Könnte man die Teilung Deutschlands verhindern (1949)?

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https://www.youtube.com/watch?v=m4qDCLHEaXs

DOPPELTE STAATSGRÜNDUNG Die Spaltung Deutschlands, die keiner wollte

von Cay Rademacher

Deutschland soll besetzt, aber nicht zerrissen werden – darin sind sich die Alliierten nach dem Krieg einig. Doch schon Anfang 1946 beginnt, was zunächst keine der Siegermächte geplant hat: die schrittweise Teilung des Landes

Sommer 1945: Europa ist vom Zweiten Weltkrieg gezeichnet. Auch jenseits der Alten Welt herrscht Chaos: Unruhen im Nahen Osten, auf dem indischen Subkontinent und in Indochina. Bürgerkrieg in China, Kriegszerstörungen in Korea und in Japan. Verminte Küsten, zerstörte Häfen, gesprengte Brücken. 55 Millionen Menschen sind umgekommen, zahllose verkrüppelt. Millionen irren als Flüchtlinge über die Kontinente.

Was mit jenem Land geschehen soll, das einmal Hitlers „Drittes Reich“ gewesen ist, ist in diesem Sommer nur eines der vielen Probleme, mit denen sich die Staatsmänner der großen Drei beschäftigen müssen – die Führer jener Nationen, die allein fähig zu sein scheinen, Ordnung in das globale Chaos zu bringen. Geeint hat die USA, die UdSSR und Großbritannien der Kampf gegen Deutschland*. Nun wird sie kaum etwas so entzweien wie das Ringen um Deutschland.

* Frankreich gilt seit der Konferenz von Jalta im Februar 1945 als offizielle Siegermacht, wird aber nach Potsdam nicht eingeladen.

Doch schnell zeigt sich, dass jeder Alliierte die „vier D’s“ anders definiert. Und so führt nicht etwa ein gemeinsamer Plan der Siegermächte zur späteren Teilung Deutschlands – sondern deren Unvermögen, sich auf einen Plan zu einigen. Die handelnden Personen sind:

Winston Churchill, Großbritanniens Premier. Er weiß, dass der Zweite Weltkrieg sein Land an den Rand des Staatsbankrotts geführt hat. Nun steht das Empire in Europas Mitte und Südosten, im Iran und an der Grenze Indiens Russland gegenüber – jener Macht, mit der London in diesen Regionen seit Zarenzeiten konkurriert.

Doch inzwischen ist Großbritannien nicht mehr in der Lage, sich gegen russische Ambitionen zu wehren. London muss deshalb Verbündete gewinnen, vor allem die USA, und diese als Gegengewicht militärisch und wirtschaftlich in Europa halten. Das bedeutet aber auch: Ein wirtschaftlich, vielleicht gar militärisch starkes Deutschland, das sich in ein Bündnis gegen die UdSSR einbinden lässt, liegt im britischen Interesse.

Charles de Gaulle, Frankreichs Regierungschef. Der General ist zwar der Held der Grande Nation, doch selbst sein Charisma kann die fundamentalen Schwächen des Landes nicht überspielen. Die Vierte Republik kommt innenpolitisch nicht zur Ruhe und leistet sich schon bald einen Kolonialkrieg in Indochina, den es nicht gewinnen kann. Dabei hält Paris an einer Deutschlandpolitik fest, die aus dem 18. Jahrhundert stammt: Den östlichen Nachbarn sähe man am liebsten in Kleinstaaten zersplittert, das linke Rheinufer und das Ruhrgebiet mit seiner Kohlen- und Stahlindustrie unter zumindest indirekter französischer Kontrolle. Ein geeintes, wirtschaftlich starkes Deutschland ist also das Letzte, was Frankreich will.

Josef Stalin, Führer der UdSSR. Der Diktator wird von an Paranoia grenzendem Miss trauen gegenüber Deutschland beherrscht: Zweimal binnen einer Generation haben deutsche Truppen Russ land verwüstet. Ein drittes Mal soll es nicht geben. Zugleich hat sich seit mindestens 1944 seine Dis tanz zum militärisch und wirtschaftlich ungeheuer erfolgreichen Westen verstärkt – besonders zu den USA, die über die schrecklichste aller Waffen verfügen, die Atombombe. Also umgibt Stalin die UdSSR mit einem Ring abhängiger Staaten. Aus Deutschland will er so viele Reparationen wie möglich pressen und es als Gesamtstaat nur zulassen, wenn es an der Seite der Sowjetunion steht.

Harry Truman, Präsident der USA. Die meisten US-Diplomaten und -Militärs raten ihrem Präsidenten dringend, sich nach dem Sieg über Deutschland in Europa zu engagieren – anders als nach dem Ersten Weltkrieg. Damals hatten die USA den Alliierten zwar militärisch entscheidend geholfen, sich dann aber zurückgezogen. Aus diesem Grunde sei in den zwanziger Jahren die deutsche Wirtschaft kollabiert und habe sich eine Situation entwickelt, in der das Hitler-Regime überhaupt erst entstehen konnte. Deshalb müssten die USA jetzt um ihrer eigenen Sicherheit willen – und um die eigene Wirtschaft zu stärken –, Europa wirtschaftlich und politisch helfen.

Dabei ist in Washington von vornherein klar, dass eine solche Politik den Gegensatz zur Sowjetunion verstärken wird. Aber niemand hat vergessen, dass Stalin im Sommer 1939 einen Pakt mit Adolf Hitler geschlossen hatte. Und jetzt erlebt man entsetzt, wie rücksichtslos Stalin im von der Sowjetunion eroberten Osteuropa bürgerliche Politiker entmachtet und ihm hörige Regimes installiert.

Der Kalte Krieg bricht aus – und die inoffizielle Kriegserklärung ist eine mehrere Seiten lange Depesche, die George F. Kennan, Attaché an der US-Botschaft in Moskau, am 22. Februar 1946 an sein Außenministerium schickt: „Wir haben hier eine politische Macht, die fanatisch dem Glauben anhängt, dass es mit den Vereinigten Staaten keinen permanenten Modus vivendi geben kann, dass es wünschenswert und notwendig ist, die innere Harmonie unserer Gesellschaft zu vernichten, unsere traditionelle Lebens weise zu zerstören und die internationale Autorität unseres Staates zu brechen.“

Von nun an reagieren die USA offensiv auf die sowjetische Politik. Am 12. März 1947 gibt Truman eine Doktrin zur „Eindämmung“ sowjetischer Macht mit politischen, wirtschaftlichen und militärischen Mitteln bekannt. Drei Monate später wird der (nach dem US-Außenminister benannte) „Marshall-Plan“ verkündet: Im Lauf der nächsten Jahre sollen rund 14 Milliarden Dollar an Hilfe nach Europa fließen – auch nach Deutschland. Das Programm steht zwar offiziell allen Nationen offen, doch Stalin verbietet seinen Satellitenstaaten, daran teilzunehmen, und so erhält auch die deutsche Sowjetzone nicht einen Dollar.

Die Deutschen haben in diesen politischen Auseinandersetzungen nicht mehr als Statistenrollen. Ihr Land ist zu einer Bühne des Kalten Krieges geworden, und ihre Politiker können nur jene Spielräume nutzen, die durch Uneinigkeit der Alliierten entstehen (und manchmal auch durch deren Großmut).

Drei Männer tun sich hierbei vor allen anderen in Ost und West hervor: Konrad Adenauer, CDU, 1876 geboren, von 1917 bis 1933 Zentrumspolitiker und Oberbürgermeister von Köln, bis ihn die Nazis aus dem Amt jagen; ein genialer Taktiker und als katholischer Rheinländer erfüllt von tiefem Miss trauen gegenüber Preußen und somit Berlin.

Kurt Schumacher, SPD, Jahrgang 1895, Freiwilliger im Ersten Weltkrieg, Reichstagsabgeordneter, dann jahrelang Häftling der Nazis; ein Mann, der als Soldat einen Arm und als Folge der Nazi-Haft ein Bein verloren hat, der die Kommunisten verabscheut, aber den Westen nicht unbedingt mag; ein Sozialist, der das Großkapital abschaffen will, aber ein Patriot, der leidenschaftlich für ein neutrales, sozialistisches und pazifistisches Gesamtdeutschland plädiert; ein mitreißender Redner, der das geschundene, aber aufrechte Deutschland verkörpert.

Walter Ulbricht, 1893 geboren, erst SPD-, dann KPD-Mitglied, Reichstagsabgeordneter, als Emigrant in Moskau Überlebender der Stalin’schen „Säuberungen“; zäh, skrupellos, Stalin gegenüber bedingungslos loyal, aber mit der Vision eines kommunistischen Gesamtdeutschland. Ulbricht ist im April 1945 im Gefolge der Sowjetarmee heimgekehrt.

https://www.geo.de/wissen/23229-rtkl-doppelte-staatsgruendung-die-spaltung-deutschlands-die-keiner-wollte

Wie hätte die Teilung Deutschlands verhindert werden können?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hätte man die Teilung von DE verhindern können?

Das ist mit ja zu beantworten, wenn der Wille von Adenauer und seiner Hintermänner die USA mitgemacht hätten, denn Stalin sein Angebot war echt, einzig die Paktfreiheit schmeckte der westlichen Seite nicht. Auch das kapitalistische System war kein Problem, Oesterreich akzeptierte und bringt somit den Beweis, bei allem Gegenfeuer, welches hier von westlicher Seite dagegen geschossen wird.

Legende & Wahrheit: Adenauers vertane Chance zur Wiedervereinigung - WELT

Es ist anders gelaufen, hier jetzt protestieren ist daher müßig.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nein, da D nichts mehr zu sagen hatte. Das haben die Siegemächte unter sich ausgemacht.