Kind grundlos angeschrieen

4 Antworten

Hallo brinki,

erst mal herzlichen Glückwunsch zu Deiner Grundeinstellung. Die ist genau richtig!

Dann zu Deiner Frage: Es ist nicht hilfreich bei der Erziehung, wenn Du dich ärgerst. Hast ja selber erlebt, dass das meist schiefgeht. Oder zumindest Effekte erzeugt, die Du mit Sicherheit nicht gewünscht hast. Um das Problem langfristig und stressfrei in den Griff zu bekommen, braucht das Kind eine regelmäßige Struktur. Das heiß immer zur gleichen Zeit ins Bett, und ein Einschlafritual. Wir haben immer eine GuteNachtGeschichte vorgelesen, haben dann noch einen Augenblick gewartet und sind dann gegangen. Die Kinder haben sich sehr schnell daran gewöhnt. Das heißt aber auch, den eigenen Lebensrhythmus an das Kind anzupassen. Nicht immer irgendwelche Freunde/Bekannte/Verwandte besuchen, und das Kind geht zu unregelmäßigen Zeiten zu Bett. Da musst Du halt pünktlich zur Schlaafenszeit zuhause sein!

Dann haben die Meisten von uns erlebt, wie sich die Eltern aufgeregt haben, und wir als Kinder haben dann die Verantwortung auf uns genommen, und gemeint, wir seien dafür verantwortlich, dass sich die Eltern nicht ärgern müssen. Das ist, wie Du schon selbst gemerkt hast, Unsinn. Aber wir haben dieses Verhalten am Vorbild gelernt, und nun ist es unsere ganz instinktive Reaktion darauf, dass das Kind anders reagiert, als uns das gefallen würde. Das kenne ich auch von mir. Mir hat da immer ein innerer Standpunktwechsel geholfen (hat sich tatsächlich so angefühlt, als würde ich von einer Stelle zu einer anderen Stelle gehen): Ich habe mir dann gesagt: „Aha, das Kind kann dieses oder jenes noch nicht, das muss es erst noch lernen! Dafür bin aber ich zuständig!“ Das hat den Ärger aus der Situation genommen und die Verantwortung bei mir gelassen. Die Kinder sind schließlich nicht dafür verantwortlich, dass wir uns ärgern, das liegt ganz allein bei uns selbst. Wir haben dann immer mit unseren Kindern geredet. Es war immer wieder erstaunlich, wie vernünftig schon zweijährige sein können. Das hat uns sehr geholfen, denn die Kinder wussten dann, was wir von ihnen erwarten, und vor allem warum. Ntürlich verstehen sie das nich nicht im Detail, aber sie spüren, dass wir nur ihr Bestes wollen.

Wennn Du Dich ärgerst, lernt das Kind natürlich auch von Dir als Vorbild: es lernt, wenn ich Theater mache, kann ich meinen Willen durchsetzen! Das wird Dir bei der weiteren Erziehung Deines Kindes nicht weiterhelfen, denn Du musst ihm dann lernen, dass Du die Stärkere bist, und Du Dich durchsetzen wirst. Das Kind lernt dann: „Wenn ich nur gemein und stark genug bin, kann ich meinen Willen immer durchsetzen!“ Das wirst Du dann vor Allem in der Pubertät zu spüren bekommen, denn wie sagte doch Jesper Juuhl? „Pubertät is payback-Time!“

Meine Kinder haben mir übrigens sehr schnell und effektiv dabei geholfen, diesen inneren Standpunktwechsel durchzuführen: Wenn ich mich geärgert habe, war es ziemlich sinnlos irgendetwas den Kindern klarzumachen. Das funktionierte nur in ruhigem und gelassenem Ton. Und da Erfolg ein Verhalten verstärkt (ein ganz wichtiges Lerngesetz, merk Dir das unbedingt!) habe ich sehr schnell gelernt mich nicht mehr zu ärgern. Vor allem weil sich in den Gesprächen immer herausgestellt hat, dass die Kinder gar keine böse Absichten hatten!

Ansonsten, nimm die Kleine in den Arm und entschuldige Dich. Sag ihr, dass Du das in Zukunft anders machen willst!

brinki123 
Fragesteller
 27.04.2014, 12:01

Viele Dank für deine Antwort, viele Grüße

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Morgen hat sie es bereits vergessen, sogar sofortiges wecken wäre sinnlos. Ändere Dein Verhalten, und gut ist.

Nimm sie morgen in den Arm und sag ihr, dass du gestern einfach genervt warst und nicht so heftig hast reagieren wollen. Dein Kind hat eben gerade etwas gelernt. Eltern haben auch nur Nerven wie alle anderen Menschen auch. Passiert gelegentlich, darüber kann man reden und zusammen noch andere Sachen finden wo man mal genervt war und dann macht man wieder Frieden. Frieden machen ist etwas sehr Wertvolles. Menschen haben Konflikte und es gehört zum Lernprogramm damit umzugehen. Du kannst die Gelegenheit gleich nutzen und deinem Kind lernen, dass die Eltern einen auch lieb haben, auch wenn sie gerade mal ärgerlich sind. LG

mein Kind ist 2 Jahre und ich muss es auch immer wieder schimpfen. Du musst überhaupt gar kein schlechtes Gewissen haben. Im Gegenteil, dein Kind weiß jetzt das Du auch mal "austicken" kannst. Sie hat dadurch gemerkt, dass Du es wirklich ernst meinst. Du kannst morgen mit ihr reden, dass Du traurig warst, dass Du sie ausschimpfen musstest. Aber entschuldigen brauchst Du dich nicht. Du musst Dein Verhalten auch nicht ändern, es ist völlig normal, dass Eltern ihre Kinder mal ausschimpfen müssen. Wenn Du gar keinen Rat weißt, wie Du sie Abends ruhig bekommst, dann frag doch eine Beratungsstelle für Erziehung oder ähnliches. Viel Erfolg

Barney123  10.05.2014, 18:05

Nun, meine Kinder sind inzwischen Erwachsen. Ich habe das ganz anders gemacht! Kein schlechtes Gewissen eingeredet (das führt später im Leben zu persönlichen Shcwächen)

Ich habe nie bereut, das ganz anders gemacht zu haben!

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