Neubau?

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Die Temperatur im Haus ist weniger von dessen Isolation, sondern mehr vom Verhalten der Bewohner abhängig, die die Isolation durchbrechen. Es wird immer dann heiß im Haus, wenn die Bewohner ihr Verhalten an ihren persönlichen Gefühlen und Eindrücken ausrichten und nicht an den Erkenntnissen der Thermodynamik.

Grundsätzlich muss man bei allen Fragen zur Raumtemperatur, Heizen, Lüften, Kühlen etc. zwei Dinge grundsätzlich unterscheiden:

1) Luft: die macht in einem durchschnittlichen Raum mit etwa 25 qm rund 70 kg der Gesamtmasse aus. Luft kann nicht viel Wärme aufnehmen und ist dementsprechend mit wenig Energie sehr schnell aufzuheizen oder abzukühlen. Luft kann ihre Temperatur sehr schnell ändern. Das kann in wenigen Minuten passieren.

2) Alle festen Stoffe im Raum wie Wände, Decke, Boden, Möbel und sonstige Einrichtungsgegenstände. Deren Masse beträgt insgesamt ein mehr als 100-faches der Luftmasse. Dementsprechend enthalten diese auch ein mehr als 100-faches an Wärmeenergie und um sie aufzuwärmen oder abzukühlen dauert es ein vielfaches an Zeit wie bei der Luft. Da muss man mit vielen Stunden oder Tagen rechnen, um ihre Temperatur wesentlich zu ändern. Das sind die eigentlichen Wärmespeicher in der Wohnung, die am Ende dafür verantwortlich sind, dass es heiß wird in der Wohnung, weil sie ihre Wärme an die Luft abgeben und diese sehr schnell dieselbe Temperatur annimmt, wie diese Gegenstände, ohne dass diese dabei wesentlich abkühlen.

Nun betrachten wir noch, wo die Energie herkommt, die das Innere des Hauses aufheizt. Die kommt nicht durch die Wände, weshalb deren Isolation auch nur zweitrangig ist. Eine Ausnahme bilden Dachgeschosse, bei denen die Isolation des Daches dann schon eine deutliche Rolle spielt.

1) Ein extrem starker und direkter Energieeintrag ins Haus erfolgt durch Fenster, auf die die Sonne scheint. Das sichtbare Licht sowie der UV-Anteil können die Glasscheibe ohne Probleme passieren, weshalb es im Zimmer ja auch hell ist. Sobald diese Strahlung auf Gegenstände trifft, heizt sie diese direkt auf oder sie wird in Infrarotstrahlung umgewandelt und zurückgeworfen. Infrarotstrahlung kann Glas aber nicht passieren, bleibt so im Raum und heizt ihn auf. Das ist der sogenannte Treibhauseffekt. Um diesen Energieeintrag zu verhindern, müssen die Fenster von außen beschattet werden, entweder durch eine Markise, herabgelassene Rollläden oder ganz altmodisch durch geschlossene Fensterläden (die in heißen Gegenden immer noch häufig anzutreffen sind, da enorm wirksam).

2) Ein weiterer bedeutender Energieeintrag erfolgt durch falsches Lüften. Hier lassen sich viele besonders leicht durch ihr persönliches Empfinden täuschen. Nehmen wir z.B.an, jemand befindet sich bei 27 °C im Schatten und ein Wind weht. Das empfindet er dann als recht angenehm und teils sogar als kühlend, was an der Feuchtigkeitsverdunstung auf der Haut liegt. Diesen Effekt verspürt man auch, wenn die Fenster auf Kipp stehen und ein Zug durch die Wohnung geht. Tatsächlich haben aber die ganzen Gegenstände in der Wohnung keinen Kühleffekt durch Verdunstungskälte, sondern erwärmen sich mehr und mehr, ohne dass man das spürt. Dauerlüften mit gekippten Fenstern ist im Sommert daher genau so falsch wie im Winter. Die Luft bringt an sich nicht so viel Energie mit, auch wenn sie wärmer ist. Wenn das aber ein Dauerzustand ist, summiert sich am Ende der geringe Energieeintrag pro Stunde doch zu einer so großen Menge, dass man die Wohnung über zwei, drei Tage doch gewaltig aufheizt.

Eine Ausnahme können Dachfenster bilden bzw. Fenster auf dem Dachboden. Wenn sich unter dem Dach die Luft extrem aufheizt, ist es dort durchaus sinnvoll, der heißen Luft einen Weg nach draußen zu ermöglichen.

Sobald die Lufttemperatur draußen höher liegt als drinnen, sollte man die Fenster schließen. Das ist meistens schon morgens oder am sehr frühen Vormittag der Fall. Dabei ist ein kombiniertes elektronisches Innen/Außenthermometer sehr hilfreich.  Zwischendurch kurzes Stoßlüften von sagen wir mal maximal 5 Minuten, um die Luft auszutauschen, macht nicht viel aus,

Einen gewissen Energieeintrag in die Wohnung wird man nie ganz verhindern können, auch bei einem gut isolierten Haus nicht. Diese Energie muss man nachts wieder loswerden, indem nachts kräftig durchlüftet, sobald die Außentemperatur unter die Innentemperatur gefallen ist. Auch hier hilft wieder ein elektronisches Innen/Außenthermometer den thermodynamisch optimalen Zeitpunkt zu finden, den einem das subjektive Empfinden oft nicht verrät.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Habe Thermodynamik im Hauptfach studiert.

Wir haben einen Heizbedarf von 79 kWh pro Quadratmeter und Jahr. Ich weiß nicht, welcher Klasse das entspricht, die gab es wohl noch nicht, als das Haus gebaut wurde. Ja, im Sommer wird es sehr warm. 28-30 Grad ist bei mir normal.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wohne selbst auch in einem Neubau, der sehr gut isoliert ist. Aber wenn die Wärme erst mal in der Wohnung ist (dauert ein paar Tage) geht sie auch schlecht wieder raus. Da muss es dann erst einige Tage hintereinander draußen deutlich kühler sein.

Momentan habe ich 26,4 Grad.

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 - (Energie, Temperatur, Wärme)