Lyrik (Gedicht) Analyse, Tipps beim Inhalt?
Ich schreibe eine Klausur in Deutsch (Lyrikanalyse) über den Expressionismuss. Ich habe mir einige Gedichte dieser Zeit angeschaut und habe bei vielen Schwierigkeiten, dessen Inhalt zu deuten.
Kann mir jemand vielleicht ein paar Tipps geben, wie man soetwas leichter beschreiben / inhaltlich erfassen kann?
z. B. bei "Fabrikstraße Tags" die zwei letzten Strophen (weiß absolut nicht was damit gemeint sein soll):
Keine Zuchthauszelle klemmt
so in Eis das Denken wie dies Gehn
zwischen Mauern, die nur sich besehn.
Trägst Du Purpur oder Büßerhemd -:
immer drückt mit riesigem Gewicht
Gottes Bannfluch: uhrenlose Schicht.
1 Antwort
In 6 Versen spricht das lyrische Ich in der Negation über eine verallgemeinerte Zuchthauszelle. Der Lokalität in Vers 1 (Zuchthausstelle) wird die Bewegung (Gehn; Vers2), die Wahrnehmung (...sehn; Vers 3),die äußere Erscheinung (Büßerhemd; Vers 4), die Wahrnehmung (Gewicht; Vers 5) und die Vorstellung von unbegrenzter Monotonie (uhrenlose Schicht; Vers 6) angereiht. Das Gefangensein wird mit der einführenden Negation nicht mit Eingeschlossensein in einer Zelle, sondern mit der Verarmung an Sinneseindrücken, der Ausdruckslosigkeit von Mauerwerk und damit der Teilnahmslosigkeit der Umgebung identifiziert. Gefangensein kulminiert in der Metapher eines Bannfluch Gottes: Ohne Zeitmaß sollst Du so wandern und Deinen Gedanken nachhängen.
Zwei männliche Kadenzen in Vers 1 und 2 charakterisieren die Sprengung von Reim und Metrik. Umarmender Reim und Paarreim bilden eine 4:2-Folge. Ohne Hinweis auf die Fabrik als Umgebung drückt die Strophe einzig Gefangensein und Leid aus.
Ich vermittle zur Abiturvorbereitung folgende Regeln:
- Gedicht scannen: Kann die Story erzählt und ggf. zu einem Apercus komprimiert werden?
- Abschnitte verschlagworten: Expression: Nicht X klemmt - Impression Verallgemeinerung - einführender Satz wie beim Syllogismus
- Muster von Linearität, Sequenz, Szenenwechsel, Kontrasten in der Verschlagwortung skizzieren
- Strenge knappe Zitation
- Entwicklung eines argumentativen Strange
- Aufzeigen der Techniken (Metrik, Reimschema, rhetorische Figuren)
- Subsummieren des persönlichen Eindruckes als schlüssiges Urteil der vorausgegangen Analyse
Gibt es vielleicht noch Tipps oder Ratschläge, wie ich auf solch gute Ansätze komme? :-)