Otto von Bismarck?
wie würdet ihr Bismarcks Grundsätze politischen Handelns aus heutiger Sicht beurteilen
3 Antworten
Danke für diese Frage, die mich daran erinnert dass ich auch diese ausgezeichnete Antwort des GF Haus- und Hofhistorikers auf Wiedervorlage legen muß. Denn die Bismarkfans sterben in Deutschland nie aus. Bismark war preussischer Großgrundbesitzer und Adliger durch und durch, und seine Absicht war es einzig und allein die Vorteile seiner Klasse zu mehren.
Das er dabei für Deutschland und sogar für die Bevölkerung viel gutes bewirkt hat ist davon unbenommen.
Es war ja damals schon als reaktionär, altmodisch und konservativ (wie beim damals schon verstorbenen Metternich und den drei Herrschern der "Heiligen Allianz" 1814/15) angesehen. Denn die Tendenz ging doch eher in Richtung Liberalismus und mehr Rechte für das Bürgertum und teilweise schon in den 1840er Jahren Sozialstaat in Preußen und Sachsen. Ansonsten hätte Wilhelm I nicht an Abdankung gedacht (er konnte sich im Parlament nicht durchsetzen) und sein Sohn nicht die Krone vorerst abgelehnt, bevor Bismarck Kanzler wurde. Seine Meinung zu Preußens Grenzen sind natürlich subjektiv. Man kann auch anderer Meinung sein. Da wäre es noch gut, eine Meinung von ihm zu bekommen, warum diese Grenze denn so ungünstig wäre. Aber zumindest ist Preußen nach 1815 stark angewachsen und war eher einheitlich als je zuvor. Aber vielleicht war es Bismarck noch nicht einheitlich genug. Außerdem haben die deutschen Fürsten, einschließlich die Habsburger von Österreich, Preußen doch bei der Gestaltung Deutschlands eingeladen. Und Österreichs Grenzen (ein Teil in, der andere Teil außerhalb Deutschlands) und von mehr potenziellen Feinden wie Preußen umringt, fand ich noch ungünstiger.
Bismarcks Grundsätze „Blut und Eisen“ würde heutzutage ganz gut zu Putin passen, der auch keine Skrupel hat, die Sowjetunion mit Krieg wieder zum Leben zu erwecken.
Aus heutiger Sicht würde der Kriegstreiber Bismarck zur Verantwortung gezogen werden, genauso wie Putin.