Lebenskrise - wie komme ich jemals wieder hier raus?
Hallo,
ich habe nur Baustellen in meinem Leben und weiß einfach nicht, wie ich da jemals wieder rauskommen soll.
1. Ich, 34, hänge in einem ungeliebten Langzeitstudium in einem brotlosen Fach fest. Ich muss eigentlich nur noch die Masterarbeit schreiben, habe aber eine wahnsinnige innere Blockade. Ich weiß trotz meines beschissenen Alters immer noch nicht, was ich beruflich machen will bzw. das, was ich immer wollte, ist nicht mit meinem riesigen Sicherheits-Bedürfnis vereinbar und ich finde mich darin scheiße und habe wahnsinnige Angst zu versagen (siehe dazu auch mein anderer Beitrag). Wenn ich mir sage, Stolz beiseite, schreibe die Scheiß-Arbeit und dann Neustart, kommt direkt auch ein Gedanke, der sagt "Und was denke ich dann auf meinem Sterbebett? Ich habe einen Abschluss, für den ich mich schäme. Ich habe mich wieder nicht GETRAUT einfach mal auszubrechen." - ich kann nicht in den Spiegel gucken. Aber meine Vernunft sagt, abbrechen wäre doch dämlich, ein Kack-Abschluss ist immer noch besser bezahlt als keiner.
2. Dazu habe ich eine Teilzeitstelle an der Uni (öD). Da mein Vater vor 4 Jahren seine finanzielle Unterstützung eingestellt hat, bin ich seitdem alleine für meine Existenzsicherung zuständig (was ich auch im Grunde gut und richtig finde). Anfangs war ich stolz auf mich, dass ich es geschafft habe, mir die Stelle zu suchen und mich selbst zu finanzieren. Mittlerweile bin ich in dem Job heillos unterfordert/unterdrückt, es herrscht ein furchtbarer Umgangston, und ich weiß, dass ich mich dort so gut wie gar nicht weiter entwickelt habe (wie auch in meinem Studium). Ich zweifle aber auch daran, ob ich in einer anderen Stelle überhaupt "funktionieren" könnte mit meinem ganzen Psychodrama, ich spüre nämlich auch die Motivationslosigkeit, Langsamkeit, Konzentrationsschwächen etc.
3. Vor 1 Jahr habe ich eine unrenovierte 1-Zi-Wohnung mitten in der Stadt angemietet und das hat die Krise richtig zum Ausbruch gebracht. Ich habe darin Panikattacken bekommen und meine eigene Entscheidungskompetenz komplett infrage gestellt. Ich wollte mit einer eigenen Wohnung eigtl selbstständig/unabhängig sein, in Ruhe mein Studium beenden und dann weitergehen. Stattdessen bin ich zu meiner Mutter geflohen, habe zwischenzeitlich ein WG Zimmer angemietet und die Wohnung untervermietet (ich durfte 1 Jahr lang nicht kündigen, und jetzt kann ich mich nicht durchringen, weil der Wohnungsmarkt soo schrecklich ist in dieser Stadt und ich hier ja eigentlich endlich mal WEG will, ich hasse diese Stadt und ihre vielen Probleme). Die WG ist geplatzt und jetzt hause ich wieder bei meiner Mutter in ihrer völlig zugemüllten Bude, die sie leider nicht wirklich aufräumen will.
Ich habe die ganze Zeit Fluchtfantasien, träume von einem mutigen Schritt /einem Neustart, einfach meinen Koffer packen und weg.. aber die Realität und meine verfluchte beschissene Riesenangst stellen sich immer wieder quer. Ich verzweifle. Wie komme ich raus und wer kann in so einem Fall helfen?!?
3 Antworten
Da gibt es einige junge Leute, die sich in Deiner oder einer ähnlichen Situation befinden. Es gibt auch Selbsthilfegruppen, oft durch Psychologen angeleitet.
Hilf Deiner Mutter bei der Entmüllung, dazu gibt es auch Anleitungen zuhauf. Versuche wieder ein eigenes Domizil zu schaffen, das Du dir nach Deinen Vorstellungen einrichtest, versuche darin soviel als möglich selbst zu machen /bauen.
Schaffe Dir ein annehmbares Wohnumfeld in dem Du für Deine Masterarbeit alles Nötige zusammen trägst. Stelle Dir einen Stunden-/Wochenplan zusammen, in dem Du vorgibst, wieviele Stunden pro Woche Du an deiner Masterarbeit sitzt. Setze Dir ein zeitliches Limit, dessen Fortschritt Du wöchentlich überprüfst. Jedes vollendete Kapitel ist ein kleines Erfolgserlebnis und bringt Dich näher ans Ziel. Blende dabei Dein Umfeld zielorientiert aus, lass Dich nicht ablenken.
Zuviele Probleme auf einmal. Du musst es nacheinander angehen. Zuerst die Masterarbeit schreiben ob du das dann beruflich gebrauchen kannst oder nicht ist erstmal egal. Brichst du das Studium jetzt ab ärgerst du dich später vielleicht ewig darüber. Wenn du dieses Kapitel hinter dir hast, kannst du dich auf deinen aktuellen Job konzentrieren und in Ruhe überlegen welche beruflichen Alternativen es gibt. Dann siehst du regelmäßig die Wohnungsangebote durch ob sich etwas besseres findet.
Oder du brichst das Studium ab, wenn es dir wirklich völlig sinnlos erscheint und bleibst in dem Job wo du jetzt bist. Gegen Unterforderung suchst du dir ein Hobby.
... Selbsthilfegruppe wäre eine Möglichkeit. Vielleicht wäre aber auch die Suche nach einem qualifizierten Coach eine Option? Hast du daran vielleicht schon einmal gedacht? Und/oder bereits Erfahrungen mit einem Coach gemacht?
Eine Person, die deine Geschichte, deine Herausforderungen von außen betrachtet und dir mit Fragen hilft deine eigenen Individuellen Antworten zu finden? Jemand, der/die dir hilft die von dir beschriebenen Baustellen zu priorisieren, Ziele zu setzen,... und dann auch umzusetzen (im Sinne von Accountability). Die mit dir zusammen Strategien erarbeitet, die dich dabei unterstützt Mechanismen zu entwickeln, die dir beim Umgang mit deinen Ängsten - die wir btw. alle in verschiedenen Lebensbereichen haben - helfen usw.
Viel Erfolg!