Nimmt sich meine Freund zu wenig Zeit für mich - oder bin ich zu fordernd?
Ich (22, weiblich) bin seit einem Jahr mit meinem Freund (ebenfalls 22) zusammen. Während ich in der Pflege arbeite und oft unregelmäßige Dienste habe – auch an Wochenenden und nachts – besucht er noch die Schule, was ihn stark fordert. Er ist unter der Woche meist bis 18 Uhr in der Schule und muss danach noch lernen. Das verstehe ich grundsätzlich auch.
Allerdings wohnt er noch bei seinen Eltern und ist bisher nicht bereit, bei mir zu lernen, obwohl das ein Kompromiss wäre, der uns mehr Zeit zusammen verschaffen könnte. Zusätzlich ist er an drei bis vier Tagen pro Woche beim Volleyball, und seit Kurzem kommt auch Fußball am Sonntagvormittag dazu. Als wir uns kennengelernt haben, war nur ein Volleyballtraining in der Woche – inzwischen ist es deutlich mehr.
Ich arbeite Vollzeit, oft von 6:30 bis 19 Uhr, und bin danach meistens sehr erschöpft. Oft kommt er nach dem Training erst gegen 22:30 Uhr zu mir – da schlafe ich meistens schon. Für mich fühlt sich das nicht nach echter gemeinsamer Zeit an. Wenn ich ihn darauf anspreche, meint er, das müsse reichen, und dass er seine Hobbys als Ausgleich braucht. Gleichzeitig sagt er, ich könne nichts von ihm erwarten, weil ich ja die “blöden” Arbeitszeiten habe.
Zu unserem Jahrestag hat er sich nur drei Stunden Zeit genommen, bevor er wieder zum Lernen musste. Das hat mich sehr verletzt.
Ich liebe ihn wirklich, aber ich bin frustriert und frage mich, ob unsere Beziehung so eine Zukunft hat. Mache ich zu viel Druck? Oder ist es verständlich, dass ich mir mehr gemeinsame Zeit wünsche?
2 Antworten
Das sind natürlich für euch beide fordernde Zeiten, wo die Partnerschaft darunter leidet. Grundsätzlich solltet ihr versuchen füreinander mehr Zeit freizuspielen - als Paar.
Dein Wunsch ist vollkommen gerechtfertigt und auch nachvollziehbar. Man sollte da einen Kompromiss finden, also würde ich an deiner Stelle dein Bedenken und Wünsche nochmal ansprechen - und auch, wie er sich die Partnerschaft unter diesen Umständen vorstellt - was er sich wünscht.
Ob das eine gemeinsame Zukunft hat, das kannst du dir nur selbst beantworten.
Ich denke dein Freund hat ganz offensichtlich nicht nur dich in seinem Leben, sondern eben auch seine Hobbies und Karriere. Ich möchte damit nicht sagen, dass du ihm unwichtig bist, sondern du musst verstehen, dass bei ihm eine Beziehung (Partnerschaft) nicht alles ist, was in seinem Leben zählt.
Einige Menschen und Paare finden das super, wenn sie ihre Freiheiten haben. Damit meine ich nicht eine offene Beziehung. Andere und vielleicht auch du kommen damit eher schlecht zurecht, wenn jeder für sich unterwegs ist.
Ich würde erstmal abwarten, was passiert, wenn er mit der Schule durch ist. Da dann eine Priorität von seiner Liste entfällt, hat er mehr Zeit für dich und die Beziehung.
Vielleicht ist das auch sein Gedanke: Eine Beziehung kann er sein Leben lang pflegen, aber Schule ist nur jetzt in diesem Augenblick. Da musst du auch ein bisschen verständnisvoller mit umgehen.
Viele junge Paare haben dieses Dilemma. Denk bspw. mal an Studenten, die stressige Zeiten haben. Die haben manchmal wirklich kaum Zeit und freuen sich, wenn sie Abends ein bis zwei Stunden wirklich ,,Me-Time" haben. In dieser Zeit müssen sie dann möglichst effizient alle sozialen Kontakte pflegen; Familie, Freunde und ihren Partner. Parallel dazu eventuell auch noch eigenen Hobbies nachgehen. Da das Studium nach einer gewissen Zeit sowieso vorbei ist, arrangieren sich die Pärchen damit und planen ihre freie gemeinsame Zeit anders.
Apropo freie Zeit planen:
Wenn für dich eine Beziehung bedeutet, dass ihr beide Abends immer zusammen auf der Couch chillt, dann ist es für eine aktive Person, wie dein Freund, verschwendete Lebenszeit.
Es wäre vielleicht sinnvoller, wenn ihr eure gemeinsame Zeit besser plant und nutzt. Also nicht einfach so spontan auf der Couch rumhängen und sich bedeutungslos eine Netflix-Serie reinziehen. Das ist einfach zu wenig. Sprecht gemeinsam, wann und wo ihr euch treffen möchtest und, ganz wichtig, was ihr konkret unternehmen möchtet.
Das ist wie mit den besten Freunden, die leider zu weit weg wohnen und die wir eher selten sehen. Nicht die gemeinsame Zeit ist entscheidend, sondern die Qualität der gemeinsamen Zeit.
Ansonsten, falls er sein Verhalten nicht ändert, tja, dann bleibt nur noch die Trennung.
Ich persönlich würde mit so einem Partner eigentlich ganz gut klar kommen. Das ständige klammern und alles gemeinsam erleben, finde ich eher anstrengend. Aber das nur mal am Rande, falls du auch eine Meinung haben möchtest.