Nützt es den anderen Bäumen etwas?

2 Antworten

Von Experte myotis bestätigt

Hallo Felix,

Das war für mich einer der Schlüsselmomente im Forststudium, als ich im Fach Waldwachstumslehre die Erkenntnis endlich begriffen habe, dass ich bei einer gegebenen Fläche mit genügend Bäumen drauf einen wahnsinnig großen Spielraum habe: So lange ich noch ein paar Bäume in passender Verteilung stehen lasse, egal ob ich gar keinen Baum entnehme oder eine sehr hohe Zahl der momentan wachsenden Bäume umschneide, eines wird gleich bleiben: die Menge des Holzes, das nächstes Jahr auf dieser Fläche zuwachsen wird. Bei meiner Entscheidung, einen bestimmten Baum zu entnehmen oder stehen zu lassen, geht es also nur darum, auf welche Bäume wird sich der Zuwachs verteilen, der in den nächsten Jahren hier stattfinden wird.

Insofern: ich denke, wenn ihr die Fichte diesen Winter fällt, dann wird im nächsten Jahr in eurem Wäldchen nicht weniger Holz nachwachsen. Die Nachbarbäume wachsen entsprechend besser und fangen das locker auf, dass einer fehlt.

Der Mechanimus funktioniert übrigens hauptsächlich übers Licht, weniger übers Wasser: wer als Baum den Platz an der Sonne erobert hat, saugt auch das Wasser ab. Nur wer genug Licht hat, kann auch Wasser verdunsten, wer nicht saugt auch keines aus dem Boden .

Von Experte Pomophilus bestätigt

Im Wald spricht man bei der Durchforstung von der Entnahme des sog. stärksten Bedrängers.

= dort geht's aber mehr um den Zuwachs bzw. die Mengennutzung, die erzielbaren Stammstärken, die Stabilität (grüne Krone und h/d-Verhältnis) usw. - (schwächere und kleinere) sog. Zwischenständer wie der hier sind dabei aber eher "egal"

Im Garten geht's mehr darum, dass bei den übrigen Bäumen die Äste bis unten grün und eben "schön" bleiben - der "Wassereffekt" ist im Garten normalerweise nicht so zentral, außer ihr seit in einem Trockengebiet, doch dann ist Fichte eh nix ;-)

Woher ich das weiß:Berufserfahrung