Platon und Kants Erkenntnistheorie?

4 Antworten

Diese Frage hat besonders die Neukantianer beschäftigt, die seit ca. 1870 den Kantianismus erneuern wollten indem sie u.a. seine philosophiegeschichtliche Überlegenheit zeigten. Dazu setzten sie sich mit dem Materialismus (Lange), der Geschichte der Mathematik (Cohen), der Geschichte der Erkenntnistheorie (Cassirer), aber eben auch mit Platon (Natorp) auseinander.

Natorp glaubte, dass Kant eine Art von Idealismus vertreten habe, die den Idealismus Platons modernisiere und vollende. Der Ausdruck "Idee" bezeichne bei Platon wie bei Kant oberste Leitbegriffe unserer Vernunft und impliziere keine Annahme übernatürlicher, außersinnlicher Entitäten.

Genau in diesem Sinne waren aber Platos "Ideen" in der Geschichte der Ontologie von Aristoteles bis ins 18. Jahrhundert meist verstanden worden (vgl. den Artikel von Baltes "Idee" im RAC). Kants Kritik der reinen Vernunft mit ihrer Anbindung aller Begriffe an die Erfahrung galt deshalb auch als ein antiplatonisches, antimetaphysisches Attentat (vergleichbar der franz. Revolution), das eine riesige Diskussion um das Ende oder die Fortsetzung der Tradition auslöste, den sog. "deutschen Idealismus" (vgl. besonders Vieillard-Baron).

Welche Auffassung ist also richtig? Doch wohl eher die Auffassung der Tradition. Die Position des Neukantianismus ist selbst historisch aus dem Materialismusstreit der Mitte des 19. Jahrhunderts erwachsen, woraus sich auch seine historischen Verzeichnungen erklären. (Zum Materialismusstreit s. die Sammelbände von K. Bayertz)

In "einfachen Worten" - was erwartest du?

Zur Einführung ganz gut geeignet: Ralf Ludwig, Kant für Anfänger: Die Kritik der reinen Vernunft, ein günstiges Taschenbuch (EUR 8,90) und nichtmal dick.

Noch kürzer und noch einfacher geht es aber wirklich nicht. Philosophie lässt sich nicht auf ein Die-Sendung-mit-der-Maus-Niveau bringen. Die von Kant schon gar nicht.

Kant: Raum/ Zeit/synthetische Einheit der Apperzeption/Kategorien........... Platon: Ideen