Latein primäre und sekundäre Personalendungen?

1 Antwort

Hallo,

deine Frage ist erst einmal überraschend, da sie vermuten lässt, dass du dich mit einer sprachgeschichtlichen Farge im Bereich der Indoeuropäistik / Indogermanistik beschätigst, da für das Proto-Indoeuropäische gemeinhin drei Reihen von Personalendungen angesetzt werden: Primäre Endungen, sekundäre Endungen und stative / perfektive Endungen.

Im Lateinischen sind unter diesem Blickwinkel primäre und sekundäre Endungen zum größten Teil zusammengefallen, auf die Existenz zweier unterschiedlicher Endungsreihen weist vor allem das Vorhandensein zweier (aktiver) Endungen für die 1. Person Singular (-o vs. -m) hin. Dabei darf man das -m auf die primären Endungen zurückführen, das -o auf die sekundären.

Komplizierter sind die passiven Personalendungen, die ja nur im Präsensstammsystem auftauchen. Diese Endungen sind wohl eine Innovation des italischen und keltischen Zweigs der indoeuropäischen Sprachfamilie. Wenn ich mich richtig erinnere, meine ich einmal gelesen zu haben, dass diese teilweise auf die Stativendungen zurückzuführen sind, während -mini eine ursprünglich Partizipialendung ist.

Die lateinischen Indikativ-Perfekt-Endungen lassen sich größtenteils auf die Stativendungen zurückführen.

Eine interessante Theorie zur Herkunft der indoeuropäischen (und implizit der lateinischen) Personalendungen findest du hier:

https://www.academia.edu/4342008/The_PIE_verbal_endings

und hier:

https://www.academia.edu/4368120/The_PIE_verbal_endings_Part_II_

sowie hier:

https://www.academia.edu/3839788/The_Latin_perfect

Hoffe, das ist hilfreich.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Habe Latein und Französisch auf Lehramt studiert.