Pro und Kontra, Trisomie 21 Abtreibung?

8 Antworten

Du hast schon einige gute Argumente erhalten. Ich möchte nur anmerken, dass Pränataldiagnostik Fluch und Segen zugleich ist.

Leider kommt es bei vielen werdenden Eltern bei unzureichender Aufklärung häufig zu mehr Verwirrung, Unsicherheit und zusätzlicher Diagnostik, als einem lieb ist.

Alle nicht-invasiven, risikolosen Untersuchungen in der Schwangerschaft (z.B. auch die Nackentransparenzmessung) können nur Hinweise auf eine mögliche Chromosomenbesonderheit oder auf bestimmte körperliche Fehlbildungen geben, nicht aber eine Diagnose.

Der Combined Test liefert keine sichere Diagnose (Fehlbildungen können so niemals mit Sicherheit ausgeschlossen oder gar diagnostiziert werden), sondern gibt Hinweise bzw. berechnet nur das Risiko einer Chromosomenveränderung des Babys („adjustiertes Risiko“).

Das Risiko für eine Fehlbildung wird in einer Verhältniszahl angegeben. Ein Risiko von 1:300 bedeutet, dass eine Fehlbildung bei einem von 300 Babys auftritt.

Selbst bei einem Risiko von 1:5 kann es sein, dass das Baby völlig gesund zur Welt kommt. Umgekehrt kann es aber auch sein, dass bei einem Risiko von 1:10.000 dennoch eine Fehlbildung auftritt, wenn man eben die eine von den 10.000 Schwangeren ist.

Auch das Ergebnis des Harmony-Tests (sowie vergleichbare pränatale Bluttests) ist nicht 100-prozentig sicher - es gibt selten sowohl falsch-positive als auch falsch-negatives Ergebnis.

Gegebenenfalls wird also auch dann eine invasive Pränataluntersuchung empfohlen. Eine Amniozentese sollte am besten zwischen der 14. und 19. SSW durchgeführt werden. Vorher würde sie keinen sicheren Befund liefern.

Nur die allerwenigsten der dann überhaupt feststellbaren Diagnosen sind heilbar und meist besteht die "Behandlung" in einem Schwangerschaftsabbruch oder gegebenenfalls in der Wahl des Geburtsortes (Perinatalzentrum), der für das Kind überlebenswichtig ist.

Jedoch wird vielen werdenden Eltern bei unzureichender Aufklärung eine trügerische Sicherheit vorgegaukelt und falsche oder nur vermutete Diagnosen stürzen sie in große Verunsicherungen bzw. in ein Gefühlschaos bishin zu Entscheidungskrisen.

Schau auch mal unter http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-51211751.html

Ich bin bekennender "Pro-Choicer" - also nicht „für“ Abtreibung, sondern für die freie Wahlmöglichkeit - und dafür, dass Frauen selbstbestimmt über ihr Leben, ihren Körper und damit auch ihre Reproduktion entscheiden können. Das Recht auf reproduktive und sexuelle Gesundheit und Selbstbestimmung schließt aus dieser Perspektive auch das Recht auf den Abbruch einer (aus welchen Gründen auch immer) ungewollten Schwangerschaft ein.

Doch habe ich mich trotz "Altersindikation" (37 und 39 Jahre) bei meinen geplanten Schwangerschaften bewusst gegen jegliche Pränataldiagnostik entschieden - wohl in dem Wissen, auch ein behindertes Kind physisch, psychisch, finanziell, partnerschaftlich und lebensplanerisch "stemmen" zu können.

Aber ich habe auch jedes Verständnis dafür, wenn sich eine Frau das eben nicht zutraut.

Ich kann nur jedem wünschen, niemals eine solch qualvolle Entscheidung treffen zu müssen, sich gegebenenfalls für oder gegen ein behindertes Wunschkind zu entscheiden.

Wenn es denn aber so ist, kann ich nur hoffen, dass die Frau Unterstützung, Respekt und Verständnis erfährt.

Alles Gute für dich!

Ich müsste das mit meinem Partner besprechen, denke ich, und dann würden wir zusammen entscheiden. Ob ich ein Kind mit einer so schweren Beeinträchtigung bekommen möchte ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig, die ich jetzt einfach auch noch nicht vorhersehen kann.

Auf jeden Fall würde ich in diesem Zusammenhang auch unbedingt wollen, dass mein Partner auch der Meinung ist, dass wir das zusammen machen. Eine ehemalige Freundin von mir hat einen kleinen Bruder mit dieser Behinderung (oder hatte, ich weiß nicht wie es denen im Moment geht) und der hat vom Vater häufiger mal eine gescheuert bekommen, wenn er genervt hat, der wurde sehr oft vor dem Fernseher geparkt, wurde von seinem jüngeren Bruder regelrecht gemobbt und auch häufiger mal geschlagen usw. usw.

Klar, das kann mir jedem Kind passieren, wenn die Eltern sich nicht für die Erziehung interessieren, aber so ein Kind mit Trisomie 21 braucht einfach nochmal eine Schippe mehr Zeit, Aufmerksamkeit und Erziehung, als ein 'normales' Kind. Und ich persönlich wäre mir nicht sicher, ob ich das wirklich ständig leisten könnte, ich denke nur allein könnte ich es nicht.

Pro:

  • Es gibt häufig Druck auf die Eltern, dass abgetrieben werden soll
  • Eltern hören oft: „So ein Kind ist doch nicht mehr nötig.“ -> das verstärkt den Druck abzutreiben
  • Es gibt zahlreiche Folge- & Begleiterkrankungen
  • Viele Eltern sind überfordert mit der erhöhten Pflege und Aufmerksamkeit, die ein Kind mit Trisomie 21 benötigt
  • diese erhöhte Pflege bedeutet auch einen erhöhten Kostenaufwand, die nicht jede Familie stemmen kann
  • in unserer behindertenfeindlichen Gesellschaft werden Menschen mit Behinderungen und deren Familien benachteiligt, diskriminiert und ausgeschlossen

Contra:

  • die Pränataldiagnostik ist nicht ungefährlich (für Kind & Mutter) -> ohne die Diagnostik ist aber gar nicht erst bekannt ob möglicherweise Trisomie vorliegt oder nicht
  • die Pränataldiagnostik ist häufig ungenau. Dadurch werden Eltern zu einer Abtreibung gedrängt, auch wenn es eine fehlerhafte Diagnose gab und das Kind eigentlich nicht-behindert ist.
  • Nur weil Trisomie 21 vorliegt, ist das kein Grund, weshalb das Kind kein glückliches Leben haben kann.
  • Es gibt gute Fördermöglichkeiten für betroffene Kinder
  • es würde bedeuten, dass das Leben eines Behinderten weniger wert ist als das eines Nicht-Behinderten
  • Abtreibung ist Mord
Würdet ihr ein down Syndrom Kind behalten, wieso? Oder wieso nicht?

Da ich keine Pränataldiagnostik durchführen lassen werde, werde ich vor der Geburt gar nicht wissen, ob mein Kind behindert sein wird oder nicht. Daher behalte ich natürlich auch ein Kind mit Trisomie 21.

Warum ich keine Diagnostik wollen würde? Weil ich keine Lust auf den Druck durch unsere behindertenfeindliche Gesellschaft habe.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
sarah3  31.12.2022, 10:43

nur Fruchtwasseruntersuchung ist gefährlich muss heute wg bluttests aber nicht mehr sein

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Etwas spät möchte ich auch noch etwas anfügen. Einer meiner beiden Söhne hat das Down Syndrom, deshalb bin ich selbst betroffen und nicht unbefangen.
ich denke, wer wegen Trisomie 21 einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lässt, unterliegt dem Irrtum, dass ein normal-genetisches Kind „besser funktioniert“, „weniger Sorgen hat“, „glücklicher ist“, „gesünder ist“ und dass das Leben in irgendeiner Weise planbar wäre. Wer sich in dieser Frage für die vermeintlich schnelle Lösung entscheidet, wird es in seinem Leben dafür an anderer Stelle lernen müssen. Kein Kind funktioniert so, wie die Eltern es gerne hätten. Normalerweise erkennen Eltern das erst mit den Jahren. Mit der Diagnose Down Syndrom passiert das innerhalb einer Sekunde.
Wer würde sein Kind abgeben, wenn es mit 6 Jahren durch einen Unfall plötzlich schwer behindert wird? Wo ist der Unterschied zur pränatalen Diagnostik?

Auch wenn ich wie das BVerfG normale Abtreibungen für rechtswidrig halte, würde ich ein derart behindertes Embryo legal abtreiben