Können wir jemals wirklich objektiv sein oder sind all unsere Wahrnehmungen subjektiv gefärbt?
Ich habe schon oft Erfahrungen gemacht, bei denen jemand versucht hat, objektiv auf eine Lage zu blicken, obwohl er viel zu tief drin steckte. Daher frag ich mich ob es überhaupt geht, wirklich zu 100% objektiv zu sein.
6 Antworten
Objektiv und subjektiv schließen sich nicht aus, beides sind reale Kategorien der Wahrheit. Wir selbst können nie bei allen Dingen 100% objektiv sein, denn wir vertreten immer einen subjektiven Standpunkt. Deine eigenen Beobachtungen sind also subjektiv, du kannst nur versuchen so neutral zu sein wie möglich, um dich einer Objektivität anzunähern, das geht aber nie vollständig. Tatsächlich sind die meisten unserer Ansichten subjektiv gefärbt, für uns wahr, aber unsere Perspektive ist eben nicht neutral und nicht übergeordnet/repräsentativ, das sollte man immer im Hinterkopf haben und somit mehr Verständnis für verschiedene Sichtweisen aufbringen.
Dennoch können wir aber z. B. innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft durchaus einzelne objektive Aussagen treffen, etwa das der Planet Erde um die Sonne kreist. Das basiert dann aber auf weitaus mehr als einfacher Beobachtung, es ist auch wissenschaftstheoretisch sehr fundiert untermauert, neben zig verteilten Kameraaufnahmen auch mit vielen empirischen Messreihen und indirekten Versuchsergebnissen belegt usw.
Nein, ist es nicht. Selbst "Wissenschaft" kann nicht 100% objektiv die Welt erkennen. Selbst wissenschaft "produziert" die Welt - sie ist "gemacht". Fun Fact: Das Wort "Fakt" stammt von "facere" (lateinisch, von arbeiten/ erzeugen/ herstellen) und bedeutet, dass man eine Erkenntnis (künstlich) durch wissenschaftliche Methoden hergestellt hat. Nicht, dass die Welt "wirklich" so ist..
Nein, ich glaube nicht, dass das geht.
Denn unsere Ansicht / Wahrnehmung basiert auf unserem Charakter, unseren Erfahrungen, unseren Ängsten, unserem Umfeld und co.
Das komplett loszulassen ist Menschen nicht möglich. Selbst eine KI kann oft eine Chathistorie nicht überwinden und völlig neutral antworten.
Und jedes Thema ist in irgendeiner Form mit etwas anderem verbunden.
Wahrnehmungen sind immer "subjektiv gefärbt", ein Jeder hat andere Erfahrungen, mit denen er Wahrgenommenes interpretiert. Man nimmt immer nur einen kleinen Teil dessen wahr, was das wahrzunehmende Objekt "von sich gibt".
Forschung, Wissenschaft, ist der wohl einzige Weg, Wahrgenommenes zu "objektivieren" so gut es geht.
Auch im täglichen Leben gilt das prinzipiell; Leute, die meinen, im Besitz absoluter, objektiver Wahrheit zu sein, haben bestimmte Absichten, mehr nicht.
In der Forschung gilt, ein Modell, eine Beschreibung der "Wirklichkeit" ist nur so lange gut, bis etwas zutreffenderes, "wahreres" kommt. Anders gesagt, auch da gibt es keine endgültig objektiven Dinge.
Bei der Beurteilung eines Menschen fließen immer subjektive Elemente mit hinein, selbst, wenn man es nicht will. Dass liegt daran, dass wir in uns einen Beurteilungsmaßstab angelegt haben, der auf Erfahrungen beruht. Und jeder Mensch hat unterschiedliche Erfahrungen im Leben gemacht. Darum wird jeder Mensch, bei der Bewertung einer Situation, zu einem anderen Ergebnis kommen.
LG von Manfred