Muss ich zu Beerdigung?
Meine Oma ist gestorben. Sie war Jahrgang 1932, und die letzten fünf Jahre ihres Lebens war sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Gefangen in der Demenz, hat sie sich an nichts mehr erinnern können nicht an ihr Leben, nicht an uns. Ich habe damals für mich einen klaren, ehrlichen Abschied genommen persönlich, ruhig, in Frieden. Und dieser Moment war echt.
Zu meiner Familie zu meinen Tanten, zu meiner Mutter habe ich keinen Kontakt mehr. Es gab Situationen und Dinge, die tief gegangen sind, zu tief. Es war nicht einfach, aber ich habe den Kontakt abgebrochen, weil ich mich schützen musste. Und ich weiß, dass das richtig war und ist.
Jetzt ist meine Oma tot. Die Beerdigung findet nächste Woche statt, aber niemand aus meiner Familie hat es mir gesagt. Ich habe es über Umwege erfahren. Und obwohl ich spüre, dass ich ihr Respekt und Würde entgegenbringe weiß ich: Ich kann dort nicht hingehen.
Nicht, weil ich mich entziehe. Nicht, weil ich nichts empfinde. Sondern weil mein Bauch, mein Herz, mein Verstand mir sagen: Das ist nicht mein Ort. Der Druck, die alten Verletzungen, die unausgesprochenen Dinge all das macht diesen Rahmen für mich nicht heil, sondern schwer. Und ich weiß: Der echte Abschied, der findet nicht an einem Grab statt, sondern im Herzen.
Ich bin dankbar für das, was meine Oma mir gegeben hat. Und ich ehre sie auf meine Weise. Still. In Liebe. Frei von dem Lärm, der sonst oft alles übertönt hat.
9 Antworten
Ich habe das ebenso gehandhabt und auch Jahre später nie bereut. Die Oma ist tot, ihr bist du dahingehend nichts schuldig. Beerdigungen sind für die Hinterbliebenen gedacht, aber nicht jeder Hinterbliebene braucht eine Beerdigung als Abschluss.
Ich brauchte keine, ich konnte das gut auf andere Weise bearbeiten und für mich abschließen. Was "die anderen" sagen und denken, ist doch egal. Es geht um dich und niemanden sonst. Wenn du da nicht hin willst, ist das völlig in Ordnung.
es gibt ja kein muss...
sie ist Tod und wenn die Lebenden dich darin nicht einbezogen, warum diese alten Wunden aufreißen, belasse es für dich und damit schließt sich ihr Leben und ja,
im Herzen ist Platz genug...
es liegt an dir, wenn du teilnehmen möchtest du aber die Nähe der eigenen Familie nicht möchtest, stell dich abseits und beobachte. wenn alle gegangen sind kannst du ans Grab um endgültig Abschied zu nehmen
Nein, Du mußt nicht. Kann aber sein, daß Du in einigen Jahren bereust nicht hingegangen zu sein.
Nein, das glaube ich nicht.
Ich habe meinen Abschied von meiner Oma schon lange genommen in einem Moment, der ehrlich und friedlich war. Wenn ich jetzt zur Beerdigung gehe, stehe ich nicht mit meiner Aufmerksamkeit bei ihr, sondern mitten in alten Wunden, Verletzungen und Triggerpunkten. Das würde mich nicht näher zu ihr bringen, im Gegenteil: Es würde mich von meinem echten inneren Abschied ablenken. Und das fühlt sich für mich nicht richtig an.”
Du hast recht. Den Abschied hast du schon genommen und damals war er echt. Ich glaube das du nur hingehen solltest wenn du es wirklich willst.
Und wenn deine Familie es als Respektlos empfindet, dann ist das eben so. Du kennst ja schließlich den Grund wieso du nicht ht hingehen möchtest.
Viel Glück