und Sanktionen belegt. Vom Schubs oder Nackenschlag bis hin zu Liebesentzug war alles dabei. Wenn man mich dafür im Gegenzug in Ruhe ließ, konnte ich damit durchaus leben.
(Wobei vom Thema "Dankbarkeit" könnte ich eine ganz "eigenes Fass aufmachen". Wie dankbar muss man für Zuwendungen und Geschenke sein, die man nie erwartet hatte, geschweige denn gewollt?)
In diesem Geiste habe ich natürlich Mithilfe von meinen Kindern erwartet. Nur ist meine Genertion weniger streng mit dem Nachwuchs. Meine Kinder sind viel selbstbewußter, als wir es waren. Wir waren quasi "dressiert" auf bestimmte Verhaltensweisen. Noch heute als reife Frau bemerke ich, dass ich in bestimmten Situationen automatisch reagiere. Damit meine ich nicht nur Höflichkeiten, wie "bitte" und "danke" oder Tür aufhalten. Liegt ein Blatt Papier am Boden, hebe ich es unbewußt auf oder selber werfe ich meinen Müll in Müllbehälter usw. Das setzt sich bis in Mithelfen fort. Ich packe immer selbstverständlich mit an und mache mich stets nützlich.
Nur sehen das meine Kinder gar nicht ein. Sie geben offen zu, dass ihnen das zu anstrengend ist und "sie keinen Bock darauf haben". So müssen meine Kinder z. B. regelmäßig den Tisch auf- und abdecken zu den Mahlzeiten. In der Grundschule hat sich meine Tochter damals bei der Schulsozialarbeiterin deshalb beschwert: Kinderarbeit. Zur Belohnung durfte sie an dem Nachmittag im Garten beim Unkraut mithelfen. Da rief sie sogar bei der Polizei an um sich zu beschweren. Die Beamten haben recht cool reagiert und ihr angeboten, sie zu ihrem "Schutz" in ein Kinderheim zu bringen. Das wollte sie allerdings auch nicht. Als der Rest der Familie sich anschließend tagelang weigert auch nur einen Handschlag für sie zu erledigen, lenkte sie endlich ein.
Ihr größter Triumph war es, als sie vom Allergologen heimkam. Sie hat es schrifltich: eine Grassamen- und Pollenallergie und noch ein paar weitere. Noch heute besteht sie darauf: "Lebenslang von Gartenarbeit befreit!" Das habe ich ihr nicht durchgehen lassen. Sie bekam eine Coronamaske auf und durfte trotzdem mithelfen. (Hat sogar funktioniert. Kein Allergieschub.)
Sowohl bei meinen Sohn als auch bei meiner Tochter stellte ich sowas wie Teeniedemenz fest. Während sich mein Erstgeborener problemlos sämtlich Pokemon mit Punkten und Eigenschaften merken konnte, war es ihm nicht möglich sich 5 Aufträge zu merken. Nachdem er Aufgabe 1 + 2 brav erledigt hatte, war er regelmäßig verschollen. Meistens fand ich ihn am Rechner oder am Handy wieder: "Oh, das habe ich jetzt ganz vergessen ... ". So hangelten wir uns durch die letzten Aufgaben. Wenn mir dann noch eine 6. einfiel, war der Ofen aus. Entweder bekam er Kopfschmerzen oder musste unbedingt was für die Schule machen. Er möchte quasi offiziell um Mithilfe gebeten werden. Am liebsten mehrere Tage im Voraus und in entsprechender Form. In den Teenagerjahren versuchte er Bezahlung dafür heraus zu schlagen. Anhand von Gesetzestexten lernte er, dass er keinen Anspruch auf Entlohnung hat. Er hat bis heute nicht begriffen, dass es keine wirklich Hilfe ist, wenn er bestimmt wie die Hilfe auszusehen hat und wann die statt findet. Wenn wir nicht warten mögen oder deshalb ganz darauf verzichten ist er beleidigt. Bei derartigen Diskussionen muss ich weggehen, sonst kann er was erleben.
Unsere Tochter hat eine andere Strategie. Sie ignoriert ihre Aufgaben, bis es nicht mehr geht. Die Hoffung dahinter: Das es schon jemand anders bereits erledigt hat, oder dass die Sache sich ganz erledigt hat. So reduziert sie ihre Listen, auf das Minimum, dem sie nicht entkommen kann. Wenn sie was von uns will, soll das natürlich immer sofort gemacht werden. Aber da bin ich noch sturer als sie. Hat sie ihren Arbeitsanteil nicht gemacht, braucht sie gar nicht erst zu fragen. Beispiel: Sie möchte, dass ihre Freundin bei uns schläft, weil sie zusammen auf ein nahe gelegenes Festival wollen. Ihr Job war es die obere Etage zu saugen und das Gästebett frisch zu überziehen. Solange das nicht erledigt ist, darf besagte Freundin nicht kommen. Wir sollten sie schon mal holen, während sie eben ihr Zimmer aufräumt... Nein! Dann beeil dich mal.
Fast täglich der gleiche Kampf. Am einfachsten ist es, wenn die Aufgaben automatisch auf das andere Kind übergehen, wenn sich einer drückt (Beispiel: Tisch decken). Da sorgt dann die eine Nase dafür, dass die andere sich nicht drückt. Das ist mir noch am liebsten. So bin nicht immer automatisch ich die Hexe.
Oft genug mach ich es lieber selber oder alleine. Es ist mir oft schlichtweg zu doof auf die Mithilfe meiner Kinder zu warten oder darum zu betteln. Sie nennen es "nerven". So kommt es nicht selten vor, dass ich mich übernehme und ich habe mich schon mehrfach deshalb verletzt. Natürlich wollten sie das nicht und es tut ihnen anschließend leid. Danach helfen sie ein paar Tage williger mit. Aber das schlechte Gewissen verfliegt eigentlich recht schnell wieder.
Bei meinem Sohn wurde es deutlich besser, als er in Ausbildung kam. Im Vergleich mit seinen Mitauszubildenden konnte er deutlich mehr und war lebensnaher vorbereitet. Die "Kollegen" waren teilweise nicht einmal in der Lage eine Wischmopp zu benutzen und sahen einfach die Arbeit nicht. Die stiegen im wahrsten Sinne des Worte drüber. So war er auch der Einzige der anschließend übernommen wurde und ständig von den Kunden gelobt wird. Noch so ein Phänomen. Von den Nachbarn werden meine Kinder ständig "über den Klee gelobt". Ohne uns geht es also doch.
Meine Tochter zog für eine gewisse Zeit zu ihrem Freund. Als sie heimkehrte, nach der Trennung, war sie lange Zeit wirklich hilfreich und fleißig. Doch das hielt nicht besonders lange an und sie verfiel wieder in ihren Kindermodus. Sie ist auch der Typus, der die Arbeit nicht sieht und drübersteigt. Ich stellte mal einen Wäschkorb mitten auf die Treppe, damit sie der nächste hochträgt. (Ich muss mich am Geländer festhalten und kann zusätzlich keinen Korb tragen.) Da beschwerte sie sich sich: "Welcher Dummdödel stellt den Korb mitten auf den Weg? Ich musste drübersteigen." Sie liest die Botschaften, versteht sie aber nicht ...
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Sowas bekomme ich von meinen Kindern und sie finden es witzig.
Ich glaube niemand kann wirklich beurteilen, wie deine Eltern so drauf sind. Jeder hat seine Rechte und Pflichten in der Familie. Mal den Geschirrspüler aus und einräumen, die Wäsche in den Keller tragen oder den Tisch decken etc. Auch wenn man lieber vor dem PC sitzen möchte und daddeln. Erledige es einfach ohne zu diskutieren. Für solche alltäglichen Dinge braucht man kein Lob. Wenn du mal spontan den Rasen mähst, dann vielleicht schon eher. Gehört alles zum Erwachsen werden dazu.
Du möchtest vielleicht auch mal das dich deine Eltern irgendwo hinfahren, damit nicht umständlich mit dem Bus fahren musst. Also ein Geben und Nehmen. Jeder Teeny macht Aufgaben nicht gerne.