Latein Klausur: Welches Catull Gedicht käme in Frage?
Hey, ich schreibe am Dienstag eine Latein-Klausur und würde gerne eine nähere Auswahl von Catulls Gedichten treffen können, die mein Lehrer in der Arbeit vielleicht drannehmen könnte.
Er hat uns aber leider nicht sonderlich viele Hinweise gegeben. Im Unterricht haben wir die Carmina 1, 51, 109, 2, 3, 5, 83 und 92 behandelt. Die können zwar nicht drankommen, allerdings sollen wir deren Inhalt kennen, weil das Gedicht in der Arbeit mit einem der bereits im Unterricht behandelten Gedichte verglichen werden soll. Mit welchem erfahren wir erst in der Arbeit. Wenn ihr vielleicht ein paar Gedichte von Catull kennt, könntet ihr euch vorstellen, welches in der Arbeit drankommen wird, was mit einem von den oben genannten verglichen werden könnte? Neben den im Unterricht behandelten Gedichten, hat er uns zum Üben noch die Gedichte 43, 86 und 41 gegeben, diese werden in der Arbeit also sehr wahrscheinlich auch nicht drankommen.Vom Inhalt her haben sich alle um Lesbia gedreht und wir haben viel über deren Liebesbeziehung, halt die Interpretation-das was man in den Gedichten darüber erfahren hat, gesprochen. Ich gehe dementsprechend davon aus, dass sich das Gedicht in der Arbeit auch um Lesbia drehen wird, oder? Er meinte Das Gedicht könnte bis zu 80 Wörtern lang sein. Ich bin für jede Hilfe und jeden Tipp echt dankbar!!
Viele Grüße! :)
1 Antwort
70 und 72 passen sehr gut zu deinen Lesbia-Gedichten. Man kann sie sehr gut beide zusammen in 1 Arbeit bringen. Zusammen haben sie 89 Wörter. Du kannst sie sowohl miteinander als auch mit deinen bekannten Lesbia-Gedichten vergleichen.
LXX.
Nulli se dicit mulier mea nubere malle
quam mihi, non si se Iuppiter ipse petat.
Dicit: Sed, mulier cupido quod dicit amanti,
in vento et rapida scribere oportet aqua.
LXXII. ad Lesbiam
Dicebas quondam solum te nosse Catullum,
Lesbia, nec prae me velle tenere Iovem.
Dilexi tum te non tantum, ut vulgus amicam,
sed pater ut gnatos diligit et generos.
Nunc te cognovi: Quare etsi impensius uror,
multo mi tamen es vilior et levior.
‚Qui potis est?‘ inquis. Quod amantem iniuria talis
cogit amare magis, sed bene velle minus.
Übersetzung:
(70.)
Meine Frau sagt, dass sie keinen lieber heiraten wolle als mich,
auch nicht, wenn Jupiter selbst sie umwerbe.
(Das) sagt sie. Aber (das), was eine Frau ihrem gierigen Liebhaber sagt,
muss man in den Wind und die reißende Flut schreiben.
(72.)
Du sagtest einst, dass du Catull allein kennen (wolltest),
Lesbia, und (dass du) Jupiter nicht lieber als mich umarmen wolltest.
Ich liebte dich damals nicht nur, wie das einfache Volk eine Freundin,
sondern wie ein Vater seine Söhne und Schwiegersöhne liebt.
Nun kenne ich dich: Daher wenn ich auch heftiger vor Leidenschaft brenne,
bist du mir dennoch umso wertloser und unbedeutender.
‚Wie kann das sein?‘ fragst du. Weil den Liebenden ein solches Unrecht (= Untreue)
zwingt, mehr zu lieben, aber weniger tief zu empfinden.
Hier ist auch die Metrik (elegisches Distichon) gut zu testen.
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Aber schau dir auch die beiden bekannten Lieder Odi et Amo (Carmen 85) und Miser Catulle (Carmen 8) unbedingt an!!
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LXXXV.
Odi et amo. Quare id faciam, fortasse requiris.
Ich hasse und liebe. Warum ich es mache, fragst du vielleicht.
Nescio, sed fieri sentio et excrucior.
Ich weiß (es) nicht, aber ich fühle, dass [ergänze:] es geschieht und ich werde gequält.
VIII. ad se ipsum
Miser Catulle, desinas ineptire,
et quod vides perisse perditum ducas.
fulsere quondam candidi tibi soles,
cum ventitabas quo puella ducebat
amata nobis quantum amabitur nulla.
ibi illa multa cum iocosa fiebant,
quae tu volebas nec puella nolebat,
fulsere vere candidi tibi soles.
nunc iam illa non vult: tu quoque impotens noli,
nec quae fugit sectare, nec miser vive,
sed obstinata mente perfer, obdura.
vale puella, iam Catullus obdurat,
nec te requiret nec rogabit invitam.
at tu dolebis, cum rogaberis nulla.
scelesta, vae te, quae tibi manet vita?
quis nunc te adibit? cui videberis bella?
quem nunc amabis? cuius esse diceris?
quem basiabis? cui labella mordebis?
at tu, Catulle, destinatus obdura.
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(8.) Übersetzung: an sich selbst
Armer Catull, hör auf, dich unpassend zu verhalten,
und, das du siehst, das du verloren hast, halte für verloren!
Es strahlten einst glänzende Sonnen für dich,
als du (dorthin) zu kommen pflegtest, wohin das Mädchen (dich) führte,
geliebt von mir, so viel wie keine (je) geliebt werden wird,
als dort die vielen erfreulichen Dinge geschahen,
die du wolltest noch das Mädchen nicht wollte,
strahlten wahrlich glänzende Sonnen für dich.
Nun will jene nicht mehr: Du auch, Machtloser, wolle nicht,
noch verfolge die, die flieht, noch lebe unglücklich,
sondern ertrage mit fest entschlossenem Gemüt, sei hart!
Leb wohl, Mädchen, jetzt ist Catull hart,
er wird dich weder suchen, noch (dich) Unwillige bitten.
Aber du wirst leiden, wenn du von keinem mehr gebeten
werden wirst.
Verruchte, wehe dir! Welches Leben bleibt dir?
Wer wird nun zu dir gehen? Wem wirst du als schön erscheinen?
Wen wirst du nun lieben? Wem, wird man sagen, gehörst du?
Wen wirst du küssen? Wem wirst du die Lippen beißen?
Aber du, Catull, (bleibe) entschlossen (und) sei hart!