Monitor für Videoschnitt

4 Antworten

Das ist meiner Meinung nach völlig egal. Man schneidet ja die Videos sowieso in einer Art Vorschau, selbst mit einem Röhrenmonitor bekommt man vernünftigen Videoschnitt hin, das Endergebnis ist davon völlig unabhängig.

Contrapunctus 
Fragesteller
 16.02.2014, 17:45

Ich möchte das Ergebnis z.B. beim Colour Grading ja während dem Schnitt sehen, spätestens aber nach dem Ausspielen. Wie kann das die Referenz eines einfachen Bildschirms wiedergeben?

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Farbbeurteilung, Farbkorrektur und Color Grading macht man in der Regel garnicht am PC-Monitor, sondern an einem externen Vorschaumonitor.

Der Grund hierfür ist, dass Video einen verkleinerten Farbraum hat, um Korrekturraum zu lassen. Wenn du Farben von 0-255 (8 Bit) nimmst, nutzt Video davon nur 16-235. Alles unter 16 ist schwarz, alles über 235 ist weiß. Ein PC-Monitor arbeitet mit vollen Leveln und zeigt dir zwischen 0-15 und 236-255 auch noch Abstufungen an. Beim Fernseher saufen die Werte in Flächen ab. Daher sind eigentlich zwei Dinge unerlässlich, wenn du an die Farben rangehst: Waveform und Vectorscope im Schnittprogramm (Vegas Pro, Edius Pro/Elite und Premiere CS haben eines, alle Anderen nicht), um die Einhaltung der Level zu kontrollieren und eine Videokarte wie die Blackmagic Decklink (SDI und Analog) oder Blackmagic Intensity (HDMI) samt Fernseher oder Videomonitor, am Besten mit Testbild oder Colorimeter kalibriert, um das Aussehen zu beurteilen. Denn alles, was nachher am Fernseher gut aussieht, wirkt aufgrund des eingeschränkten Farbraums am PC eher blass (schwarz ist dunkelgrau, weiß ist hellgrau, alles daszwischen ist blass).

Ein Fernseher an der HDMI-Schnittstelle der Grafikkarte reicht nicht, da hier in einem anderen Farbraum übertragen wird. Wobei ein preiswerter Trick sein könnte, den Fernseher oder zweiten Computermonitor, der am zweiten Ausgang hängt, per Testbild so zu kalibrieren, dass bei 16 Schwarz und bei 235 Weiß liegt (SMPTE-Colorbars und den Kontrast so weit aufreißen, bis der "superschwarze" (RGB 0-0-0) Pluge verschwindet). Etwas gemogelt, aber immerhin einigermaßen nah am Original.

Was den Monitor angeht, wo wäre es sinnvoll, wenn du darauf das Video in Vollbild (also ohne Fensterrahmen) wiedergibst, dass er als native Auflösung auch die Videoauflösung hat. Wenn du also mit Full-HD Video arbeitest, eben auch 1920x1080. Mehr wäre unnötig, weniger macht die Schärfebeurteilung schwieriger. Die Reaktionszeit sollte zwar möglichst niedrig (je weniger Millisekunden, desto besser) sein, praktisch ist das bei so geringen Bildraten, wie man sie bei Video hat, heute eh überhaupt kein Problem mehr.

Viel wichtiger ist die Farbwiedergabe, die hängt primär vom eingesetzten Paneltyp ab.

Preiswerte Monitore haben meist ein sogenanntes TN (Twisted Nematic) Panel. Die Reaktionszeit ist derHammer, was sie zum idealen Monitor für Gamer macht, aber der Rest ist Mist. Kontrast ist mies (Schwarz ist eher grau), Farben wie Kaugummi auf Ecstasy und starke Blickwinkelabhängigkeit.

Besser sind sogenannte IPS (In Plane Switching) Panels. Die sind etwas teurer als TN, haben deutich bessere Schwarzwerte, eine etwas schlechtere Reaktionszeit als TN (aber immer noch voll spieletauglich) und eine sehr realistische Farbwiederabe und sind enorm blickwinkelstabil. Manko ist allenfalls das auf hellen Flächen auftrende "IPS-Glitzern", eine Art Effekt, wie du auf frischen Fahrbahnmarkierungen hast, wenn du sie direkt anleuchtest (da werden ja feine Glasperlen drin eingearbeitet, die das Licht brechen und so die Markierungen noch mehr leuchten lassen), was aber bei modernen IPS-Panels auch kaum mehr auftritt.

Die farbechteste Variante sind VA (Vertical Alignment) Panels, die zum Spielen allerdings schon etwas zu langsam sind (leichte Bewegungsunschärfe durch langsame Pixel-Reaktionszeiten, für Video und Gelegenheitsspieler reicht es, Hardcore-Shooter-Gamer sollten aber nicht zu VA greifen). Die haben den mit Abstand besten Schwarzwert, eine sehr realistische Farbdarstellung und hohe Blickwinkelstabilität und haben das Glitzern nicht. VA-Panels sind die Teuersten und daher meist nur in Grafiker-Monitoren zu finden.

Mein Tip wäre, wenn du einen farbechten Monitor suchst, nach einem Modell mit IPS-Panel zu gucken, mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis (wenig IPS-Glitzern, 10-Bit LUT für weiche Farbverläufe, überschaubarer Preis) findest du die von Dell. Eigentlich geht das, was du vorhast aber nicht ohne Videokarte und Video-Vorschaumonitor.

Die Tipps meiner Mitposter sind richtig - aber für deinen Fall wahrscheinlich nur totaler Overkill.

Einen durchgehen kalibrierten Workflow brauchst du vielleicht für Kinoproduktion, unter uns gesprochen macht aber auch so mancher freier Produzent für das Fernsehen mit einer Heimausstattung. Für YouTube reicht eine günstige Ausrüstung allemal - die Endgeräte mit denen dein Content konsumiert wird ist ja schließlich auch nicht kinoreif, darüber schonmal nachgedacht? ;)

Schau in Tests nach Monitoren mit gleichmäßiger Farb- und Helligkeitsverteilung, stabilem Blickwinkel und gestalte deinen Arbeitsplatz so, dass nicht gerade die Sonne auf den Bildschirm scheint und dann ab dafür. Investiere das Geld lieber in Kopfhörer, ein unperfekter Look geht leicht als Stil durch, schlechter Ton wird viel weniger verziehen!

Ein Schnitt-PC braucht Arbeitsspeicher, Arbeitsspeicher, Arbeitsspeicher, große Festplatten, schnelle Festplatten, Backupfestplatten. Bei der restlichen Ausstattung nicht das neueste Kaufen, sondern nur Hardware, die ihre Stabilität mit der Software, die du einsetzt, schon bewiesen hat. Der tollste Schnitt-PC macht keinen Spaß, wenn dir dein Schnittprogramm alle 10 Minuten abstürzt.

Ich kann den beiden anderen Antworten nur zustimmen, aber falls du dir trotzdem einen günstigen Monitor kaufen möchtest, kann ich dir den Dell U2312HM empfehlen, der ist für hobbymäßige Videoschneider geeignet. Er hat durch sein IPS-Panel sehr hohe Blickwinkel (173°) und eine recht genaueFarbtreue Farbwiedergabe. Außerdem ist er matt, spiegelt also nicht und er ist sehr hell. Auch lässt er sich stufenlos verstellen und er wackelt nicht, falls man mal gegen den Schreibtisch stößt.Für den Preis von 200€ finde ich persönlich den super. Gibt auch Testberichte dazu. Mit seinen 23 Zoll ist er auch schön groß. Es gibt dieses Gerät sonst noch in größeren Varianten die allerdings auch teurer sind. Hoffe ich konnte dir etwas helfen.