Leichtreiten ohne festhalten am Anhalteriemen?

8 Antworten

Was ich beim Überfliegen noch nicht gelesen habe: Der Riemen, der am Sattel ist, ist hoffentlich nicht dieser normale kleine dünne Anfassriemen? Da erklärt einem nämlich jeder Sattler, wenn man einen kaufen möchte, dass man daran bitte nur kurz mal seinen Pulli oder seine Handschuhe anhängen soll, aber keinesfalls ihn zum Aufsitzen oder als Festhalteriemen nutzen, weil der reißt. Entsprechend hatten wir, als ich reiten gelernt hatte, solche Riemen nicht am Sattel. Die Gefahr, dass man sich verführen lässt, dorthin zu greifen, ist einfach zu groß, denn im Schreckmoment handelt man unbewusst und überlegt nicht "ach, der Riemen hält nicht, da sollte ich mir was anderes suchen". Wir griffen, wenn wir Halt suchten, direkt in die Kammer. Wenn man da nicht rein greifen kann ohne dass einem der Widerrist vom Pferd die Finger quetscht, muss eh der Sattler zur Kontrolle kommen.

Und: Wir ritten im ersten halben Jahr bis Jahr nur Schritt, wenn wir nicht extrem oft Unterricht hatten oder besonders talentiert waren - am Ende richtete sich der Fortschritt natürlich nach dem Schüler und nicht nach Zeitplänen. Dabei lernten wir die Pferde so weit über den Rücken zu reiten, dass sie einen bei den ersten Trabversuchen mitnahmen. Das waren nur drei Tritte, mehr konnte man natürlich als Trab-Anfänger auch bei guter Vorbereitung nicht ausbalancieren, aber je nachdem, wie schnell man selbst Muskulatur entwickelte, was für ein Koordinationsvermögen man hatte, natürlich auch, wieviel Talent man hatte, das Pferd zu spüren, wurde daraus schnell mehr, sodass man die schwunghaften Gangarten in wenigen Monaten gut lernen konnte, sowohl im Leichttraben, im leichten Sitz (in Galopp UND Trab) als auch teilweise schon im tiefen Sitz - je nach anatomischen Gegebenheiten und Talent natürlich wieder. Die Schrittarbeit vorher erschien manchem als lang und kompliziert, aber es war normal und ein guter Grundstein, sodass niemand von uns später versehentlich manifestierte Sitzfehler korrigieren musste. Bei mir stellten sich später dann manche Sitzfehler ein durch einen nicht so detaillierten Unterricht. Schade, aber da habe ich gemerkt, wieviel man sich verderben kann, wenn man zu schnell voran schreitet.

Für dieses Detaillernen ist es natürlich gut, ein erfahrenes Pferd zu haben. Wenn Du mit Deinem eigenen Pferd lernen möchtest, ist das nicht ausgeschlossen. Aber keinesfalls würde ich an Deiner Stelle ohne einen entsprechend detailorientierten Reitlehrer überhaupt nur aufsitzen. Auch kein Warmup, bevor er kommt und kein Abschnaufen, wenn der Lehrer weg ist. Wenn der nicht seine Augen drauf hat, wird nur am Boden gearbeitet.

Und stell Dich in dem Fall auf eine extreme Ausbildungzeit ein, wenn das Pferd selbst grade mal Grundgangarten kann. Auch musst Du damit rechnen, den einen oder anderen Fehler zu machen und der könnte sich möglicherweise in Euer beider Gesundheit niederschlagen. Auf Pferden, die Du nicht in gesunder Bewegungsqualität reitest, besteht die Gefahr, dass sie sich mal mit einem Buckler Luft machen oder Deine Bandscheiben leiden und auch die Wirbelsäule und die Beine des Pferdes stecken nicht alles weg. Grade deshalb muss das Lerntempo wirklich extrem angepasst werden. Du wirst am Anfang nur eine Viertelstunde Halt-Schritt-Halt-Schritt-Halt üben können und dann auf die nächste Reitstunde warten müssen - in der Du möglicherweise dasselbe machst, eben bis es so sitzt, dass es für Euch beide gesund ist. Also bis Du Dein Pferd gesund in den Grundgangarten reiten kannst, würde ich beim selbst erarbeiten mal 5 Jahre veranschlagen. Schneller geht es, wenn Dir jemand das Pferd professionell ausbildet oder auch, wenn Du auf einem erfahrenen Pferd erst mal lernst, weil Du da schneller das reine Abrufen der Dinge lernst. Bei Deinem Pferd musst Du ja Bewegungskompetenz schulen für Dinge, deren Abrufen Dir noch nicht in Fleisch und Blut ist, das ist viel auf einmal. Am schnellsten wird natürlich die viel genannte Kombination funktionieren, dass das Pferd Beritt hat UND Du auf einem erfahrenen Pferd lernst.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

Ich würde erst mal auf einem guten Schulpferd ordentlichen Reitunterricht nehmen - 4 bis 5 mal die Woche für 1 Monat sollte ausreichen um dir eine gehörige Portion Reiterfahrung zu bescheren.

Meine Tochter hat innerhalb von 6 Wochen (Sommerferien) sehr gut reiten gelernt obwohl sie nur in den ersten 3 Wochen täglich eine Stunde hatte und danach 2 bis 3 mal die Woche. Danach war sie schon richtig frei unterwegs, allerdings ist meine Stute butterweich zu sitzen.

Erst nach diesem Crashkurs würde ich wieder ans eigene Pferd gehen und damit weitermachen für nochmal ein bis zwei Monate - danach sollte das meiste sitzen (im wahrsten Sinne des Wortes).

Hallo mrswhatelse,

vielleicht solltest du deine Reitlehrerin bitten dir erst einmal weiterhin Sitzstunden an der Longe zu geben. (Allerdings ohne Riemen und auf einem erfahrenen, ausgewachsenen und ausbalancierten Pferd.)

Wichtig ist, das du erst einmal deinen Sitz aufbaust (so dass du ruhig und gefestigt in allen Gangarten sitzen kannst.). Denn ohne gefestigten Sitz kannst du kein junges Pferd ausbilden, geschweige denn überhaupt vernünftig reiten. Gerade für ein junges Pferd ist es wichtig das der Reiter gut sitzt und sich selbst ausbalancieren kann. Denn ein junges Pferd muss erst mal lernen sich selbst aus zu balancieren, bevor es den Reiter mit ausbalancieren kann- Wirst du als Reiter wackelig oder verkrampfst dich, muss dein Pferd das mit ausgleichen. [Das kannst du dir so vorstellen wie ein Kind das auf deinem Rücken sitzt und rumzappelt - damit kannst du auch nicht schnell laufen, weil dich das Gezappel aus dem Gleichgewicht bringt. Verkrampft sich das Kind und macht sich fest, kannst du auch nicht schnell laufen, weil es dich blockiert. sitzt es aber entspannt und locker auf deinem Rücken ist es kein Problem damit zu rennen.]

Bitte deine Reitlehrerein erst einmal dein Pferd mit aus zu bilden, bis du etwas Erfahrung und einen gefestigten Sitz hast, dann könnt ihr gemeinsam weiter an der Ausbildung des Pferdes arbeiten.

Um den Riemen etwas aus zu gleichen hilft es dir (auch bei einem erfahrenen Pferd) vielleicht erst mal den kleinen Finger in die Mähne zu haken. Ansonsten viele Sitzübungen. (davon gibt es so viele - im Leichttraben oder Aussitzen die Arme zur Seite ausbreiten, im Schritt mit der linken Hand die rechten Zehenspitzen berühren - danach Seitenwechsel und mit der rechten Hand die linken Zehenspitzen berühren. im Leichttraben jonglieren [rechte Hand aufstehen, linke hinsetzen - oder auch anderes herum]. Arme komplett nach oben strecken - etc. etc. etc.) über solche Übungen lernst du dich aus zu balancieren und selbst zu tragen. Wozu brauchst du beim Reiten einen Riemen?...... man braucht keine Hilfsmittel um sich aus dem Sattel zu ziehen. Das regelst du eigentlich aus deiner Eigenmuskulatur.

Bei dieser Kombination würde ich ebenfalls zu Beritt für das Pferd und Reitstunden für dich auf einem erfahrenen Schulpferd raten.

Im Moment mag das Pferd ja noch kooperativ sein, aber wenn du von der Longe wegwillst, werden deine dann zwangsläufig entstehenden Sitz- und Handfehler unmittelbare Auswirkungen auf das Pferd haben, für welches du irgendwann mal die Quittung bekommen wirst.

Die Aussage deiner RL, dein Sitz wäre "Top" ist zwar sicherlich motivierend für dich, im Endeffekt aber ja nicht wirklich richtig, weil dein Sitz sich ja ändert, sobald du dich eben nicht mehr festhalten kannst.

Die Reiterei zu verbessern, geht grundsätzlich nur über KM im Sattel. Anderweitig ist es kaum möglich, seine eigene Körperkoordination mit den Bewegungen des Pferdes unter dir in Kombination zu üben. Einem jungen Pferd würde ich persönlich diese Übungs- und Lernphase nicht unbedingt zumuten (wollen). Das Pferd soll ja in seiner "Anfangsphase" nicht lernen, das Gerittenwerden mit Unangenehmen Dingen in Verbindung steht. Und das wird es bei einem Anfänger zwangsläufiger immer tun.

Das ist wirklich nicht böse gemeint oder soll deine Reitfähigkeiten herabsetzen; es ist nur einfach Realität, dass man als gänzlich unerfahrener Reiter einem jungen Pferd keinen Gefallen tut, wenn man glaubt, es irgendwie hinkriegen zu können, sondern da sollte man sich quasi auch ein erfahrenes Schulpferd als Lehrer "holen".

Oh weh. Ich finde es zwar wirklich löblich ein Pferd zu "retten", die Kombination aus Anfänger und jungem Pferd ist aber nun mal leider immer kritisch. Du bräuchtest ein Pferd auf dem du dich erstmal komplett auf dich und deinen Sitz konzentrieren kannst, das dir Fehler verzeiht und auf dem du lernen kannst. Das ist bei einem so jungen Pferd nun mal einfach noch nicht möglich. Dein Pferd bräuchte einen Reiter der es erst einmal weiter ausbilden und gesunderhaltend reiten kann...

Am Besten wäre es also das Pferdchen erst einmal in Beritt zu geben und es jemanden professionellen zu überlassen die Stute erst einmal ordentlich auszubilden, Muskulatur aufzubauen usw., denn das schaffst du definitiv nun mal einfach noch nicht. Parallel dazu würde ich dir raten Einzelstunden in einer guten Reitschule auf einem gut ausgebildeten Schulpferd zu nehmen - zumindest so lange bis du in der Lage bist selbstständig in allen drei Gangarten zu reiten... Vorher würde ich das Reiten alleine Zuhause auch erst einmal sein lassen - es gibt ja auch noch genug Alternativen wie man sich anderweitig mit seinem Pferd beschäftigen kann...

Wenn ihr dann beide (Pferd und Reiter) einen Schritt weiter seit, könnt ihr gemeinsam Unterricht nehmen. Auch dann würde ich aber begleitenden Teilberitt empfehlen, damit sich keine Probleme einschleichen.

Das alles kostet natürlich Geld und dauert seine Zeit, ist aber definitiv das einzige was Sinn macht. Wenn du weiterhin selbst daran rumbastelst endet das früher oder später doch nur in Frustration auf beiden Seiten...

DunkleSonne8  15.05.2018, 18:26

Sehr gute Antwort! Wenn du im Reitunterricht nicht sicher ohne Longe reiten kannst würde ich das auf einem so jungen Pferd von dem man nicht weiß wie gut es ausgebildet ist nicht machen.

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