Medizin Studium. Zu viel Stoff. Was tun?
Meine Schwester studiert Medizin im ersten Semester. Sie hat ihr Abitur mit 1,0 gemeistert und hat jetzt sehr große Probleme beim Lernen. Jeden Abend weint sie und sie lernt den ganzen Tag über. Sie besitzt ein großes Buch über Anatomie und versucht alles daraus zu lernen, da sie denkt, dass man das alles braucht und wissen muss. Wir versuchen sie jeden Tag zu beruhigen aber nichts hilft. Jede Nacht hat sie nun große Schlafstörungen und bleibt über Stunden lang wach.
Kann mir bitte jemand sagen, was man da noch machen kann. Vielleicht hat einer von euch das selbe Problem gehabt. Was wird wirklich abgefragt bsw wie viel muss man lernen, wie viel Wissen.
Danke im voraus
12 Antworten
Ja, Medizin ist viel Stoff. Aber man muss nicht alle dicken Bücher komplett auswendig können, das kann keiner. Man muss auch nciht jede Klausur mit 1 bestehen. Ich hatte ein Abi von 2,6, habe dennoch Medizin studiert und mich in einigen Fächern nur mit 4 durchgemogelt. Dennoch bin ich inzwischen Oberarzt. Das Studium ist der erste Abschnitt der Arztlaufbahn und sagt nichts darüber aus, ob man ein guter Arzt wird oder nciht. Das muss deiner Schwester klar sein. Was ihr auch klar sein muss ist, wie gesagt, dass man nicht alles lernen kann. Geht nicht. Man muss zuerst all das lernen, was man benötigt, um zu bestehen und dann, wenn man noch Kapazitäten hat, kann man weiter lernen. Sinnvoll sind Lerngruppen mit anderen Studierenden, Informationen von älteren Semestern (gerade am Anfang gibt es ja meistens noch studentische Tutoren, die schon ein paar Semester weiter sind und wertvolle Tipps haben) und oft ist auch das Lernen aus Kursskripten und Vorlesungsmitschriften sinnvoller, als aus Lehrbüchern.
Meist erhält man von seinen Professoren Vorlesungsskripte bzw. die Powerpoints, welche zum Bestehen absolut ausreichen, meist sogar für eine gute Note ;)
Anschließend ist es immer sinnvoll, sich Altfragen anzusehen, um einzuschätzen, wie die Prüfungen gestellt werden und welche Dinge der Prof bisher gerne fragte. Häufig bleiben die Schwerpunkte gleich.
Für Anatomie finde ich u.a. die App "Complete Anatomy" von 3D4Medical sehr hilfreich. Bei Youtube kann ich ihr die Channel AnatomyZone und für den Präpkurs jono03 empfehlen. Mir hilft es auch unheimlich (nicht nur für Anatomie), diverse Dinge (oder Merkbrücken) einfach aufzumalen. Dabei verwende ich verschiedene Farben mit jeweils zugeordneten Farben. So kann ich gleich die richtigen Verknüpfungen herstellen und verwechsle nichts.
Natürlich muss man auch so noch einige Dinge auswendiglernen, aber es hält sich so in Grenzen.
Lehrbücher verwende ich nur zum Nachschlagen, wenn etwas unklar ist bzw. wenn ich ein Thema interessant finde, aber bereits Grundkenntnisse besitze, oder wenn ich merke, dass mein Prof mehr Wissen fordert als in seinen Präsentationen enthalten ist. Zum Einstieg finde ich sie nicht so gut, da man sich so recht schnell in den Details verliert.
Jeden Abend weint sie und sie lernt den ganzen Tag über.
Drück sie bitte einmal ganz fest! Es wird nicht weniger Stoff werden, aber man gewöhnt sich an die Menge und man entwickelt gute Lernstrategien, sodass man weiß, wie man an den Stoff herangehen muss :)
Wo studiert sie denn?
Dass deine Schwester eine Abiturnote von 1,0 erhalten hat, sagt überhaupt nichts darüber aus, ob sie gut Sachverhalte und Sachtexte versteht und Kenntnisse auch sicher anwenden kann.
Wenn es nach einem halben Jahr schon hapert, muss man überlegen, ob man dem Studium überhaupt gewachsen ist.
Entweder sie muss ihr Lernverhalten und Wege sich Wissen anzueignen überdenken oder sich nach Perspektiven umschauen.
Einen Hochschulabaschluss bekommt sie aber nirgendwo geschenkt.
Wenn es nach einem halben Jahr schon hapert, muss man überlegen, ob man dem Studium überhaupt gewachsen ist.
Blödsinn! Wenn es im Studium hapert, dann in den ersten Semestern, da alles noch neu ist und man sich an das neue Lernsystem gewöhnen muss.
Dass deine Schwester eine Abiturnote von 1,0 erhalten hat, sagt überhaupt nichts darüber aus, ob sie gut Sachverhalte und Sachtexte versteht und Kenntnisse auch sicher anwenden kann.
🙄
Ich würde sie motivieren, sich mit den anderen Mitstudierenden auszutauschen!
Die müssen den Stoff ja auch irgendwie lernen und an der Intelligenz kann es bei deiner Schwester ja sicherlich nicht liegen!
Vielleicht hat sie einfach noch nicht die richtige Gelassenheit, die für so ein Studium nötig ist und kann sich beruhigen, wenn sie erfährt, wie die anderen lernen.
Außerdem können sich mehrere Studierende die Aufbereitung des Stoffs aufteilen und sich gegenseitig abfragen!
Ihr könntet ihr auch in der Familie nochmal klar machen, dass es kein Beinbruch ist, wenn man eine Prüfung mal wiederholen muss, denn das kommt in den meisten Studienrichtungen vor!
Ich bin selbst mit einer Ärztin verheiratet und aufgrund deines Schreibens stellen sich mir verschiedene Fragen: Von ihrer Intelligenz und ihrem Lernvermögen her kann es eigentlich nicht sein, dass deine Schwester am Fach Anatomie scheitert. Ich sehe zwei mögliche Gründe für ihre Schwierigkeiten: Entweder sie hat das falsche Studium gewählt (auch 1,0-Schüler sind deswegen nicht automatisch zu einem Medizinstudium berufen) oder sie lernt falsch. In der Schule mag man mit Fleiß und Intelligenz den erforderlichen Schulstoff in sich aufnehmen und damit erfolgreich sein. In einem universitären Studium wird mehr verlangt, nämlich u.a.die Fähigkeit, wichtiges von nicht so wichtigem zu unterscheiden. Wie meine Frau mir sagte, wäre weder sie noch einer ihrer Kommilitonen auf die Idee gekommen, quasi das ganze Anatomielehrbuch auswendig zu lernen. Man muss hier "Mut zur Lücke" haben und sich auf die Bereiche konzentrieren, die besonders wichtig erscheinen und daher wahrscheinlich in der Prüfung relevant sein werden. Dazu kommt: Nach deinem Bericht sitzt deine Schwester offensichtlich alleine zu Hause und lernt für sich alleine. Das kann man ihr zwar nicht vorwerfen, weil sie es offensichtlich in der Schule leider nicht anders gelernt hat aber es ist falsch. Gerade im Medizinstudium sind Prüfungsvorbereitungsgruppen, wo sich mehrere Studierende zusammenfinden und gemeinsam Prüfungsthemen besprechen, besonders wichtig. Wenn deine Schwester wirklich weiter Medizin studieren will und dieser Studiengang nach wie vor ihr Wunschstudium ist, dann hoffe ich, dass sie ihren Lernansatz überdenkt und in der aufgezeigten Richtung verändern kann.