Kinder Konflikt wieso keine Lösung vorgeben?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es bringt dem Kind nichts wenn man sagt, nun entschuldige dich mal bei Peter, bei Ina, bei Otto..... und 5 Minuten später macht der den selben Mist beim nächsten Kind.

Was hat denn das Kind dadurch gelernt. Ich kann den anderen immer schön alles kaputt machen und die anderen stänkern, ich muss ja nur Entschuldigung sagen, mehr passiert ja nicht.

Das ist eine Lektion die das Kind lernt. Es lernt, ich darf Blödsinn machen und damit der Erzieher oder die Eltern nicht so meckern brauche ich nur Entschuldigung sagen. Was das Kind nicht gelernt hat ist: Ich darf/soll nicht stänkern. Und noch etwas hat es gelernt: Damit gar kein Gemecker kommt sagt es gleich direkt nach der Tat Entschuldigung und versucht so den Konsequenzen zu entgehen.

Ich selber regele das etwas anders bei mir auf Arbeit. Erstmal werden die Regeln in zeitnahen Abständen immer und immer wieder durchgekaut. Dann haben wir jede Woche eine Gruppenpolizei Die wird immer jede Woche neu ermittelt. Die sollen nicht dazwischengehen, oder petzen, sondern wenn sie etwas sehen was nicht in Ordnung ist dem jeweiligen Kind nochmal die jeweilige Regel sagen die grade gebrochen wird. Die Kleinen nehmen diesen Posten sehr ernst und somit ist Streit auf ein Minimum herunter gebrochen. Des weiteren ist jeder mal dran und kann somit bei anderen beobachten wie man es nicht macht. Die sehen etwas, erklären dann stolz wie man es nicht macht, oder wie man es richtig macht und wiederholen so dann gleich nochmal die erlernte Regel. Dann achte ich darauf, das die Kids ausgelastet sind. Langeweile führt zu dummen Ideen und die führen dann zu stressigen Situationen.

Zuhause muss man das anders angehen. Die Kinder müssen eine richtige Streitkultur vorgelebt bekommen. Sie müssen nicht nur sehen wenn die Eltern sich streiten, sondern auch wie man sich wieder verträgt. Auch sollten die Kinder sehen oder auch mit einbezogen werden, wenn Dinge nicht gut laufen. Man setzt sich hin, redet miteinander, jeder hat Zeit zum Reden und jeder kann Ideen mit einbringen. Gelernt werden sollte ein miteinander und nicht ein gegeneinander. Das Leben ist halt kein Wettkampf bei dem der Stärkere gewinnt. Der stärkere kann im Sport gewinnen, oder auch mal bei einem Gesellschaftsspiel, aber bei einem Streit darf nicht der stärkere gewinnen, sondern es sollte eine Lösung gefunden werden, die für beide Seiten akzeptabel ist.

Auch als Elternteil kann man dafür sorgen. ZB wenn 2 Kinder vorhanden sind, das von den Spielsachen auch genügend vorhanden ist. Sandspielzeug mal als Beispiel genommen. Was nützt es, wenn man ein riesiges Set holt. Aber zB nur eine große und eine kleine Schaufel dabei ist? Wenn beide gleichzeitig mit der kleinen Schippe spielen wollen, dann ist Stress vorprogrammiert.

Zuhören, Sorgen ernst nehmen und viel reden ist da angesagt. Aber auch, das man Ideen des gegenüber oder auch des Kindes wert schätzt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich arbeite seit über 20 Jahren mit Kindern und Jugendlichen

Wie hast du dich denn als Kind gefühlt, wenn dir Erwachsene gesagt haben "Jetzt vertragt euch mal" "entschuldige dich" obwohl du das in dem Moment gar nicht so gefühlt hast? War deine Entschuldigung dann ehrlich? War der Konflikt damit behoben?

Hilfestellung leisten sollte man bei Bedarf natürlich, eine Lösung bei Konflikten vorgeben sorgt aber (auch bei Erwachsenen) nur dafür, dass man den Konflikt eigentlich nicht beseitigt hat. Kleine Kinder müssen erst noch ausloten, wie man Konflikte beseitigt - das passiert häufig durch Ausprobieren von Lösungen z.B. Kind B ist sauer weil Kind A ihm den Ball weggenommen hat. Kind A könnte jetzt versuchen ihm den Ball wieder zu geben, oder vielleicht auch ein alternatives Spielzeug anzubieten, oder auch erklären wieso es den Ball denn genommen hat ohne zu fragen. ODER sogar sich quer zu stellen und gar keine Lösung anzubieten.

Je nach "Gegenreaktion" lernt Kind A dann, welche Option hier künftig sinnvoller erscheint.

Wenns echt komplett festgefahren ist, ist Hilfe natürlich immer ein willkommenes Angebot. Zum Beispiel mal die Frage in den Raum zu werfen, "Du A, frag B doch mal wieso es ihn so wütend macht, dass du den Ball jetzt hast"

Ein "Du gibst den Ball jetzt zurück" wäre sicher die erwachsene "faire" Lösung : Aber doch eigentlich eine kontraproduktive, denn gelernt hat man hier nix.

Anonym13592 
Fragesteller
 16.04.2024, 19:17

Also lieber selbst versuchen lassen zu bewältigen. Wenn sie jetzt aber nur 1 Jahr alt sind, verstehen sie das ja nicht.

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Ich würd sagen, es kommt auf die Hintergrundfaktoren an....

Wie alt sind die Kinder - In welcher Situation befindet man sich grade (ist eine schnelle Handlung wichtig aufgrund Zeitmangel oder einer brenzligen Situation.... oder gehts eher um Alltagsgedöns wie "Süßigkeiten untereinander aufteilen" bzw. Spielzeug teilen) - Ist die geistige Entwicklung und der aktuelle Stand der emotionalen Entwicklung/ Reife dazu geeignet "es die Kinder alleine unter sich entscheiden lassen zu können".

Es gibt Situationen, da ists sinnvoll wenn ein Kind/ eine Gruppe von Kindern (also alles ab 2 Kinder aufwärts) etwas alleine bewältigt, selbst ein Problem erkennt, eine Problemlösungsstrategie entwickelt, selbst von sich aus auf die Idee kommt und den Mut dazu hat um einen Erwachsenen um Rat zu fragen.

Es gibt aber auch Situationen, da würde ein "learning by doing" eine potentielle Gefahr für die psychische oder sogar körperliche Gesundheit bedeuten. Simples Beispiel: Über die Zuggleise abkürzen um den gleich ankommenden Zug noch rechtzeitig erreichen zu können.

Meiner Meinung nach sollte man, wenn man den Umfang des aktuell bestehenden Problemes erkennt (und als akut nicht bedrohlich einordnet) , zumindest anbieten für das Kind/ die Kinder da zu sein falls sie einen Rat oder zumindest Gesprächspartner brauchen.