Prélude / Präludium - Erklärung oder Definition?

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Hallo FrozenBee,

Präludium ist lateinisch und bedeutet Vorspiel. (lat. prae = vor, ludere = spielen)

Das Präludium (so zumeist in der Barockzeit) oder Prélude (so zumeist in der Romantik) ist in aller Regel ein Werk für ein Tasteninstrument. Bis ca. 1760 für Orgel oder Cembalo, später für Klavier. Es ist einer der ganz wenigen Satztypen, die keiner Form unterliegen, formal ist es frei.

Es kann alles und nichts sein, eine Definition oder eine typische Form gibt es nicht. Das ist übrigens ein Alleinstellungsmerkmal, denn sonst folgt alles in der Barockzeit und in der Klassik einem Schema oder einer Form.

Im 17. Jahrhundert wurden in das Präludium polyphone Abschnitte integriert. Dies führte später zu der weit verbreiteten Paarung von Präludium und Fuge, wie sie bei Johann Sebastian Bach oft und besonders kunstvoll zu finden ist. (Präludien und Fugen für Orgel, Präludien und Fugen des Wohltemperiertes Claviers für Cembalo...)

Präludien für Orgel haben oft einen festlichen Charakter und werden deshalb gerne als Eingangsstück für einen Gottesdienst verwendet.

LG
Arlecchino

zalto  06.04.2022, 23:27

Die "Fantasie" hat aber auch keine feste Form und ist noch freier, das würde ich nicht als Alleinstellungsmerkmal eines Präludiums sehen. Das Präludium geht ja meist irgendetwas anderem voran und ist damit in eine größere Ordnung eingebunden.

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Arlecchino  06.04.2022, 23:32
@zalto
Es ist einer der ganz wenigen Satztypen...

Das habe ich auch nicht ausgeschlossen. Allerdings haben sich Komponisten des 17. Jahrhunderts strenge Formprinzipien auferlegt - auch für die Fantasie! - und sie fühlten sich nicht frei, was sie komponierten, sondern wie sie diese Formen füllten.

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Prélude bedeutet Vorspiel. Das sind meist kürzere Stücke - häufig für Tasteninstrumente, die keine spezielle Form haben müssen. Sie wurden im Barock gerne als Einleitung zu Fugen verwendet. Von Bach gibt es viele Préludes & Fugen. Bekannt ist das Wohltemperierte Klavier (davon gibt es sogar zwei), das Préludes & Fugen in allen 24 Tonarten enthält. Einige Komponisten haben sich von Bach inspirieren lassen, selbst Sammlungen von kurzen Stücken in allen 24 Tonarten zu komponieren. Ein bekanntes Beispiel sind die Préludes von Chopin. Im Gegensatz zum Vorbild folgen auf diese Préludes keine Fugen. Damit prägte er eine neue Bedeutung des Begriffes "Prélude". Während zu der Zeit unter Préludes Einleitungsstücke verstanden wurden, stehen diese Stücke alleine und enthalten unterschiedliche musikalische Ideen. Weitere Komponisten ließen sich wiederum davon inspirieren. So haben einige Komponisten "24 Préludes" komponiert. In dieser Auflistung von Stücken in 24 Tonarten heißen viele Préludes. Die Préludes von Debussy sind zwar nicht in allen 24 Tonarten, sie habe aber dennoch verschiedene Ideen und Stimmungen. Im Impressionismus hat eine Tonart als tonales Zentrum allgemein weniger Bedeutung.

Damit hat sich die Bedeutung von "Vorspiel" zu einem Charakterstück gewandelt. Daneben gibt es aber auch noch die ursprünglichie Bedeutung als Vorspiel zu einem Hauptstück. Diese ist häufig eine Improvisation über das Hauptstück. Von Bach und auch anderen Komponisten finden sich auch viele "Choralpréludes". Diese haben Kirchenlieder als Vorlage. Zum cantus firmus (Melodie) des Originalliedes werden meist polyphon weitere Stimme dazukomponiert. Bach war dazu in der Lage solche komplexen Vorspiele zu improvisieren. Diese aufgeschriebenen Stücke könnte man als Vorspiel zu den eigentlichen Liedern verwenden, sie werden aber auch meist ohne das Lied, über dem improvisiert wurde, gespielt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4ludium

https://uebenundmusizieren.de/artikel/hast-du-heute-schon-praeludiert/

https://www.masterclass.com/articles/what-is-a-prelude-in-music

Du kannst dir auch Artikel über bestimmte Préludes an sich anschauen. Da ist meist die Geschichte auch im Zusammenhang mit dem Begriff "Prélude" erklärt.