Matthäus 18:8-9?
Kann mir das jemand erklären soll man wirklich seine Hand abhacken, wenn man damit jemanden oder sich selbst zur Sünde verleitet?
7 Antworten
Zugegeben, ich hab lange überlegt, ob ich diese Frage beantworte. Worüber du schreibst ist nämlich eine sehr gewaltvolle Frage.
Zuerst einmal: ich halte das nicht für eine Metapher. Dabei müssen wir aber ganz klar das biblische Christentum und das heutige Weichspül-Christentum voneinander trennen. Der biblische Jesus ist, einfach gesagt, ein krasser Typ. Da ist wenig Spielraum, dehr absolute Forderungen und wenig Raum für Tolleranz. Was die Auslegung des Gesetzes angeht, macht Jesus keine Kompromisse oder halbe Sachen.
Im Prinzip drückt sich das auch in dieser Textpassage aus. Alles, was uns irgendwie am Weg behindert, sollen wir entfernen. Es kann und darf keine Hindernisse geben. Und wenn eben Hand, Auge oder Fuß dieses Hindernis sind, dann sollen wir es abhauen.
Aber, bevor du zum Beil greifst: du hast zwei Augen, zwei Füße und zwei Hände. Hier ist nur die Rede davon, Dinge zu entfernen, die man sowieso doppelt hat.
Mir fällt im Moment auch keine Sünde ein, bei der die Entfernung einer Hand, eines Fußes oder Auges helfen würde, diese Sünde nicht mehr zu begehen. Aus diesem Grund halte ich es vor allem für einen sehr radikalen Ausspruch, der uns bewusst machen soll, wie extrem unsere Anstrengungen sein sollen.
Jesus gebrauchte hier eine Hyperbel. Er wollte dadurch ausdrücken, dass man bereit sein sollte, sich von allem zu trennen, was einen zu Untreue und Sünde verführen könnte, auch wenn es einem so viel bedeutet wie die Hand, der Fuß oder das Auge (Mat 18:9). Natürlich ermutigte er niemand zur Selbstverstümmelung, und er deutete auch nicht an, man sei in irgendeiner Form dem Willen seiner Körperteile unterworfen. Vielmehr ging es ihm darum, dass man lieber einen Körperteil abtöten bzw. wie amputiert betrachten sollte, statt damit eine Sünde zu begehen. (Vgl. Kol 3:5.)
Nein. Das soll aufrütteln. Dadurch soll deutlich gemacht werden, wie schlimm die Sünde ist. Eine Sünde zu begehen ist schlimmer, als eine Hand zu verlieren.
Das ist eine Metapher, bitte wir leben im 21 Jahrhundert.
Im Walvoord-Bibelkommentar steht zu Matthäus 18,8-9:
- "(Mk 9,43-48) Im Folgenden lenkte Jesus das Gespräch auf die, die zum Abfall verführen. Ganz offensichtlich gab es in Jesu Zeit solche Menschen, doch sie waren dem Gericht Gottes (Weh, zweimal: Mt 18,7; ewiges Feuer, V. 8; das höllische Feuer, V. 9) verfallen, weil sie sich nicht um die Ursache ihrer Sünde kümmerten. Jesus predigte keine Selbstverstümmelung, wenn er vom Abhauen der Hand oder des Fußes oder vom Ausreißen des Auges sprach (vgl. Mt 5,29-30). Das hätte nicht die eigentliche Quelle des Übels, die ja im Innern des Menschen liegt, beseitigt (vgl. Mt 15,18-19). Nach den Worten Jesu muß alles entfernt werden, was zum Abfall verführt. Dazu sind häufig radikale Veränderungen nötig. Die Jünger wurden nicht umsonst daran erinnert, welchen Wert der Herr diesen Kleinen (mikrOn toutOn; vgl. Mt 18,6.14) beimaß. Kinder sind Gott wichtig."
In der MacArthur-Studienbibel steht zu Matthäus 5,29 (wo dies auch steht):
- "reiß es aus und wirf es von dir. Der Herr empfiehlt nicht Selbstverstümmelung (das wäre kein Heilmittel gegen die Begierde, die in Wirklichkeit ein Problem des Herzens ist). Er zeigt mit dieser drastischen Übertreibung, wie schlimm Begierde und Lust sind. Es geht darum, dass es »besser« wäre, ein Körperglied zu verlieren, als die ewigen Folgen der Schuld einer solchen Sünde zu tragen. Weil Sünde solche Folgen hat, muss sie radikal behandelt werden."